Unterwegs

Reiseübelkeit: Ursachen und Symptome

Elias Thiel

E-Mail zur Autorenseite

6.9.2023, 19:26 Uhr
Welche Hausmittel wirken gegen die Reisekrankheit?

© PantherMedia / Leung Cho Pan via IMAGO Welche Hausmittel wirken gegen die Reisekrankheit?

In diesem Artikel:

Für viele Menschen gehört das Reisen zum Leben. Allerdings sind sowohl Wochenendausflüge als auch Reisen in ferne Länder oftmals mit langen Fahrten oder Flügen verbunden. Für manche Menschen kann es schnell unangenehm werden.

Reiseübelkeit tritt auf, wenn sich das Gleichgewichtssystem des Körpers aufgrund von Bewegungen im Auto, Flugzeug, Boot oder Zug verwirrt fühlt. Doch was genau steckt hinter dieser unangenehmen Reaktion des Körpers? In diesem Artikel erfahren Sie alles über die zugrundeliegenden Ursachen und Symptome. Dazu gibt es die besten Tipps zur Vorbeugung und Behandlung.

Die Reisekrankheit beziehungsweise "Kinetose" oder auch "Bewegungskrankheit" ist eine Form der Übelkeit, die durch Bewegung ausgelöst wird. Der Begriff "Kinetose" stammt aus dem Griechischen und lässt sich von dem Wort "kinein" ableiten und mit "bewegen" übersetzen. Demnach ist der Auslöser der Reisekrankheit immer ein Bewegungsreiz. Dabei geht es um passive Bewegungen, die man nicht selbst ausführt.

Wenn sich das Gleichgewichtsorgan des Körpers aufgrund von Bewegungen beim Fahren im Auto oder dem Schaukeln auf einem Boot bewegt, sendet es Signale an das Gehirn. Diese zeigen an, dass der Körper in Bewegung ist. Gleichzeitig nehmen die Augen aber etwas wahr, das nicht zu den Bewegungen passt - beispielsweise wenn man im Auto ein Buch liest, das sich nicht zu bewegen scheint.

Wenn die Signale nicht übereinstimmen, kommt es zu einem Widerspruch zwischen dem Gleichgewichtsorgan und den Augen. Dieser Widerspruch verwirrt das Gehirn und kann die typischen Symptome der Reisekrankheit erzeugen.

Sitzt man selbst am Steuer und kontrolliert das Fahrzeug, kommt es fast nie zur Reisekrankheit.

Die Ursache der Reisekrankheit liegt demnach in einem Konflikt zwischen den verschiedenen Sinneseindrücken begründet. Diese empfängt der Körper, um das Gleichgewicht zu halten. Der Körper koordiniert unbewusst die Bewegungen, indem er Informationen von verschiedenen Sinnesorganen nutzt. Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr erfasst die Drehbewegungen des Kopfes, während kleine Strukturen im Innenohr vertikale und horizontale Bewegungen wahrnehmen. Die Augen sind für die visuelle Wahrnehmung des Körpers im Raum verantwortlich. Gleichzeitig liefert das propriozeptive System über Rezeptoren in Gelenken, Muskeln und Drucksensoren in der Haut ständig Informationen über die Körperhaltung, den Untergrund und die Geschwindigkeit der Bewegung.

Ziel dieses Prozesses ist es, die Statik des Körpers zu regulieren. Wenn diese Informationen nicht übereinstimmen, kann es zu Symptomen der Reisekrankheit kommen. In normalen Situationen kann das Gehirn diese Informationen zu einem dreidimensionalen Bild kombinieren. Wenn jedoch die Augen etwas anderes wahrnehmen als das Gleichgewichtsorgan im Ohr, kommt es zu Stressreaktionen im Gehirn. Dabei werden verschiedene Botenstoffe ausgeschüttet, die das Brechzentrum im Gehirn stimulieren und Übelkeit oder sogar Erbrechen verursachen.

