Tote durch Anschläge und Polizei zum Feiertag in der Türkei

1.5.2016, 16:37 Uhr
Bei einem Autobomben-Anschlag in Gaziantep kam mindestens ein Polizist ums Leben.

© REUTERS Bei einem Autobomben-Anschlag in Gaziantep kam mindestens ein Polizist ums Leben.

Die Polizei in Istanbul ist gewaltsam gegen zwei nicht genehmigte Kundgebungen zum 1. Mai vorgegangen. Im Zentrum der türkischen Metropole setzte sie am Sonntag Wasserwerfer und Tränengas gegen Dutzende Demonstranten ein, die trotz eines Verbots versuchten, zum abgeriegelten Taksim-Platz vorzudringen.

Ein 57-jähriger Passant wurde von einem Wasserwerfer überfahren und getötet, als er am Rande der Auseinandersetzungen eine Straße überqueren wollte. Die Behörden hatten sich mit den Gewerkschaften darauf geeinigt, die traditionelle Kundgebung zum 1. Mai auf ein riesiges Areal in der Nähe des internationalen Flughafens zu verlegen.

Als Mitglieder der pro-kurdischen Partei HDP versuchten, dort eine eigene Protestkundgebung abzuhalten, wurde diese ebenfalls von der Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern aufgelöst. Mehrere Demonstranten wurden nach Angaben eines AFP-Fotografen festgenommen.

Im Zentrum Istanbuls nahm die Polizei nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu 36 Menschen fest, die zum Taksim marschieren wollten. Zahlreiche Barrieren versperrten den Weg zu dem zentralen Platz, die Behörden hatten zudem knapp 25.000 Polizisten im Einsatz.

Tödlicher Anschlag in Gaziantep

Gut eine Woche nach dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der südosttürkischen Stadt Gaziantep ist auf das dortige Polizei-Hauptquartier ein Autobomben-Anschlag verübt worden. Das Amt des Gouverneurs teilte mit, ein Polizist sei bei der Detonation am Morgen des Maifeiertages vor dem Gebäude getötet worden. 19 Polizisten und vier Zivilisten seien bei dem "heimtückischen Angriff" am Sonntag verletzt worden.

Auf Fernsehbildern waren Krankenwagen an der Einfahrt zu dem Polizei-Hauptquartier zu sehen, Trümmer lagen auf der Straße. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. In der Türkei gelten am Sonntag wegen des Maifeiertages verschärfte Sicherheitsvorkehrungen.

IS agiert in der Region

Bundeskanzlerin Merkel hatte am Samstag vor einer Woche die Stadt Gaziantep und ein Flüchtlingscamp in der gleichnamigen Provinz besucht. Die Provinz Gaziantep grenzt an Syrien an. Das Auswärtige Amt rät von Reisen in das Grenzgebiet zu Syrien und zum Irak dringend ab und nennt dabei auch Gaziantep.

In der Region agiert der IS, der in Gaziantep-Stadt vor drei Wochen einen IS-kritischen syrischen Journalisten tötete. In der Südosttürkei ist außerdem die PKK aktiv. Gegen die PKK geht die türkische Armee seit Mitte Dezember mit groß angelegten Operationen vor, die allerdings nicht die Stadt Gaziantep betreffen. Bei diesen Operationen wurden am Sonntag im Distrikt Nusaybin an der syrischen Grenze mindestens drei Soldaten getötet. 14 Soldaten seien bei dem "bewaffneten Angriff" der PKK verletzt worden, teilte die Armee mit.

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, die Sicherheitskräfte seien in eine Sprengfalle geraten. In Nusaybin liegt ein Schwerpunkt der Militäroperationen gegen die PKK. Anadolu meldete, in der Grenzstadt Kilis seien am Sonntag erneut Raketen aus Syrien eingeschlagen. Vier Menschen seien verletzt worden.

Feierlichkeiten wurden abgesagt

Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, in der südosttürkischen Stadt Adana seien die Feierlichkeiten zum Tag der Arbeit wegen Warnungen vor einem Selbstmordanschlag abgesagt worden. In den vergangenen Monaten haben sowohl die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als auch ein Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in türkischen Städten Selbstmordanschläge verübt.

Nach einer Reihe blutiger Anschläge, zu denen sich radikale Islamisten sowie eine militante kurdische Splittergruppe bekannten, ist die Sicherheitslage in der Türkei äußerst angespannt. In der Hauptstadt Ankara nahm die Polizei am Sonntag vier mutmaßliche Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) fest, die Anschläge auf die Feiern zum 1. Mai geplant haben sollen.

Der Artikel wurde am Sonntag, 1. Mai, um 16.30 Uhr aktualisiert.

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