Weihnachtsferien vorverlegt: Viele Eltern und Verbände sind verärgert

24.11.2020, 17:06 Uhr
Zwei Tage früher als ursprünglich geplant sollen die bayerischen Schüler in die Weihnachtsferien starten. Eine Idee, die zwar bei den Kindern gut ankommt, einige Eltern aber vor ein Betreuungsproblem stellt.  

© Daniel Karmann, dpa Zwei Tage früher als ursprünglich geplant sollen die bayerischen Schüler in die Weihnachtsferien starten. Eine Idee, die zwar bei den Kindern gut ankommt, einige Eltern aber vor ein Betreuungsproblem stellt.  

"Meine Kinder freuen sich darüber. Ich nicht. Ich arbeite im Einzelhandel und habe vor Weihnachten eine Urlaubssperre.“ Eine Hörerin lässt ihrem Ärger, kurz nachdem sich die Nachricht der verlängerten Weihnachtsferien verbreitet hat, in einer Radio-Sendung freien Lauf. Auch in unserer Facebook-Gruppe „Familie in Franken“ betonen Eltern, dass es nicht für jeden einfach sein dürfte, die Kinder zu betreuen.

So sieht das auch der Landesvorsitzende des Bayerischen Elternverbandes: „Wir sind über die Nachricht nicht sehr glücklich. Den Eltern wurde in diesem Jahr schon genug zugemutet“, sagt Martin Löwe. Er und seine Kollegen bekommen nicht erst seit der neuesten politischen Entscheidung zum Schulbetrieb den Frust vieler Eltern ab.

Vorlauf von gut drei Wochen

Immerhin, so der Landesvorsitzende, sei die Regierung mit der Nachricht nicht von jetzt auf gleich um die Ecke gekommen, sondern habe den Eltern gut drei Wochen Vorlauf gegeben. Dennoch ändere dies nichts an dem Kernproblem. Viele haben keine freien Tage mehr zur Verfügung oder gehören Berufsgruppen an, für die Homeoffice nicht möglich ist. Sie fragen sich nun zu Recht: Wohin mit den Kindern an den zusätzlich freien Tagen?

Ob neben Schulen auch Horte früher in die Ferien gehen, ist noch offen. Das Nürnberger Jugendamt möchte den Corona-Gipfel der Bundesregierung am Mittwoch abwarten und danach eine Entscheidung für die 70 städtischen Einrichtungen fällen.


Söder: Bayern startet früher in die Weihnachtsferien


„Die Begründung für dieses Vorgehen leuchtet uns nicht ein“, ärgert sich Löwe. In den Schulen gäbe es einen festen Klassenverbund. Wenn nun die Kinder zu Hause seien und Freunde zum Spielen einladen dürften, so Löwes Überlegung, könnte sich dies auf das Infektionsgeschehen ebenso auswirken. Gleiches gelte seiner Meinung nach für die angedachte Notbetreuung am Montag, 21. Dezember und Dienstag, 22. Dezember. „Noch weiß niemand, wie viele Kinder von ihren Eltern notgedrungen in die Betreuung geschickt werden und ob es feste Gruppen gibt.“

Betreuungsproblem statt Unbeschwertheit

Problematisch findet diese Entscheidung auch die Initiative „Familien in der Krise“: „Um das Infektionsrisiko erheblich zu reduzieren, müssten sich in erster Linie Erwachsene isolieren und Kontakte im privaten und beruflichen Umfeld reduzieren“, findet Tobias Oelbaum. „Für viele Familien, die nach Schulschließungen, monatelangen Wechselunterricht und Sommerferien keine Resturlaubstage mehr haben, klingen diese Worte wie Hohn. Statt Unbeschwertheit stehen viele Familien wieder vor der Aufgabe, die Betreuung irgendwie zu organisieren, im Notfall mit den Großeltern“, so Oelbaum.

Für die Entscheidung der Politik gibt es nicht nur Kritik. „Ich finde das richtig, aber man darf nicht glauben, dass Schüler dann zu Hause sitzen und Däumchen drehen“, kommentiert eine Nutzerin auf Instagram.

Genau darin könnte ein zusätzliches Problem liegen: Das Infektionsrisiko werde durch die fast einwöchige Karenzzeit zwischen Schulunterricht und Weihnachten „erheblich gesenkt“, argumentiert zwar Ministerpräsident Markus Söder.

Allerdings würde dieses Argument auch gelten, wenn es um den ersten Schultag nach den Weihnachtsferien geht. Denn wenn sich Kinder in den Ferien mit Freunden und Verwandten treffen dürfen – weil die strengen Regeln vor Weihnachten dies ermöglichen könnten - könnten sie sich im privaten Umfeld mit dem Coronavirus infizieren und es unerkannt in die Schulen tragen.

Daher befürchten einige Eltern, dass die Ferien über den geplanten ersten Schultag am 11. Januar hinaus verlängert werden könnten, sollte die Zahl der Neuinfektionen nicht schrumpfen.

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