Lange vernachlässigt

Umgestaltung geplant: Fürths Kaiserplatz soll aufblühen

27.7.2021, 11:00 Uhr
Umgestaltung geplant: Fürths Kaiserplatz soll aufblühen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Mitten in der dicht bebauten Südstadt könnte der Kaiserplatz ein grüner Erholungsort vor der Haustür sein. Tatsächlich ist er das Gegenteil davon – entsprechend schlecht schnitt er schon bei der FN-Serie "Platz da!" ab.

Kürzlich nun schilderten bei einem Vor-Ort-Termin, zu dem die Südstadt-SPD geladen hatte, Anwohnerinnen und Anwohner, wie sie den Platz erleben: Verweilen mögen sie hier nicht, manche von ihnen laufen nicht einmal gerne durch die kleine Grünanlage an der Ecke Kaiser-/Waldstraße, die in ihrem jetzigen Zustand Trinker anzieht, Wildpinkler und Menschen, die Drogengeschäfte abwickeln wollen.

Dass man mehr machen könnte aus dem Kaiserplatz, das weiß man im städtischen Grünflächenamt schon lange. 2005 erwog man dort, die Generalsanierung der Grünanlage zu einem der Leuchtturmprojekte zu machen, die Fürth im großen Jubiläumsjahr 2007 verschönerten.

Doch dann bekamen andere Vorhaben den Vorzug – und im Prinzip ging es zehn Jahre lang so weiter: Das Grünflächenamt führte zwar Jahr für Jahr den Kaiserplatz in seiner mittelfristigen Investitionsplanung auf; bei den Haushaltsberatungen wurde jedoch nie Geld dafür eingeplant. Stets erschienen andere Projekte der Kommunalpolitik drängender.

Erst als das Amt 2018 darauf verzichtete, die Umgestaltung weiter zu forcieren, kam Bewegung in die Sache. Anwohner sahen Handlungsbedarf, genauso wie schließlich die Südstadt-SPD.

Der Kaiserplatz "ist eines unserer wichtigsten Projekte in der Südstadt", versicherte Stadtrat Benedikt Döhla den zwei Dutzend Anwohnerinnen und Anwohnern, die der Einladung zum Austausch gefolgt waren. Ideen für die Aufwertung wollte die Südstadt-SPD hören und gleich an die richtige Adresse lotsen. Grünflächenamtsleiter Ernst Bergmann und sein Mitarbeiter Thomas Winkler waren deshalb ebenfalls dabei.

Denn: Inzwischen steht fest, dass der Platz schöner werden soll. Für die Planung sind heuer 50 000 Euro im Haushalt reserviert, 250 000 Euro sollen dann für die Umsetzung folgen. Bergmann rechnet damit, dass die Arbeiten im Frühjahr 2023 beginnen könnten.

Eine Bürgerbeteiligung ist – anders als im Fall der Willy-Brandt-Anlage – nicht vorgesehen. Umso hilfreicher seien die Anregungen der Anwohner, so Bergmann.

Dunkel und laut

Seine Problemanalyse: Bisher wirke der Platz dunkel, mit "Ecken, in denen man alles Mögliche machen kann" – das ziehe eine bestimmte Szene an, ähnlich wie früher die Adenaueranlage. Die Bänke sind in die Jahre gekommen, der Spielplatz habe noch "den Charme der 1970er Jahre". Dazu ist es sehr laut, weil der Verkehr auf der angrenzenden Waldstraße vorbeibraust. Wenig idyllisch sind auch die Altglas- und Altkleidercontainer am Rand des Platzes.

Zu den Stärken zählt Bergmann den Brunnen, den "wunderschönen Baumbestand", der die Planer allerdings einschränke, und auch den Döner-Imbiss, der den Ort belebt und den man sicher aufwerten könnte.

Umgestaltung geplant: Fürths Kaiserplatz soll aufblühen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Wirt kümmere sich sehr darum, dass der Kaiserplatz nicht noch weiter abrutscht, berichtet ein junger Mann, "es wäre fatal, wenn man den weggentrifiziert". Bergmann versichert: Er sei ein Fan von Kiosken und habe das nicht im Sinn.

Die Schwestern Nina (13) und Lisa Roth (11) sind mit ihrer Mutter zum Termin gekommen, seit fünf Jahren wohnen sie neben dem Kaiserplatz. Zum Spielen gehen sie lieber in den Südstadtpark.

Nina hat vor drei Jahren ans Grünflächenamt geschrieben, um aufzurütteln: Im Sandkasten seien nie Kinder, die Schaukel sei verschmutzt, sagt sie. Die Büsche laden zum Müllablegen ein, und fast jeden Abend sitzen Betrunkene in der Anlage. Zwei Frauen bestätigen das, sie berichten zudem von Männern, die ins Gebüsch pinkeln, und von Drogen, die hier verkauft und gespritzt werden. Auch unschön: Der Weg, der durch die Anlage führt, ist abends stockfinster.

Die Umgestaltung, sagt Bergmann, dürfte in eine ähnliche Richtung gehen, wie man es sich schon 2005 überlegt hatte: Mehr Licht will er hineinbringen, den Platz mehr öffnen, einsehbarer machen. Die dichte, dunkle Strauchbepflanzung könnte man größtenteils entfernen, meint er, und stattdessen "was Niedriges, was Buntes, was Blühendes" pflanzen. Der Weg sollte eine passende Beleuchtung bekommen.

Er warnt aber vor zu hohen Erwartungen: Durch eine Umgestaltung allein können Probleme mit Alkohol, Müll oder Lärm nicht gelöst werden. Auch in anderen Anlagen sei man damit konfrontiert.

Ordnungsdienst soll kontrollieren

Döhla sieht hier den städtischen Ordnungsdienst in der Pflicht. Die Kommunalpolitik werde darauf hinwirken, dass der Kaiserplatz in den Fokus der Ordnungshüter rückt, die auch spätabends unterwegs sind.

Bergmann nimmt mit, dass sich eine Frau wünscht, dass der Kaiserplatz in Zukunft alle Generationen anspricht; dass ein Mann eine 30er-Zone anregt oder eine Wand, die das Areal vom Lärm der vorbeifahrenden Autos abschirmt; dass sich Familien über eine Korbschaukel und ein Bodentrampolin auf dem Spielplatz freuen würden.

Was er allerdings auch mitnimmt: Die Aussicht auf mehr Aufenthaltsqualität bereitet manchen Anwohnern Sorge. "Die Leute halten sich nicht an die Zeiten", sagt eine Frau, "die hocken noch um ein Uhr da." Schon jetzt, wo der Platz wenig einladend ist, säßen manche da bis in die Nacht hinein, reden, schreien oder telefonieren. "Wir wollen auch mal auf unserem Balkon sitzen."

Das sei freilich immer das Dilemma, wo man Plätze aufwertet, sagt Bergmann: Die Sitzgelegenheiten, die Tische, die gebaut werden, die bleiben auch abends. Versenkbare Bänke – das wäre doch eine Idee, scherzt die Anwohnerin.

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