Wie Europa auf den FPÖ-Erfolg in Österreich reagiert

26.4.2016, 12:17 Uhr
Norbert Hofer hat am Sonntag einen entscheidenden Schritt in Richtung Präsidentenposten in Österreich getan.

© dpa Norbert Hofer hat am Sonntag einen entscheidenden Schritt in Richtung Präsidentenposten in Österreich getan.

"Hart in der Sache, verbindlich im Ton" - das sei seine Lebensphilosophie, schreibt FPÖ-Kandidat Norbert Hofer auf seiner Internetseite. Und die dürfte dem 45-jährigen Rechtspopulisten bei der Präsidentschaftswahl in Österreich entscheidend geholfen haben. Überraschend deutlich war Hofer am Sonntag laut amtlichem Endergebnis mit 35 Prozent in die Stichwahl eingezogen. Sanftmütig, wertkonservativ, entschlossen: Mit dieser Charakterprägung ist Hofer nicht nur dem Präsidentenposten nähergerückt, er hat auch das Image der rechten FPÖ poliert.

Klar, dass dies in der eurpäischen Presse Schlagzeilen macht. Hier eine Auswahl der Stimmen:

"Lidove noviny" aus Tschechien:

Die konservative Zeitung "Lidove noviny" aus Tschechien schreibt am Dienstag zum Sieg der rechtspopulistischen FPÖ in der ersten Runde der Präsidentenwahl in Österreich:

"Norbert Hofers Triumph ist ein weiteres Steinchen im Mosaik, das sich Aufstand gegen die Eliten nennt. Das belegt der zweite Platz für Alexander Van der Bellen, denn auch er ist weder ein Repräsentant der etablierten Sozialisten noch der Konservativen. (...) Das ständige Regieren in großen Koalitionen hat in Österreich keine Chance mehr. Es sollte ursprünglich ein Regieren ohne Extremisten und Populisten ermöglichen.

Dass die Vertreter der etablierten Parteien am Sonntag bereits in der ersten Runde versagt haben, ist ein klarer Beweis, dass dieser Weg in die Hölle führt. Das Wahlergebnis ist keine unmittelbare Reaktion auf die Migrationskrise. Österreich hat sich bereits im vorigen Jahr von der sogenannten Willkommenskultur losgesagt. Das reicht den dortigen Wählern zwar nicht, aber sie meutern in erster Linie gegen die Eliten, die sich den Staat untereinander aufgeteilt haben."

"La Repubblica" aus Rom:

Den Erfolg der FPÖ bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich kommentiert die römische Zeitung "La Repubblica" am Dienstag: "Der Erfolg des Kandidaten der extremen Rechten kam selbst für die Buchmacher unerwartet (...). Wer nach den tieferen Gründen für die österreichische Wende sucht, der braucht sich nur den Slogan der Liberalen zum brennendsten Thema anzuschauen. "Null-Zuwanderung":

Das ist die Lösung, die Strache und die Seinen vorschlagen. Jörg Haider, der Parteigründer, würde grinsen, wenn er noch am Leben wäre. (...) Die Flüchtlingskrise bringt ein fast unaussprechliches Unbehagen ans Tageslicht, ob es sich nun gegen die afrikanischen Drogenhändler in der Thaliastraße oder um die Marokkaner am Praterstern richtet.

Es ist wie immer: Mehr als an die wahren wirtschaftlichen oder logistischen Probleme wird an das Bauchgefühl appelliert und dabei das Unbehagen ausgenutzt, das der Massenzustrom der Anderen auslöst."

"Gazeta Wyborcza" aus Polen:

Zur Präsidentenwahl in Österreich und den Siegeschancen der FPÖ schreibt die linksliberale polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza": "Österreich wird gewiss das erste Land der EU sein, an dessen Spitze ein Präsident einer äußerst rechten Partei sein wird. Doch das ist erst der Anfang, wenn die FPÖ im Jahr 2018 die Wahlen gewinnt und den Kanzler stellt. Heute kann sie in Umfragen auf jede dritte Stimme zählen. (...) Die Erfolge der FPÖ sind für Europa jedoch eine schlechte Nachricht.

Nicht nur, weil (FPÖ Präsidentschaftskandidat Norbert) Hofer mit dem Motto "Österreich zuerst" bei den Wahlen antritt und so seine Einstellung zu EU-Prinzipien demonstriert. Sein Sieg kann der Anfang einer Lawine sein. Die Liste der Länder, die von extrem rechten Parteien übernommen werden, könnte sich noch bedeutend verlängern."

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