Getreide-Engpass

Wegen knapper Lebensmittel: Ministerin Schulze ruft zum Fleischverzicht auf

30.3.2022, 10:55 Uhr
Die Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze ruft Verbraucher zum Fleischverzicht auf. 

© Kay Nietfeld, dpa Die Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze ruft Verbraucher zum Fleischverzicht auf. 

"60 Prozent des weltweit produzierten Maises wird an Tiere verfüttert, in der EU ist es bei Weizen ähnlich", so Schulze in einem Interview gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Es würde der Getreideversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern mittel- und langfristig sehr helfen, wenn wir in den reichen Ländern weniger tierische Produkte essen würden."

Deutschland bezieht einen großen Teil der Getreideexporte aus Russland und der Ukraine. Die Weizenpreise sind bereits stark gestiegen, Experten warnen schon jetzt vor einem Mangel. Schulze sagt weiter, wenn ein Produkt knapp sei, müsse der Verbrauch gedrosselt werden. "Getreide gehört zuallererst auf den Tisch – und zwar ohne den Umweg über den Futtertrog. Damit ein geschlachtetes Schwein eine Kalorie liefert, muss es zu Lebzeiten drei Kalorien pflanzliche Nahrung vertilgen."


Die Ministerin rechnet vor, dass ein Rückgang der Schweinefleischproduktion um 30 Prozent etwa ein Zehntel der Ackerfläche in Deutschland freimachen würde. "Darauf könnte man fünf Millionen Tonnen Getreide anbauen", so Schulze. Längerfristig würde sich so weltweit die Versorgungslage verbessern. Zudem denkt sie über eine Reduzierung des Mais- und Getreideanteils im Biosprit nach. Angesichts der Lebensmittelknappheit sei sie dafür, "zu prüfen, ob es Spielräume für schnelle Anpassungen gibt". Im Tank seien Mais und Getreide in diesen schwierigen Zeiten "am schlechtesten aufgehoben".

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