Wandern und Tagesausflüge ab dem Tiroler Lechtal

Das macht richtig Spaß: Kurve um Kurve durch die Alpen fahren

24.7.2021, 06:00 Uhr
Kurvenräuber kommen ab dem Lechtal in allen Richtungen auf Ihre Kosten - ob mit Motorrad oder Auto.

© Ulli Biggemann/moppedfoto.de Kurvenräuber kommen ab dem Lechtal in allen Richtungen auf Ihre Kosten - ob mit Motorrad oder Auto.

Die zentrale Lage: Wenige Flüsse stehen so für die Alpen wie der Lech. In Vorarlberg entspringt er, in breitem Kiesgrund mäandert er durch die Westtiroler Berge, bis er bei Füssen die Grenze zu Deutschland passiert. Im Norden liegt das Allgäu, im Westen Vorarlberg, das Rheintal, Liechtenstein, das Schweizer Appenzell und Graubünden.

Südtirol ist über Reschenpass oder Timmelsjoch schnell erreicht, gen Osten geht es ins Salzburger Land oder gen Norden nach Oberbayern. Vom Lechtal aus sind unzählige kurvige Tagesrundtouren zwischen 150 und 400 Kilometer über alpine Höhepunkte möglich, wie sie Autoreisende und Motorradfahrer lieben, die von einem Quartier aus eine Region erkunden möchten. Nur als Basis ist das Tal zu schade, es ist ein Hochgebirgstal mit allem, was dazugehört.

Die Wanderungen: Das Tal ist touristisch erschlossen, aber nicht verdorben. Zu beiden Seiten liegen Dreitausender, auf die um Warth und Lech mehrere Bergbahnen hinaufführen. Dort herrscht im Winter Ski-Hochbetrieb, im Rest des Jahres ist das Tal aber eher Almen-, Hütten und Wanderland mit kleineren Bergbahnen an anderen Orten.

Blick in die Allgäuer Alpen vom Panoramawanderweg am Neunerköpfle.

Blick in die Allgäuer Alpen vom Panoramawanderweg am Neunerköpfle. © Matthias Niese

Wer also nicht nur Motorradfahren oder mit dem Auto Ausflüge machen möchte, fährt auch im Sommer mit der Gondel etwa zur Jöchelspitze und startet eine der schönsten Panoramatouren, die in den Alpen möglich ist. Über den leicht erreichbaren, 2226 Meter hohen Gipfel mit Rundumblick geht es über den Kamm, linkerhand immer das Massiv der Allgäuer Alpen, rechterhand die Wetterspitze. Nach gut zwei Dritteln der zwölf Kilometer kehren die Wanderer in der Bernhardseck-Hütte zu Würschteln mit Knödel und Kraut ein.

Auch in Lech und Warth fahren Bergbahnen im Sommer in Wanderparadiese, die viele nicht auf dem Schirm haben, weil die Orte vor allem Winterurlaubern ein Begriff sind. Die Bergbahnen Lech Zürs etwa bringen Urlauber auf den Erlebnisberg Schlegelkopf-Petersboden mit Wasserspielplatz und Rundtouren zum Körbersee. Von Warth fährt der Steffisalp-Express zu einer aussichtsreichen Tour ans Warther Horn und über Hochkrumbach.

Die Touren: Einige Auto- und Motorradrouten ab dem Lechtal sind Standard, sie führen zu den schönsten an einem Tag erreichbaren Orten. Die 240 Kilometer lange Runde zum Kaunertaler Gletscher etwa, wo man auf 2700 Höhenmetern an der Bergstation Karlesjochbahn am Gletscherrand steht. Davor ging es Kurve um Kurve übers Hahntennjoch nach Imst, über die Panoramaplattform im Pitztal ins Kaunertal und zurück über Landeck und den Arlbergpass.

Die Hochalpenstraße schraubt sich zum Kaunertaler Gletscher hinauf.

