Schwabacher Seniorenkulturtage

Ratschkattln und Schnitzerneggl: "Sag zum Abschied lustig Servus"

26.9.2021, 06:45 Uhr
Bestens gelaunt ins große Finale (von links): Richard Luxenburger, Brigitte Schmidt, Rosy Stengel und Willy Büttl verabschieden sich gemeinsamen mit den "Schnitzneggl" und den "Ratschkattln". 

© Günther Wilhelm, NN Bestens gelaunt ins große Finale (von links): Richard Luxenburger, Brigitte Schmidt, Rosy Stengel und Willy Büttl verabschieden sich gemeinsamen mit den "Schnitzneggl" und den "Ratschkattln". 

Am Schluss des Pressegesprächs gibt Willy Büttl den Ratschkattln ein Versprechen: "Wir versüßen Euch den Abschied", sagt der "Schnitzerneggl" und bläst die rechte Backe zu einer seiner unverwechselbaren Grimassen auf. "Mein Gott, des G`sicht wenn i schon seh, könnt i mi wegschmeißen", antwortet Brigitte Schmidt amüsiert.

"Da waren wir noch jung", sagte Brigitte Schmidt lächelnd, als sie dieses Bild zeigt. Drei Ratschkattln mit einem Mann: Brigitte Schmidt, Rosy Stengel, Hilde Bub und Armin Schrage am Akkordeon. So wurden sie weit über Schwabach hinaus bekannt. 

"Da waren wir noch jung", sagte Brigitte Schmidt lächelnd, als sie dieses Bild zeigt. Drei Ratschkattln mit einem Mann: Brigitte Schmidt, Rosy Stengel, Hilde Bub und Armin Schrage am Akkordeon. So wurden sie weit über Schwabach hinaus bekannt.  © privat, NN

Man muss kein Prophet sein, um zu wissen: So launig wie in unserer Redaktion wird es am Sonntag, 3. Oktober, ab 15 Uhr auch im Markgrafensaal bei den Schwabacher Seniorenkulturtagen. Denn dann sagen gleich zwei Schwabacher Kult-Formationen zum Abschied lustig Servus.

Einmalige Rückkehr

Die "Schnitzerneggl" haben sich eigentlich schon 2019 verabschiedet. Doch für diesen besonderen Anlass feiern sie ein einmaliges Comeback. "Aber wirklich nur dieses eine Mal", betont Willy Büttl. Für die "Ratschkattln" wird es das Finale nach 30 Jahren fränkischem Kabarett.

Die Schnitzneggl bei ihrem Abschiedskonzert 2019:  Richard Luxenburger, Willy Büttl und Hans Werner Stenger.

Die Schnitzneggl bei ihrem Abschiedskonzert 2019:  Richard Luxenburger, Willy Büttl und Hans Werner Stenger. © Foto: Matthias Hertlein

Beide Trios haben sich über Jahrzehnte mit ihrem einzigartigen Humor in die Herzen nicht nur der Schwabacherinnen und Schwabacher gesungen, geblödelt und geratscht. Willy Büttl, Richard Luxenburger und Hans-Werner "Hacky" Stenger als ungarndeutsche "Schnitzerneggl" und Rosy Stengel, deren Schwester Brigitte Schmidt und Hilde Bub als Ratschkattln, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Aus gesundheitlichen Gründen aber werden zum Finale aus den beiden Trios zwei Duos: Rosy Stengel und Brigitte Schmitt sowie Willy Büttl und Richard Luxenburger.

"Wir haben schon vor einigen Jahren gesagt: Wenn die Letzte 70 ist, hören wir auf", sagt Rosy Stengel. "Und jetzt ist es so weit." Besonders freut die Ratschkattln, dass quasi zu ihren Ehren auch die Schnitzerneggl ein Revival geben. Hinzu kommt ein drittes Trio: "SchmidtEinander" mit Brigitte Schmidts Sohn Udo und ihren Enkeln Tim und Jonas. Die nächste Generation steht also schon bereit.

Alles begann an Weihnachten

Wie alles begann? "Durch einen Zufall mit einem Auftritt bei der Weihnachtsfeier der Gymnastikdamen des SV Unterreichenbach", erinnert sich Rosy Stengel. Auch das eine Gemeinsamkeit mit den Schnitzerneggl, die ihre Premiere bei einer Weihnachtsfeier der DJK hatten.

Für beide der ungeplante Beginn einer wunderbaren Zeit. "Wir haben uns nie als Konkurrenz gesehen", betont Rosy Stengel. Schließlich waren beide auf ihre Art einzigartig. Zum Markenzeichen der Schnitzerneggl wurden die drei alten Männer aus Nemetker mit ihren "bitterlich stark scheenen" Gesprächen über Gott, die Welt und nicht zuletzt die Frauen. "Früher mussten wir uns verkleiden, um die alten Männer zu spielen, inzwischen sind wir absolut authentisch", witzelt Willy Büttl.

"Fränkisch, zänkisch, frech"

Auch die Ratschkattln haben ihre Klassiker: "Die Sketche über die Heiratsanzeigen, die Schönheits-OP und vor allem der Zank am Schönen Brunnen", nennt Brigitte Schmidt einige Beispiele. "Da waren wir schon ganz schön gemein, aber geschimpft haben wir immer über uns selbst." "Fränkisch, zänkisch, frech: Das war unser Motto", ergänzt Rosy Stengel. "Dabei spielten wir immer drei Charaktere: Brigitte die Naive, Hilde die Zynische und ich die Dominante."

