Kosten explodieren

Volksbücherei Fürth: Sanierung wird richtig teuer

8.8.2021, 10:00 Uhr
Die Zentrale der Volksbücherei, die in der Südstadt zuhause ist, hat - anders als ihre junge Zweigstelle in der Neuen Mitte - mit vielen Mängeln und Defiziten zu kämpfen.  

© Hans-Joachim Winckler Die Zentrale der Volksbücherei, die in der Südstadt zuhause ist, hat - anders als ihre junge Zweigstelle in der Neuen Mitte - mit vielen Mängeln und Defiziten zu kämpfen.  

Schon seit Jahren ist klar, dass die Volksbücherei (Vobü) in der Südstadt dringend saniert werden muss. Die Liste der Defizite ist lang: Dach und Fassade des Gebäudes, das aus den Sechziger Jahren stammt, sind zu erneuern; die technische Gebäudeausrüstung ist auf den neusten Stand zu bringen; die Innenräume müssen modernisiert werden. Obendrein „fehlt es an Außenwirkung“, wie es von Seiten der Stadt heißt. Sprich: Die Vobü mutet wenig einladend an.

Schon 2015 fasste die Stadt die Sanierung ins Auge und wollte sich einen Zuschuss über 2,43 Millionen Euro sichern – bei geschätzten Kosten von damals 2,85 Millionen Euro wäre der Eigenanteil vergleichsweise niedrig gewesen. Doch die Förderung wurde abgelehnt; ein weiterer Versuch, Mittel Land zu ziehen, scheiterte 2018. Nun aber hat sich eine neue Chance ergeben, wie Bürgermeister Markus Braun berichtet. Daher nahm die Verwaltung das Projekt noch einmal unter die Lupe.

Vobü soll "einladender Treffpunkt" werden

Ergebnis: „Wir haben festgestellt, dass doch mehr zu tun ist als ursprünglich anvisiert.“ Die neueste Schätzung kommt zum Schluss, dass Gesamtkosten in Höhe von 6,2 Millionen Euro anfallen. Die Generalsanierung wird also richtig teuer. So teuer, dass sich womöglich auch ein Neubau rechnen könnte.

Die Stadtverwaltung jedenfalls hat sich nun vom Stadtrat Rückendeckung geben lassen für ihr weiteres Vorgehen: Einstimmig beschloss das Gremium, dass die Planungen trotz der deutlich gestiegenen Kosten weitergeführt werden und der Antrag auf Sanierungszuschuss eingereicht werden soll. Ziel: Die Vobü zu einem „einladenden, auffallenden Treffpunkt der Stadt“ umzugestalten.

Soweit herrscht Einigkeit. Für Standort-Debatten aber, wie sie jüngst aufkamen, sieht man in der Stadtspitze keine Grundlage. Die Grünen hatten, wir berichteten, vorgeschlagen, in der Würzburger Straße einen neuen Kultur-Hotspot einzurichten, nachdem dort der Elektromarkt „Saturn“ ausgezogen ist; einziehen könnten städtische Galerie, Ateliers oder eben auch die Volksbücherei, die seit 1998 in der Fronmüllerstraße in der Südstadt zuhause ist.

Kamran Salimi, der Grünen-Fraktionsvorsitzende, sprach in der letzten Sitzung des Bauausschusses sogar von einem „Geburtsfehler“, dass die Hauptstelle der Bücherei in der Südstadt liege. Man müsse fragen, ob sie dort noch sinnvoll sei.

"Ideal platziert"

Ja, ist sie, lautete die Antwort des Bürgermeisters. Davon abgesehen, dass die Miete für das Saturn-Gebäude sehr hoch wäre, gibt es für Braun ein entscheidendes Argument für den Südstadt-Standort: die Nähe zu den Menschen. Denn die Südstadt sei der bevölkerungsreichste Stadtteil Fürths. Zudem lägen im Umfeld der Vobü-Hauptstelle mehrere Schulen und Bildungseinrichtungen. „Die Volksbücherei ist daher ideal platziert. Sie ist wichtiger Anlaufpunkt im Quartier und muss dort unbedingt erhalten bleiben.“


Ganz nach oben: Bücherei darf in Neue Mitte Fürth einziehen


Zumal die Bibliothek auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion in der Südstadt hat, wie die Stadt im Förderantrag herausstellt: „In einem Stadtteil mit viel sozialem Wohnungsbau und Zuwanderung stellt sich zwangsläufig die Frage, was diese Gesellschaft zusammenhalten kann. Bibliotheken haben gerade deswegen darauf eine Antwort, weil sie für jedermann zugänglich sind.“

Und, wie Baureferentin Christine Lippert ergänzt: Gerade in der Südstadt, in der viele mit geringem Einkommen lebten, seien Angebote wichtig, bei denen man „nicht konsumieren muss. Das ist auch ein sozialer Aspekt“.

2 Kommentare