"Kompetenzzentrum Kinderwunsch"

Wenn es mit der Schwangerschaft nicht klappt: Evangelische Hochschule Nürnberg startet Pilotprojekt

Sabine Ebinger

Lokales Nürnberg

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16.4.2022, 18:59 Uhr
Manchmal dauert es mit der Schwangerschaft - immer mehr Frauen und Männer bleiben ungewollt kinderlos.

© imago images/Westend61/FL, NN Manchmal dauert es mit der Schwangerschaft - immer mehr Frauen und Männer bleiben ungewollt kinderlos.

Vater, Mutter, Kind: Eine Familie zu gründen, das ist ein großer Wunsch. Doch manchmal klappt es nicht - Betroffene fühlen sich oft allein gelassen und isoliert. So sagt Birgit Mayer-Lewis, Professorin für Heilpädagogik an der Evangelischen Hochschule Nürnberg: "Der unerfüllte Kinderwunsch ist kein Randgruppenthema."

Im Alter zwischen 20 und 50 Jahren wünschen sich 75 Prozent aller kinderlosen Frauen und 78 Prozent der kinderlosen Männer ein Kind. Gleichzeitig hat laut Hochschule der Anteil ungewollt kinderloser Frauen und Männer zugenommen. So ist zwischen 2013 und 2020 der Anteil ungewollter Kinderlosigkeit bei Frauen zwischen 20 und 50 Jahren von 26 auf 32 Prozent und bei Männern in dieser Altersgruppe von 24 auf 32 Prozent gestiegen. Es gibt verschiedene Faktoren, welche die Fruchtbarkeit beeinflussen: Einer ist das Alter. So sinkt bei Frauen ab 30 Jahren die Fruchtbarkeit leicht, ab 35 Jahren deutlich.


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Für Betroffene ist es nicht leicht, über die ungewollte Kinderlosigkeit zu sprechen. Birgit Mayer-Lewis berichtet: "Das ist ein sehr intimes und privates Thema, das immer noch stark tabuisiert ist." Zumal das persönliche Umfeld oft überfordert ist. Man solle sich als Paar locker machen, in den Urlaub fahren - dann werde es mit dem Baby schon klappen. Doch die Professorin sagt: "Das sind alles keine hilfreichen Tipps."

So manches Paar setzt dann auf die moderne Reproduktionsmedizin - doch dabei werden laut Hochschule die Erfolgschancen oft deutlich überschätzt. Ein weiteres Problem: Es gibt zwar Informationen zum Thema - oft wissen Betroffene aber nicht, wie sie an diese heran kommen.

Das Bundesfamilienministerium hat reagiert und fördert nun den Aufbau eines "Kompetenzzentrums Kinderwunsch". Birgit Mayer-Lewis von der Evangelischen Hochschule ist die zuständige Leiterin des Projekts, das eine Laufzeit von drei Jahren hat. Die künftige Einrichtung soll Anlaufstelle für Betroffene wie für Fachpersonal sein - wo die Einrichtung ihren Sitz haben wird, ist noch nicht geklärt.

Zur Langen Nacht der Wissenschaften bietet die Evangelische Hochschule einen interaktiven Vortrag zur Reproduktionsmedizin am 21. Mai um 18.30 und 22 Uhr. www.nacht-der-wissenschaften.de

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