Auch als Bürgermeisterin war Rosy Stengel Führungssrollen gewohnt. Der wichtige Unterschied zwischen Mundart-Kabarett und Politik: "Als Ratschkattl kannst du alles raushauen, als Bürgermeisterin natürlich nicht", sagt Rosy Stengel. Das habe sich also gut ergänzt.

Im Vergleich zu ihr sei ihre Schwester Brigitte vor den Auftritten deutlich aufgeregter gewesen. Zu spüren war davon aber nichts: "Ich zieh die Schürze an, geh auf die Bühne und vergesse alles und fühle mich frei", erzählt Brigitte Schmidt.

Zum Erfolg entscheidend beigetragen aber hat auch ein Mann: Der mittlerweile verstorbene Armin Schrage hatte die Ratschkattln lange am Akkordeon begleitet und neben der Musik auch so manchen Text beigesteuert. "Er hat uns zusammengeschweißt", sagt Rosy Stengel.

Unvergesslicher Auftritt auf dem Oktoberfest

Während die Schnitzerneggl in der Hasenmühle in Barthelmesaurauch und im Schwabacher Gaswerk quasi feste Spielstätten hatten, waren die Ratschkattln überall. Von Benefiz-Auftritten für das Frauenhaus über Geburtstage bis hin zu Radio und Fernsehen. Unvergessen aber ist vor allem ein Gastspiel: "Vor etwa zehn Jahren waren wir beim Oktoberfest vor 6000 Leuten im Bierzelt. Das war schon ein besonderes Erlebnis", erzählt Brigitte Schmidt.

Und ein solches soll auch der Schlussakkord werden: erst die Ratschkattln, dann die Schnitzneggl. "Mich juckt`s, ich freu mich richtig drauf", sagt Richard Luxenburger.

"Das wird ein ganz besonderer Nachmittag", ist auch Ulrich Ziermann überzeugt. Zusammen mit Rosy Stengel ist er Vorsitzender des Seniorenrats, beide haben die Seniorenkulturtage organisiert, er wird sie auch moderieren. "Die Ratschkattln und die Schnitzneggl gehören zu Schwabach. Sie waren einfach super", sagt Ulrich Ziemann. "Wir werden Euch vermissen."

Das Programm der Kulturtage

Der Seniorenrat der Stadt Schwabach führt unter dem Motto „Edelstahl statt altes Eisen“ seine alle zwei Jahre stattfindenden Senioren-Kulturtage durch. Im Jahr 2021 mit dem Zusatz „3.0: Schwabach – Heimat für ALLE“. Diesmal versucht der Seniorenrat ins Bewusstsein der BürgerInnen zu rücken, wer alles in Schwabach eine neue Heimat gefunden hat: 2015 kamen Syrer, Afghanen und Iraker, nach dem Zweiten Weltkrieg Sudetendeutsche, Schlesier, Ungarn, danach Italiener, Griechen, Spanier und Türken. Und noch früher die Hugenotten.

Viele haben hier eine neue Heimat gefunden und sie wollen alle mit dazu beitragen, dass die Kulturtage zu einem großen Erfolg werden. Einheimische und „Fremde“ zusammenbringen, deren Lebensweisen verstehen lernen, das macht den Charakter dieses Projektes aus.

Am ersten Oktober-Wochenende

Auftaktveranstaltung ist immer am 1. Oktober, dem "Internationalen Tag der Senioren", von 14 bis zirka 16.30 Uhr im Stadtmuseum. Alt-Oberbürgermeister und Ehrenbürger Hartwig Reimann erzählt in einer Kurzbiografie aus seinem bewegten Leben. Sigrid Meier liest aus ihrem Buch „Verlorene Jugend“. Für die Musik sorgen Vladimir Kowalenko und das Kammerorchester. Die Festrede hält die Landtagsabgeordnete Sylvia Stiersdorfer, die Beauftragte der bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene.

Ein volles Programm dann am Sonntag, 3. Oktober, von 15 bis etwa 17.30 Uhr, im Markgrafensaal mit Musik, Tanzvorführungen und einer Diskussionsrunde mit Vertretern ansässiger Volksgruppen in Schwabach. Ein Höhepunkt werden die Abschiedsvorstellungen der "Drei Schwabacher Ratschkattln" und der "Schnitzerneggl". Die Seniorenkulturtage werden unterstützt durch die Zukunftsstiftung Ehrenamt Bayern.

Auskunft erteilen das Seniorenamt der Stadt Schwabach, Telefon (09122) 860240, Rosy Stengel, Telefon 5412, Ulrich Ziermann, Telefon 86631. Näheres auch unter www. schwabach.de oder im Flyer, der im Bürgerbüro oder im Evangelischen Haus usw. aufliegt. Im Stadtmuseum wie auch im Markgrafensaal gilt die 3G-Regel. Einlass am Sonntag zum Markgrafensaal nur über den Seiteneingang Stadtparkstraße, da der Haupteingang als Zugang zum Corona-Testzentrum benötigt wird.

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