Die Hochalpenstraße schraubt sich zum Kaunertaler Gletscher hinauf. © Uli Biggemann/moppetfoto.de

Oder man fährt 300 Kilometer übers Furkajoch und durch Voralberg hinunter ins Rheintal, dann in die Schweiz über den Ruppenpass bis zur Schwägalp, weiter durch Liechtenstein und übers Faschinajoch zurück. Nach Süden sind 400 Kilometer über den Reschenpass bis zum Stilfserjoch und über den Ofenpass möglich, hier kombiniert man Schweiz und Südtirol. Und der Klassiker führt 250 Kilometer über die Silvretta.

Stocksaure Motorradfahrer: Weil das Tal bei Bikern so beliebt ist, regt sich unter den Einheimischen Widerstand gegen den Verkehr und den Lärm durch aufgedrehte Motorradmotoren. Mit Erfolg: Alle Zufahrtswege der Region in Nord-Süd-Richtung wie das Tannheimer Tal, aber auch das Lechtal sind seit Juni 2020 für Motorräder mit einem in den Papieren eingetragenen Standgeräusch über 95 dB(A) gesperrt. An jeder Seitenstraße steht an der Einfädelung in die Hauptrouten ein Verbotsschild.

Überall stehen diese Schilder, die zu leiser Fahrweise auffordern. Für viele Bikes gelten sogar Sperrungen.  

Überall stehen diese Schilder, die zu leiser Fahrweise auffordern. Für viele Bikes gelten sogar Sperrungen.   © Matthias Niese

Die meisten Motorräder unterbieten das, doch das Kriterium, das zwischen leisen und lauten Motorrädern unterscheidet, ist problematisch: Zu verschieden waren über Jahrzehnte die Messverfahren in den Ländern. So kann es sein, dass ältere Motorräder, die in den Papieren lauter als 95 dB(A) sind, weniger Lärm machen als moderne Bikes. Nun bleiben viele Biker daheim, was für Unmut unter einigen Gastgebern führt.

Der Experte: "Es sind gar nicht die Gäste, die hier ihre Motoren aufheulen lassen, das sind eher Einheimische. Junge Männer, die angeben wollen. Die gesetzten Biker mit Erfahrung, die wir hier in der Regel beherbergen, haben das gar nicht nötig", sagt Kai-Uwe Bürskens. Er hat sein Leben dem Motorradfahren verschrieben und organisiert den Widerstand gegen die Regelung, indem er etwa mit Gleichgesinnten bei Kontrollen "den Unsinn der fixen 95 dB(A)-Regelung" per Lärmmessung nachweist.

Kai-Uwe Bürskens betreibt im Lechtal das Bikerhotel Schönauer Hof - er ist wie kaum ein anderer der Experte für alle Belange rund ums Motorradfahren im Tal und in der Region.

Kai-Uwe Bürskens betreibt im Lechtal das Bikerhotel Schönauer Hof - er ist wie kaum ein anderer der Experte für alle Belange rund ums Motorradfahren im Tal und in der Region. © Matthias Niese

1999 übernahm der Tiroler den Schönauer Hof von seinem kranken Vater und machte ein Motorradfahrer-Hotel daraus. Er sitzt erfolgreich in der Nische, weil er weiß, was Motorradfahrer wollen: Kettenfett etwa, eine riesige Tiefgarage zum Unterstellen der Motorräder, Werkzeug für kleinere Reparaturen, Putzzeug und Tourenvorschläge, die auf der Homepage stehen oder von ihm als Datei per Whatsapp verschickt und dann gleich in der Navigationsapp geöffnet werden. Abends steht er dann in der Küche und bekocht seine Gäste, die lange Touren hinter sich haben.

Mehr Informationen:
Lechtal Tourismus, www.lechtal.at, Tel.: 0043 / 56 34 / 53 15
Anreise:
Mit dem Auto oder Motorrad über Ulm gut 360 Kilometer ab Nürnberg.
Tourenvorschläge:
www.hotel-schoenauerhof.com/motorrad/motorradtouren/
Beste Reisezeit:
Mai bis Oktober, davor und danach könnten manche Pässe je nach Wetter gesperrt sein.

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