16 Jahre im Amt

Verdienstorden für Angela Merkel: Söder dankt der ersten deutschen Kanzlerin

21.6.2023, 19:58 Uhr
16 Jahre lang regierte Angela Merkel als erste Kanzlerin. Den Verdienstorden überreichte ihr Markus Söder.

© Sven Hoppe/dpa 16 Jahre lang regierte Angela Merkel als erste Kanzlerin. Den Verdienstorden überreichte ihr Markus Söder.

Plötzlich ist sie wieder da: An der Seite von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betritt Altkanzlerin Angela Merkel am Mittwochnachmittag das prunkvolle Antiquarium der Münchner Residenz. Und anders als so oft in früheren Jahren haben Merkel und Söder an diesem Nachmittag beide Grund zur Freude. Die ehemalige CDU-Chefin erhält für ihre Rekord-Kanzlerschaft von 16 Jahren Bayerns höchste Auszeichnung - den Bayerischen Verdienstorden.

Versöhnliche Töne von Merkel an Söder

"Es ist mir eine große Ehre und ja, vielleicht auch nicht in die Wiege gelegt gewesen, dass Sie oder dass Du mir heute, lieber Markus Söder, den bayerischen Verdienstorden in diesem feierlichen Rahmen verleihst", sagt Merkel. Ihre Danksagung ist - wie bei Merkel meist üblich - keine emotionale Rede, gleichwohl blitzt hier und da auch Persönliches und wenn man so will, auch etwas Ironie hervor.

Das Verhältnis Bayerns zur Bundesregierung sei wie das Verhältnis von CDU und CSU "nie ganz spannungsfrei" gewesen, betont Merkel, die selbst mit vielen CSU-Chefs immer wieder Streitigkeiten auskämpfen musste. Doch "hier und heute sind nicht der Ort und nicht die Zeit, darüber nun in aller Ausführlichkeit zu sprechen", sagt Merkel. Was zählt sei schließlich, "was hinten rauskommt", zitiert sie Altkanzler Helmut Kohl. Und das seien - nach zum Teil hartem Ringen - immer gemeinsame Lösungen und Kompromisse gewesen.

Danke für 16 Jahre als Kanzlerin

"Hier und heute" will auch Söder nicht groß über Streitpunkte vergangener Jahre sprechen. "Wenn man 16 Jahre Bundeskanzler ist, 5860 Tage, so hat man es mir aufgeschrieben, das allein überlebt und durchlebt zu haben, ist schon eine Leistung", sagt er. Gerade Bayern habe von Merkels Regierungszeit ganz besonders profitiert. "Mir geht es einfach darum, danke zu sagen."

Seit 1957 wird der bayerische Verfassungsorden "als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk" verliehen. Maximal 2000 lebende Personen dürfen ihn bekommen, Merkels Orden hat die Nummer 5871. Dass Söder einen solchen Preis einmal an Merkel überreicht, hätte zumindest zu Zeiten der Flüchtlingskrise niemand je gedacht.

CDU und CSU - Kritik und Versöhnung

Unter ihrem damaligen Parteichef Horst Seehofer hatten die CSU und auch Söder direkt die Asylpolitik der Kanzlerin oft scharf kritisiert und dabei sogar einen Bruch mit der Schwesterpartei riskiert. Von "unterschiedlichen Vorstellungen" in der Migrationsfrage spricht Söder nun rückblickend. "Unstrittig" sei aber gewesen, dass "die Humanität ganz groß geschrieben werden muss".

Zum Ende von Merkels Amtszeit hatte auch Söder dann zunehmend versöhnlichere Töne angeschlagen. In Erinnerung geblieben sind auch die Bilder von Söder und Merkel auf einem Schiff auf dem Chiemsee im Sommer 2020, als die Kanzlerin bei einer Sitzung des bayerischen Kabinetts auf Schloss Herrenchiemsee dabei war. Ob vor Alpenpanorama oder im prunkvollen Spiegelsaal des Schlosses - die inszenierten Fotos suggerierten Harmonie und Einigkeit.

Söder lobt Merkel auch für ihr Krisenmanagement

Mit großen Worten lobt Söder daher nun gerne Merkels Umgang mit Krisensituationen - ob Corona-, Finanz- oder sogar Flüchtlingskrise -, so auch bei der Ordensverleihung. "Du hast uns (...) durch schwerste Krisen geführt, Krisen, die nicht absehbar in der Dimension tief unser Land erschüttert haben", sagt er. Als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz war Söder zu Beginn der Corona-Pandemie stets an Merkels Seite - wie "Mutti und der Schwiegersohn, die das Land gemeinsam durch schwere Zeiten führen", nannte er es mal selbst.

Pandemie als "prägendste Zeit"

Die Pandemie sei für ihn wahrscheinlich die "prägendste Zeit" seines politischen Lebens gewesen, sagt Söder. Merkel habe er damals oft SMS geschrieben - "wahrscheinlich mehr als gewünscht". Zurück seien "Konfuzius-SMS" mit Weisheiten der damaligen Kanzlerin gekommen, so Söder. "Dankeschön für diese Zeit."

"Dass du natürlich noch viel mehr geschafft hast, weiß jeder", sagt Söder. Sie sei schließlich auch die erste Frau und die erste Ostdeutsche in der Funktion als Kanzlerin gewesen. Ende gut, alles gut. An diesem Tag in der Münchner Residenz trifft der Spruch auf alle zu.

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