"Wichtig ist, immer neue Einfälle zu haben": Zum Tod von Francis Spear

8.1.2021, 18:22 Uhr

© Karlheinz Daut

Spears jüdische Familie hatte während des Nationalsozialismus aus Deutschland flüchten müssen. Der 1931 in Fürth geborene Francis Spear war damals fünf Jahre alt. In England baute die Familie ein zweites Unternehmen auf, die Nürnberger Firma wurde dagegen arisiert. Elf Familienangehörige wurden in Konzentrationslagern ermordet.

Kein zwiespältiges Gefühl

Trotzdem habe er gegenüber Deutschland kein zwiespältiges Gefühl, äußerte er gegenüber der Lokalredaktion 1997 bei einem Nürnberg-Besuch. Der bescheiden auftretende, freundliche Geschäftsmann war damals nach Franken gekommen, um mit seiner Frau Hazel an der Einweihung eines Holocaust-Denkmals teilzunehmen.

"Verbitterung oder Schuldzuweisungen wegen des schreienden Unrechts, das seiner Familie in der NS-Zeit zugefügt worden war, lagen seinem ruhigen, nachdenklichen und sozial engagierten Wesen fern", würdigt die Stadt Nürnberg den Verstorbenen in einer Pressemitteilung.

Nobler Spender

Als letzter Direktor der Firma J. W. Spear & Söhne unterstützte er zahlreiche Projekte des Nürnberger Spielzeugmuseums mit Auskünften, Leihgaben und beträchtlichen Spenden, erinnert sich der frühere Museums-Chef Helmut Schwarz. Er war dem Unternehmer freundschaftlich verbunden.

© Michael Matejka

Spears Erfolgsrezept: "Wichtig war, immer neue Einfälle zu haben", erklärte der Selbstständige gegenüber der Lokalredaktion im Jahr 1997. Drei Jahre zuvor hatte er, der seit 1963 an der Spitze des Unternehmens stand, die Firma an den Spielzeug-Giganten Mattel veräußert. Im Ruhestand widmete er sich dem Aufbau seiner einzigartigen Spielesammlung.

Spiele-Schatz als Geschenk

Diese Sammlung mit mehr als 2000 Spielen und Dokumenten schenkte die Spear-Familienstiftung vor drei Jahren dem Deutschen Spielearchiv, das im Nürnberger Pellerhaus untergebracht ist. Es ist ein großartiger Schatz an Spiele-Kultur.

Francis Spear konnte die Archivräume auf dem Egidienberg aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr besuchen. Er erlag am 13. Dezember 2020 in einem Pflegeheim im britischen Herford einem langjährigen Leiden. "Die Museen der Stadt Nürnberg werden sich seiner Großzügigkeit stets in Dankbarkeit erinnern", betont die Stadt.


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