Gartenarbeit

Wie und wann schneidet man Obstbäume?

Elias Thiel

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26.2.2024, 08:31 Uhr
Hier erfahren Sie, wann und wie Sie Obstbäume schneiden können.

© IMAGO / Westend61/Ok Shu Hier erfahren Sie, wann und wie Sie Obstbäume schneiden können.

In diesem Artikel:

Um den Obstbaum gesund zu erhalten und für eine reiche Ernte zu sorgen, ist das Schneiden des Obstbaums von hoher Relevanz. Durch den gezielten Schnitt fördert man nicht nur das Wachstum und die Form, sondern auch die Vitalität der Obstbäume.

In diesem Artikel erfahren Sie alles über den Obstbaumschnitt und wann dieser besonders wichtig ist. Zudem erhalten Sie eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung für den nächsten Schnitt Ihres Obstbaumes.

Obstbäume sollte man in regelmäßigen Abschnitten schneiden, um eine üppige Blüte und Ernte zu gewährleisten.

Eine Grundregel besagt: Ein kräftiger Rückschnitt fördert das Wachstum und den Fruchtansatz der Pflanze.

Der erste Schnitt sollte unmittelbar nach dem Pflanzen erfolgen. Blüten sind zwar für die Fortpflanzung entscheidend, beanspruchen jedoch Energie von der Pflanze. Wenn das Hauptaugenmerk auf dem Wachstum liegt, entfernt man zunächst die ersten Blüten. Dies ermöglicht es der Pflanze, ihre Energie in die Entwicklung der Wurzeln zu investieren. Mit gestärkten Wurzeln wird die Pflanze im folgenden Jahr reichlich blühen.

Durch einen gezielten Schnitt kann man zudem auch die gewünschte Form des Baums erreichen und das Wachstum lenken. Der Schnitt fördert zudem die Luftzirkulation und das Eindringen von Licht in den Baum, was wiederum die Gesundheit fördert.

Das vorzeitige Entfernen von krankem oder abgestorbenem Holz minimiert außerdem das Risiko von Krankheiten und Schädlingen. Zuletzt kann ein regelmäßiger Schnitt den Baum verjüngen, indem neue Triebe gefördert und die Lebensdauer verlängert werden.

Nun fragt man sich natürlich: Bis wann darf man Obstbäume schneiden? Wer seinen Obstbaum schneiden möchte, sollte sowohl die Natur als auch die gesetzlichen Vorgaben respektieren. Gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz ist es beispielsweise während der Brutzeiten von Vögeln - also vom 1. März bis zum 30. September - untersagt, radikale Gehölzschnitte vorzunehmen.

Form- und Pflegemaßnahmen, wie der klassische Heckenschnitt oder der Obstbaumschnitt, sind jedoch erlaubt. Allerdings ist es wichtig, auch eventuelle kommunale Sonderregelungen zu beachten, die beispielsweise aufgrund des Vorkommens geschützter Tierarten gelten können.

Nachdem die Frage geklärt wurde, warum man Obstbäume schneiden sollte, stellt sich nun die Frage "Wann sollte man Obstbäume beschneiden?".

Ein regelmäßiger Rückschnitt ist entscheidend, um das Wachstum und den Ertrag von Bäumen zu fördern. Daher ist es ratsam, sich jährlich dem Schnitt der Obstbäume zu widmen. Der optimale Zeitpunkt variiert je nach Pflanze: Obstbäume werden entweder im Frühjahr (Februar bis März) oder im Sommer (Juli bis August) geschnitten.

Wer Steinobst schneiden möchte, muss verschiedene Aspekte berücksichtigen, da der Schnitt in den verschiedenen Jahreszeiten variiert.

1) Bäume schneiden bei Frost

Beeren- und Steinobst

Beim Winterschnitt kann es erforderlich sein, einen Obstbaum auch bei frostigen Temperaturen zu schneiden. Solange die Temperaturen nicht dauerhaft unter minus 5 Grad Celsius fallen, stellt dies kein Problem dar. Das Schneiden von Obstbäumen im Winter erfordert jedoch besondere Aufmerksamkeit.