Die Reisekrankheit hängt mitsamt ihrem Verlauf stets von der Art der Reise ab und kann in verschiedenen Formen auftreten:

  • Seekrankheit (Schifffahrt-Kinetose)
  • Landkrankheit (nach einer Seereise auf festem Boden)
  • Flugkrankheit (im Flugzeug beim Start oder der Landung)
  • Reisekrankheit im Zug oder Bus
  • Reisekrankheit im Auto
  • Pseudo-Kinetose (zum Beispiel durch 3D-Kinos, Flugsimulatoren oder Computerspiele)

Die Reiseübelkeit kann prinzipiell bei jedem Menschen auftreten, und zwar auch im späteren Verlauf des Lebens. Allerdings gibt es einige Menschen, die anfälliger für eine Reisekrankheit sind. Dies liegt in der unterschiedlichen Wahrnehmung und individuellen Verfassung begründet.

Kinder im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren leiden am häufigsten unter der Reiseübelkeit. In den Teenagerjahren bessern sich die Symptome zumeist.

Frauen sind in der Regel häufiger von der Reiseübelkeit betroffen als Männer, da hier der Hormonhaushalt eine begünstigende Rolle spielt. Vor allem während der Schwangerschaft und Menstruation kann die Reiseübelkeit häufiger auftreten.

Diese Faktoren erhöhen das Risiko einer Reisekrankheit:

  • Migräneanfälligkeit
  • Flugangst oder Angst vor einer Reisekrankheit
  • Alkoholkonsum vor Reiseantritt
  • Schlafmangel
  • fettige und schwer verdauliche Mahlzeiten vor der Reise
  • leerer Magen vor Beginn der Reise
  • Intensität und Dauer der passiven Bewegung

Reiseübelkeit bei Kindern

Kinder zwischen dem zweiten und zwölften Lebensjahr haben eine erhöhte Anfälligkeit für die Reisekrankheit. Meist wird das Maximum etwa mit zwölf Jahren erreicht, danach wird das Reisen wieder einfacher. Im Gegensatz dazu besteht bei Babys (Kinder unter zwei Jahren) nur ein geringeres Risiko für die Reisekrankheit, da der Gleichgewichtssinn noch nicht ausgeprägt ist.

Reiseübelkeit bei Senioren

Menschen ab 50 Jahren sind seltener von Reiseübelkeit betroffen, da sich die Otolithen - kleine Strukturen im Innenohr, die das Gleichgewicht und die Orientierung im Raum regulieren - langsam zurückbilden und die Wahrnehmung dadurch nicht mehr so fein ist.

Die verschiedenen Formen der Reisekrankheit gehen mit folgenden Symptomen einher:

  • Unwohlsein
  • Übelkeit (bis zum Erbrechen)
  • Frösteln und kalter Schweiß
  • Blässe, aber auch Gesichtsrötung möglich
  • ggf. Kopfschmerzen
  • ggf. Müdigkeit
  • ggf. Schwindelgefühl

Zudem fällt der Blutdruck ab und der Herzschlag beschleunigt sich. Teilweise fühlen sich die Betroffenen auch apathisch und schlapp.

Eine besonders schwere, länger anhaltende Reisekrankheit beispielsweise bei einer Schifffahrt kann zudem zur Dehydrierung durch Erbrechen und zu ernsten Kreislaufbeschwerden führen.

Die Symptome können daher von leichten Beschwerden wie Übelkeit und Schwindel bis hin zu starkem Erbrechen und starken Kreislaufproblemen reichen. Reiseübelkeit tritt unmittelbar, während oder nach der Reise auf. Anhalten können die Symptome nach Ende der Reise noch einige Stunden bis Tage, je nach Reisedauer. In der Regel verschwinden die Symptome aber recht schnell, wenn Betroffene ihre Sinneseindrücke wieder in Einklang gebracht haben.

Wenn die Reisekrankheit mit einhergehendem Erbrechen mehrere Tage andauert, kann sie für Betroffene auch zu einer echten Gefahr werden. Sofern eine Person nämlich aufgrund von Übelkeit und Erbrechen zu viel Flüssigkeit verliert, kann es zur Dehydration kommen. Durch das Erbrechen verlieren die Betroffenen viel Flüssigkeit und wichtige Elektrolyte (Salze). Insbesondere für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann der Flüssigkeitsverlust lebensbedrohlich werden. Wenn eine Person während der Reisekrankheit ohnmächtig wird oder das Bewusstsein verliert, ist medizinische Hilfe dringend erforderlich.

