Winnetou-Debatte hält an

"Von der breiten Öffentlichkeit aufs Maul bekommen": Aiwanger schimpft über "Woke"-Bewegung

Ella Gößelein

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6.9.2022, 18:53 Uhr
Hubert Aiwanger, Vorsitzender der Freien Wähler und stellvertretender Ministerpräsident von Bayern, schimpft über die "Woke"-Bewegung.

© Daniel Karmann/dpa Hubert Aiwanger, Vorsitzender der Freien Wähler und stellvertretender Ministerpräsident von Bayern, schimpft über die "Woke"-Bewegung.

"Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben", erklärte der Ravensburger Verlag Anfang August auf Instagram und gab damit bekannt, die Bücher über den jungen Häuptling Winnetou vom Markt zu nehmen. Der Grund: Den Verlag hatten zahlreiche kritische Stimmen erreicht, die aufgrund der stereotypen Darstellung von indigenen Völkern kulturelle Aneignung und Rassismus in den Büchern vermuten.

Vor allem auf Social-Media wurde seither eine hitzige Debatte über die Entscheidung des Verlags geführt, in die sich nun auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger einmischt. Auf Twitter schreibt er: "Ist interessant, wie einige 'Woke' jetzt zurückrudern u behaupten, 'niemand wollte #Winnetou abschaffen' (weil sie mit der breiten öffentlichen Empörung nicht gerechnet haben). Natürlich wolltet Ihr das, Ihr Lügenbeutel! Ich sag nur 'niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen'."

Der letzte Satz ist eine Anspielung auf die berühmte Lüge des DDR-Staatschef Walter Ulbricht, der noch kurz vor dem Mauerbau zwischen Ost- und Westdeutschland versicherte, keine Mauer bauen zu wollen. Die anschließende Kritik anderer Twitter-User will Aigwanger nicht gelten lassen. "Krieg in der Ukraine, Klimakrise, Energiekrise...Aber klar erstmal Winnetou retten (den niemand verboten hat)...Sie spielen wirklich die ganz großen politischen Themen", meint ein User. Daraufhin antwortete Aiwanger: "Ihr 'Woken' Bevormunder habt angefangen, mit #Winnetou u Indianer herumzunörgeln. An Fasching nicht mehr als Verkleidung nehmen etc. Jetzt, wo Ihr von der breiten Öffentlichkeit aufs Maul bekommen habt, sagt ihr kleinlaut und scheinempört 'wir haben doch wichtigere Themen'."

Insgesamt fielen die Reaktionen auf Aiwangers Tweet größtenteils negativ aus. "Kümmern Sie sich auch mal um ihren Job?", fragt ein User zynisch. Der Wirtschaftsminister gebe falsche Fakten wieder und sei auf einen künstlich erzeugten Shitstorm hereingefallen, so die Kritik der User.

Zuletzt hatten aufgrund der Debatte auch andere Institutionen angekündigt, einen sensibleren Umgang mit Diskriminierung finden zu wollen. Der Mitteldeutsche Rundfunk gab beispielsweise bekannt, Filme, die rassistische Stereotype und Diskriminierungen beinhalten, zukünftig mit einem einordnenden Hinweis versehen zu wollen.

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