Um eine optimale Wundverschließung zu gewährleisten, sollte der Schnitt an einem trockenen Tag erfolgen. Auf diese Weise wird verhindert, dass zu viel Feuchtigkeit und potenziell Krankheitserreger wie Pilzsporen in die frische Schnittwunde gelangen. Das Scheiden trägt nicht nur zur Verschönerung der Bäume bei, sondern fördert auch die Bildung neuer Blüten und somit reichhaltiger Früchte.

Beeren- und Steinobstbäume sollten zwischen Januar und März geschnitten werden. Wer diese Periode versäumt, riskiert eine geringere Fruchtbildung, da die Pflanzen nicht optimal austreiben. Der Pflegeschnitt sollte bis spätestens Ende März abgeschlossen sein, damit die Bäume bei steigenden Temperaturen wieder gesund austreiben.
Achtung: Pfirsiche und Süßkirschen sollten erst im Sommer nach der Ernte geschnitten werden.

2) Obstbäume schneiden im Herbst

Kernobstsorten (zum Beispiel Birne, Quitte und Apfel)

In den Herbstmonaten kann man alle Kernobstsorten schneiden. Die optimale Zeit für den Schnitt von Obstbäumen liegt allerdings im Spätherbst oder Winter. Ein frostfreier Tag bietet ideale Bedingungen für den Pflegeschnitt.

Der geeignete Zeitpunkt kann je nach Baumsorte variieren. Generell gilt: Ein früherer Pflegeschnitt im Herbst oder Winter fördert ein kräftiges Austreiben im Frühling. Bei Obstbäumen mit starkem Wachstum, wie Apfel-, Birnen- und Quittenbäumen, empfiehlt es sich jedoch, den Schnitt erst im Spätwinter vorzunehmen.

3) Obstbäume schneiden im Sommer

Steinobst und Kernobst (zum Beispiel Kirschen, Pflaumen, Äpfel und Birnen)

Im Sommer liegt der ideale Zeitpunkt in den Monaten von Juli bis August. Wer seinen Obstbaum im Sommer schneidet, stellt sicher, dass die Obstbäume den Rückschnitt meist gut vertragen. Somit können die Wunden leichter abheilen als in den kalten Wintermonaten bei Feuchtigkeit und Nässe. Für den Schnitt sollte man allerdings trockene und eher kühle Tage wählen und die Mittagssonne meiden.

Vor allem bei stark wachsenden Obstbäumen wird ein zusätzlicher Schnitt immer wichtiger. Der Schnitt kann das Wachstum bremsen, die Fruchtbildung anregen und beispielsweise bei Äpfeln dafür sorgen, dass diese besser ausreifen. Im Sommer können beispielsweise Sauerkirschen-, Pflaumen- oder Apfelbäume geschnitten werden.

Der Fokus liegt auf dem Bearbeiten einjähriger Langtriebe bei den Sauerkirschen, einem kräftigen Schnitt im Spätsommer für Apfelbäume sowie einem regelmäßigen, zurückhaltenden Schnitt für Pflaumen.

Der erste Schnitt erfolgt bei der Pflanzung und ist entscheidend für die Wuchsform und das erfolgreiche Anwachsen des Obstbaums. Bei Ballenware werden oftmals Wurzeln entfernt, die für die Wasseraufnahme und Nährstoffversorgung wichtig sind.

Der Pflanzschnitt stellt nun ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Krone und Wurzeln her. Dabei wird der Haupttrieb gekürzt, senkrecht wachsende Seitentriebe werden ausgedünnt, und erhaltene Triebe werden etwas unterhalb des Haupttriebs eingekürzt.

Um das Wachstum junger Obstbäume zu steuern, sind zudem auch nach der Pflanzung regelmäßige Erziehungsschnitte erforderlich. Hierbei werden entscheidende Auswahlentscheidungen getroffen und geeignete Äste als Leittriebe festgelegt. Dabei sollten weder zu waagerecht noch zu senkrecht wachsende Äste gewählt werden. Vorzugsweise werden gesunde und kräftige Äste als Leittriebe genutzt, die bei den jährlichen Erziehungsschnitten in der Spitze eingekürzt werden.