In seltenen Fällen können Medikamente zur Linderung der Symptome der Reisekrankheit allergische Reaktionen auslösen. Normalerweise sind diese jedoch gut verträglich und rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Es gibt verschiedene Sofortmaßnahmen, die bei der Linderung von Reisekrankheit helfen können:

  1. Blick auf den Horizont: Schauen Sie aus dem Fenster und fixieren Sie Ihren Blick auf den Horizont oder einen stabilen Punkt in der Ferne. Halten Sie dabei Ihren Körper und Kopf möglichst ruhig. Dies kann dazu beitragen, die widersprüchlichen sensorischen Signale zu minimieren und die Symptome zu lindern. Manchen Menschen hilft es auch, die Augen zu schließen, damit die Augen keinen Widerspruch mehr wahrnehmen.

  2. Sitzplatzwahl: Wenn möglich, wählen Sie einen Sitzplatz, der sich in Fahrtrichtung befindet und so wenig wie möglichen Bewegungen ausgesetzt ist. In einem Auto sollten Sie vorne sitzen oder selber fahren, falls möglich. Auf einem Schiff sollten Sie eine Kabine wählen, die sich nahe der Wasseroberfläche in der Mitte des Schiffs befindet. In einem Flugzeug ist der Sitzplatz über den Tragflächen oft am stabilsten.

  3. Belüftung: Stellen Sie sicher, dass der Raum gut belüftet ist. Frische Luft kann helfen, Übelkeit zu reduzieren.

  4. Starke Gerüche meiden: Vermeiden Sie starke Gerüche, insbesondere von Lebensmitteln und Parfüm, die Übelkeit verstärken könnten.

  5. Entspannungstechniken: Ablenkung und Entspannungstechniken wie langsame und tiefe Bauchatmung helfen gegen die Übelkeit.

Im Vorfeld der Reise kann man zudem folgende Punkte beachten:

  1. Vermeiden von schweren Mahlzeiten: Schwere, fettige oder stark gewürzte Mahlzeiten sollten vor und während der Reise vermieden werden. Stattdessen sollte man auf leicht verdauliche Lebensmittel zurückgreifen.
  2. Medizin gegen Reisekrankheit: Reisekrankheit lässt sich auch medikamentös (mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat) behandeln. Diesen gibt es in Form von Tabletten, Kaugummis, Kaudragees, Kapseln oder Zäpfchen. Man kann die Medikamente entweder vor oder auch während der Reise anwenden (wenn die Übelkeit bereits eingesetzt hat).

Auch Hausmittel wie Ingwer können lindernd wirken. Mehr dazu lesen Sie im nächsten Absatz.

Folgende Mittel gegen Reiseübelkeit im Auto, Zug, Flugzeug oder auf dem Schiff haben sich bewährt. Jeder Betroffene sollte hier durchaus mal probieren, welches Hausmittel bei ihm oder ihr am besten wirkt.

  1. Ingwer: Ingwer kann Übelkeit und Erbrechen reduzieren. Hier kann Ingwer beispielsweise als Tee oder in Pulver- sowie Kapselform eingenommen werden. Zudem gibt es auch Ingwertropfen oder Lutschbonbons, die sich ideal für Reisen eignen. Alternativ kann man auch Scheiben von der rohen Wurzel abschneiden und gut kauen – dies dürfte jedoch unterwegs häufig nicht praktikabel sein.
  1. Kräutertee: Ein Tee aus Fenchel und Kümmel oder Kamille wirktberuhigend und hat sich ebenfalls bei Reiseübelkeit bewährt.
  2. Ätherische Düfte: Natürliche Zitrusdüfte (zum Beispiel Orangen- oder Zitronenöl) oder Pfefferminzöl können in geringer Dosierung ebenfalls hilfreich sein und bei der Entspannung helfen.
  3. Wasser: Man sollte ausreichend Wasser trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, der durch mögliches Erbrechen oder Schwitzen verursacht wird. Wenn einem schon flau im Magen ist, sollte man nur langsam trinken und am besten lauwarmes Wasser wählen, um den Magen nicht zu reizen. Wie viel Wasser Sie am Tag gesund ist und ab wann eine Wasservergiftung droht, erfahren Sie in unseren Beiträgen.

Weitere interessante Themen auf nordbayern.de: