Das Kopftuch ist okay

8.5.2011, 00:00 Uhr
Das Kopftuch ist okay

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Frau Suzan-Menzel, Hand aufs Herz: Mussten Sie als Türkin ihren Mann um Erlaubnis fragen, bevor Sie einen Frauenclub mitgründen?

Gülseren Suzan-Menzel: (lacht) Nein, als frisch geschiedene und selbstständige Frau ist mir das 1991 glatt erspart geblieben. Meinen heutigen Ehemann Jochen hatte ich da gerade erst kennengelernt. Der konnte mir also auch nichts vorschreiben.

Sorry für das Klischee. Aber man verbindet ihre Landsfrauen ja nicht unbedingt mit Selbstständigkeit.

Suzan-Menzel: Das liegt aber nicht an den Frauen, sondern vor allem daran, dass die Medien überwiegend negative Schlagzeilen über arme, unterdrückte Türkinnen produzieren. Deswegen sind türkische Frauen die mit Abstand am meisten unterschätzte Migrantengruppe. Dabei sieht man gerade hier im Deutsch-türkischen Frauenclub doch, dass es auch jede Menge türkische Künstlerinnen, Ärztinnen, Anwältinnen oder Geschäftsfrauen gibt. Wir produzieren offenbar doch nicht nur Kopftuchmädchen...

Ist „Kopftuch“ ein Reizwort für aufgeklärte Türkinnen?

Suzan-Menzel: Nein, ich persönlich habe nicht das Geringste gegen Frauen, die ihren Kopf bedecken. Entscheidend ist für mich, dass sie es freiwillig und ohne äußeren Druck tun. Das Kopftuch hält eine Frau doch nicht zwangsläufig davon ab, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen.

Was hält ihre Landsfrauen dann zurück?

Suzan-Menzel: Es sind sowohl überholte, traditionelle Rollenbilder, die es in einigen türkischen Familien leider noch gibt, als auch besagtes gesellschaftliches Umfeld, das ihnen von vorneherein nichts zutraut. Wir unterstützen junge Türkinnen und wollen ihnen Vorbilder bieten, die ihnen zeigen, dass sie alles erreichen können.

Ist die DTFC also ein Selbsthilfeverein türkischer Frauen?

Suzan-Menzel: Nein, erstens sind fast die Hälfte unserer mehr als 100 Mitglieder deutsche Frauen. Darauf haben wir von Anfang an großen Wert gelegt. Viele Gruppen, die sich als Deutsch-türkisch bezeichnen, bestehen fast ausschließlich aus Türken. Zweitens tun wir sehr viel für kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern. So zum Beispiel die jüngste Ausstellung türkischer und deutscher Künstler, die wir im Februar im Rathaus gezeigt haben. Auch häusliche Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist für uns ein wichtiges Thema...

...das wieder vor allem türkische Familien betrifft?

Suzan-Menzel: Von wegen. Häusliche Gewalt ist kein rein türkisches Phänomen. Nur spricht man viel mehr darüber und redet gern leichtfertig von „Ehrenmorden“ in Fällen, die sonst Familientragödie, Beziehungsdrama oder Eifersuchtstat heißen.

Apropos Eifersucht: Dürfen auf Ihrem Ball auch Männer mitfeiern?

Suzan-Menzel: Klar doch. Aber die erste Geige spielen die Frauen. Selbst den Oberbürgermeister haben wir nicht direkt eingeladen. Er kommt am Samstag „nur“ als Begleiter unserer Schirmherrin, Frau Petra Maly.



Karten für das Fest (Samstag, 7.Mai, 18.30 Uhr) sind noch für 60 Euro unter 0172-8604109 zu haben. Neben Büfett, Kabarett und Tanz gibt es auch einen von allen Club-Spielern signierten Ball und Türkei-Reisen zu gewinnen. Alle Erlöse fließen in ein Gewaltpräventionsprojekt für Mädchen an der Thusnelda-Schule.
 

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