Die Leittriebe sollten nach außen ausgerichtet sein und sich gleichmäßig um den Mitteltrieb gruppieren. Eine einfache Kürzung der Leittriebe ist ausreichend, sodass sie am Ende ungefähr die gleiche Länge haben. Der Mitteltrieb wird ebenfalls gekürzt, sollte jedoch etwa 15 Zentimeter länger bleiben als die Leittriebe.

Für den Obstbaumschnitt stehen verschiedene Werkzeuge zur Verfügung, wobei die Auswahl natürlich immer auch von persönlichen Vorlieben abhängt. Alle verwendeten Werkzeuge sollten scharf sein, um eine glatte Schnittfläche zu gewährleisten und dem Obstbaum das Überwachsen zu erleichtern.

Diese Werkzeuge sind für den Obstbaumschnitt geeignet:

Gartenschere

Eine Gartenschere ist vor allem für dünne, gut erreichbare Äste geeignet. Die Gartenschere ist leicht in der Handhabung, kann jedoch bei dickeren Ästen zu Quetschungen führen.

Baumschere

Mit einer speziellen Baumschere lassen sich Obstbäume sehr gut schneiden. Der Anpressdruck der Klinge sollte sich bestenfalls exakt einstellen lassen, sodass die Schere gerade noch von selbst auseinander geht. Zudem sollte man Scheren mit einer ziehenden Klinge verwenden, um einen glatten Schnitt durchzuführen.

Klappsäge

Mit einer handlichen Säge kann man in kurzer Zeit selbst sehr große Äste abschneiden.

Astsäge

Für dickere Äste kann man eine Astsäge verwenden, um diese beim Auslichtungsschnitt zu entfernen.

Teleskopsäge / Stangensäge

Wer eine Teleskopsäge zuhause hat, kann diese perfekt zum Schneiden des Obstbaumes verwenden. Somit muss man nicht auf eine Leiter steigen und erreicht auch hohe Äste, die sonst nur schwer zugänglich wären.

Zum Nachmachen gibt es im Folgenden eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung:

1. Bäume identifizieren

Im ersten Schritt sollte man bestimmen, um welche Art von Obstbaum es sich handelt zum Beispiel Stein-, Beeren- oder Kernobst.

2. Veredlungsstelle ausfindig machen

Anschließend macht man eine Veredlungsstelle ausfindig. Dies gilt insbesondere für junge Bäume. Diese befindet sich in der Regel an einem dicken Knubbel unterhalb der Verästelung am Stamm. Beim Schneiden sollte man Schnitte unterhalb der Stelle meiden, um das Wachstum der Obstsorte zu fördern.

3. Winter- oder Sommerschnitt

Nun überlegt man sich, ob ein Schnitt im Herbst, Winter oder Sommer besser geeignet ist.

4. Bedürfnisse von alten und jungen Obstbäumen beachten

Zusätzlich sollte man das Alter der Obstbäume berücksichtigen. Demnach werden ältere Bäume anders geschnitten und gepflegt als junge Obstbäume.

5. Schneiden

Beim Schneiden sollte man zunächst die Wassertriebe an Stamm und Ästen, die Doppeltriebe entfernen sowie ein- und mehrjährige Triebe kürzen.

Triebe, die nach unten oder in die Baumkrone wachsen, kürzt man ebenfalls für eine bessere Licht- und Luftzufuhr.

Zusätzlich sollte man Fruchtmumien als potenzielle Quelle für Baumkrankheiten entfernen und abgestorbene Äste absägen.

6. Beobachtung des Neuaustriebs

Nach dem Schnitt sollte man unbedingt auf den Neuaustrieb des Obstbaumes achten und diese Erkenntnisse für den nächsten Schnitt nutzen.

Zum Schluss stellt sich die Frage: Wohin mit dem Baumschnitt? Lange Äste können wunderbar als Rankhilfen oder Stützen für andere Pflanzen dienen. Der Baumschnitt eignet sich außerdem auch sehr gut als Füllmaterial für Hochbeete, als natürliche Beet-Einfassung oder für die Kompostierung.

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