Warum Horst Seehofer wohl weitermachen wird

20.4.2017, 17:54 Uhr
Bei der CSU herrschen derzeit Wochen der Entscheidung: Wird Horst der Nachfolger von Seehofer?

© dpa/Sven Hoppe Bei der CSU herrschen derzeit Wochen der Entscheidung: Wird Horst der Nachfolger von Seehofer?

Seehofer, Jahrgang 1949 und damit demnächst 68 Jahre alt, mutet sich mehr zu als viele andere in seinem Alter. Seit 2008 führt er die CSU und die Regierungsgeschäfte des Freistaates Bayern. Er weiß, wie anstrengend der Job sein kann. Und wie fragil seine Gesundheit. 2002 hat ihn eine Herzmuskelentzündung drei Wochen auf die Intensivstation gebracht. Er hat knapp überlebt und versichert, er werde kürzertreten, sollte er in die Politik zurückkehren.

Hohe Wetten

Davon ist er weiter entfernt denn je. Natürlich hat es Phasen gegeben, da spielte Seehofer mit dem Gedanken ans Aufhören. 2012 zum Beispiel, ein Jahr vor der Landtagswahl, beteuerte er, er werde, wenn er gewählt sei, "fünf Jahre bleiben. Dann ist Schluss. Dann werde ich den Übergang organisch organisieren." 2013 bot er jedem eine Wette an, dass sein Wort gelte. Niemand schlug ein. Bis sich 2014 die ersten Risse in seiner Überzeugung zeigten. Doch ab da wettete Seehofer nicht mehr.

Er werde sich mit seiner Familie beraten, hatte er vor Ostern erklärt und angekündigt, sich auch von seinen Ärzten durchchecken zu lassen. Am Montag will er das Ergebnis eines Entscheidungsprozesses verkünden, den er über Monate gezogen hat, und an dessen Ergebnis dennoch kaum je Zweifel bestanden hatten. Seehofer werde weitermachen, davon gehen alle aus, in beiden Ämtern.

Dabei war das Hin und Her auch für die CSU-Spitze kräftezehrend. Denn Seehofers Weg zu einem weiteren Anlauf für den Posten des Parteichefs im Herbst diesen und für eine weitere Amtszeit als Ministerpräsident im Herbst nächsten Jahres war nicht stringent. Mal hat er seine Kandidatur angedeutet, mal dementiert.

In Wahrheit zehrt auch bei ihm das Alter an den Kräften. Seehofer verzichte auf viele Außentermine, die seine Vorgänger noch wahrgenommen hätten, heißt es in der CSU. Dass er kürzertritt, verübeln sie ihm nicht. Das Programm ist hart genug, und es wird in den kommenden Monaten mit zwei für die CSU existenziell wichtigen Wahlen nicht leichter werden.

Herrmann nach Berlin?

Umso mehr irritiert es seine Parteifreunde, wie kurvenreich Seehofer den Weg für seinen Verbleib gestaltet hat mit all den Varianten, dass es eine Doppelspitze brauche, dass der Spitzenkandidat für die Bundestagswahl nach Berlin gehöre und Parteichef sein müsse. Und dass das alles wiederum doch nicht gelte, vor allem dann nicht, wenn er selbst im Amt bleibe. Schließlich sei er der Einzige, der in Berlin seine "Wirkungsmacht auch aus München entfalten" könne.

Also wird Seehofer nach Lage der Dinge wenigstens den CSU-Vorsitz und den Ministerpräsidenten-Posten behalten, dürfte Joachim Herrmann für den Bundestag kandidieren und auf den Posten des Bundesinnenministers hoffen, vielleicht sogar den Spitzenkandidaten machen für die Bundestagswahl. Oder auch nicht, weil viele trotz allem Seehofer für den zugkräftigeren Kandidaten halten. Wer Herrmann ins bayerische Innenministerium nachfolgen könnte? Vielleicht wechselt Justizminister Winfried Bausback das Ressort, dann folgt ihm dafür CSU-Innenpolitiker Florian Herrmann. Vielleicht wird der auch direkt neuer Innenminister Bayerns, vielleicht ein ganz anderer.

Söder wartet "entspannt"

Markus Söder wiederum sagen seine Freunde nach, er habe die Situation längst akzeptiert und sehe die Sache entspannt. Das kann er auch. Seehofer wird bei der Landtagswahl 69 sein – er, der übrigens 2008 bei seinem Amtsantritt alle über 60 aus dem Kabinett feuerte, weil die CSU sich verjüngen müsse. Söder ist gerade erst 50 geworden. Er hat Zeit. Jetzt braucht er nur noch Geduld.

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