Grenzenlose Hilfsbereitschaft

Spenden für die Ukraine: Diese Fehler sollten Sie vermeiden

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

4.3.2022, 12:12 Uhr
Geflüchtete sitzen auf Feldbetten in der Flüchtlingssammelstelle in Mlyny nur wenige Kilometer von der ukrainisch-polnischen Grenze entfernt.

© Kay Nietfeld, dpa Geflüchtete sitzen auf Feldbetten in der Flüchtlingssammelstelle in Mlyny nur wenige Kilometer von der ukrainisch-polnischen Grenze entfernt.

Wie die Vereinten Nationen berichten, sind bisher schon über eine Million Menschen aus der Ukraine geflüchtet. Doch viele Ukrainerinnen und Ukrainer sind noch dort und dringend auf Hilfe angewiesen - sei es durch Geld- oder Sachspenden. Neben Hilfsorganisationen wollen sich auch viele Privatleute und Firmen nützlich machen und mit anpacken. Doch nicht alle Spenden werden wirklich gebraucht.

"Wenn sich Einzelpersonen von Deutschland aus auf den Weg machen, kennen sie meist die Bedürfnisse der Flüchtlinge nicht", erklärt Silvia Holten, Sprecherin von "World Vision" dem Focus. Die Organisation von Logistik und Transport von Sachspenden sollten Sie daher lieber erfahrenen Profis überlassen, die bereits seit Jahren in dem Bereich tätig sind und die vielen Vorschriften kennen. An den Grenzen entstehe derzeit eine große Herausforderung, denn Sach- und Materialspenden müssen vor der Verteilung sortiert werden. Medikamente dürfen beispielsweise nur unter bestimmten Vorschriften hinsichtlich der Qualität in das Zielland eingeführt werden.

Auch das Rote Kreuz sieht Alleingänge kritisch. "Gut gemeinte, aber nicht abgestimmte Lieferungen füllen Lagerhallen und binden Transport- und Sortierkapazitäten", so Gisela Prellwitz, Sprecherin des DRK-Landesverbands in Wiesbaden. "Unkoordinierte Lieferungen blockieren die bereits stark beanspruchten Logistik- und Hilfeleistungs-Strukturen und führen zu einem Infarkt lebenswichtiger Versorgungslinien", warnt Prellwitz.

Unterstützung für die Ukraine: So können Sie wirklich helfen

Trotz der großen Betroffenheit sollten Sie nicht im Alleingang oder kurzfristig Hilfsaktionen starten. Zuvor sollten Sie immer bei Organisationen nachfragen, welche Spenden benötigt werden und wie es mit der Abwicklung vor Ort abläuft. Vor allem Kleidung wird bei vielen Anlaufstellen gar nicht mehr benötigt, da die Lager jetzt schon voll sind.

Wollen Sie schnell helfen, dann ist eine Geldspende oft die bessere Wahl. Dieses wird dann gezielt für die benötigten Mittel eingesetzt. Gute Anlaufstellen sind hierfür unter anderem Unicef, Ärzte ohne Grenzen oder die Caritas. Auch Fachleute ziehen Geldspenden den Sachspenden vor, da sich der Bedarf an Hilfsgütern schnell ändern kann. Mit dem Geld können gezielter die benötigten Produkte gekauft werden.

Vorsichtig sollten Sie bei Spendenaufrufen in den Sozialen Netzwerken sein. Diese nutzen häufig auch Betrüger, um an Geld zu kommen. Vor Impulsspenden wird deshalb gewarnt. Sie sollten sich zuvor einen Eindruck von der Organisation und dem geplanten Einsatz des Geldes verschaffen. Seriöse Anbieter klären darüber umfassend auf.

Zudem empfehlen die Stiftung Warentest und die Verbraucherzentralen das DZI-Siegel als Entscheidungshilfe, da es alle wesentlichen Vertrauenskriterien für Spender und Spenderinnen abdeckt und die Einhaltung regelmäßig überprüft wird. Hier finden Sie eine Auflistung aller Hilfsorganisationen, die derzeit in der Ukraine im Einsatz sind.

Flüchtlinge aufnehmen: Das müssen Sie beachten

Wenn Sie neben Sach- oder Geldspenden zusätzlich helfen möchten, können Sie auch Geflüchtete bei sich zu Hause aufnehmen. Hierfür können Sie sich auf der Wohnungsbörse des Elinor-Hilfswerks registrieren.

Wer zur Miete wohnt und Geflüchteten eine Unterkunft bieten möchte, braucht dafür aus rechtlicher Sicht keine Genehmigung des Vermieters. "Wenn ich Menschen in meine Wohnung oder in mein Haus als Gäste aufnehmen möchte, ist das vier bis sechs Wochen lang problemlos möglich, auch ohne dass ich den Vermieter informieren oder um Erlaubnis fragen muss", sagt Jutta Hartmann, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Mieterbund.

Expertinnen und Experten empfehlen immer, den Vermieter über die Aufnahme von Flüchtlingen in Kenntnis zu setzen. Zudem dürfen Sie von den Personen kein Geld fordern, da dies sonst als Untervermietung gilt. Das wird oft im Mietvertrag verboten.

Verwandte Themen


Keine Kommentare