«Es ging immer um die Stadt Fürth»

7.10.2009, 00:00 Uhr
«Es ging immer um die Stadt Fürth»

© Kögler/Müller

Herr Pirkl, im März sind beim Bau der Kölner U-Bahn drei Häuser eingestürzt. Was schoss Ihnen da durch den Kopf?

Pirkl: Das ist der Super-Gau. Ich bin überaus dankbar, dass wir in Fürth unser Ziel ohne große Zwischenfälle erreicht haben.

Mit der U-Bahn sind Sie unter der kompletten Innenstadt hindurchgestoßen. Hat Ihnen das nie schlaflose Nächte bereitet?

Pirkl: Das wäre übertrieben. Aber es gab schon Abschnitte, da war ich erleichtert, als wir sie hinter uns hatten. So mussten wir unter einem Computerzentrum durch. Gut, da ging es nicht um Menschenleben, aber wenn da was passiert wäre, wäre ein Riesenbetrieb stillgelegt worden. Da ist es enorm wichtig, dass man gute Mitarbeiter hat, damit solche Zwischenfälle nicht eintreten.

Sie waren von den Anfängen der Fürther U-Bahn bis zum vorläufigen Ende auf der Hardhöhe dabei. Macht Sie das stolz?

Pirkl: Natürlich ist es schön, wenn man ein Projekt von Anfang an begleiten kann . . .

. . . weswegen man Ihnen auch schon den Namen Mister U-Bahn verpasst hat . . .

Pirkl: Das ist gut gemeint, aber ich nehme das nicht so ernst, weil mein Beruf als Bauingenieur viel breitgefächerter ist. Die U-Bahn war nur ein Aspekt meiner Arbeit und die anderen Bereiche des Tiefbaus waren mir genau so wichtig. Es ging immer um die Infrastruktur der Stadt Fürth, egal ob es sich um Straßen, Brücken, Kanäle oder die Kläranlage handelte. Eine Baumaßnahme ist mir so wichtig wie die andere.

Können Sie beziffern, wie viele Kilometer Straße, wie viele Brücken Sie gebaut haben?

Pirkl: Da muss ich passen. Ich habe nie eine Statistik geführt.

Was waren neben der U-Bahn Ihre Lieblingsprojekte?

Pirkl: Immer interessant waren der Brückenbau und die Sanierungen, die wir seit 20 Jahren intensiv angehen. Die Maxbrücke etwa, die Flutbrücken an der Billinganlage und in Vach oder die Ludwigsbrücke, um nur einige zu nennen. Das war ein Schwerpunktthema meiner Arbeit, weil viele Brücken vom Alter her einfach sanierungsbedürftig waren.

Der Unterhalt von Bauwerken wird oft vernachlässigt . . .

Pirkl: Ja, früher noch viel mehr als heute. In der Politik kam dieses Thema lange zu kurz. Klar, mit Reparaturen kann man nicht glänzen.

Was fiel in Ihrer Amtszeit unter die Rubrik Pleiten, Pech und Pannen? Die chinesischen Pflastersteine für die Fußgängerzone?

Pirkl: Diese Steine sind laut Prüfungen so gut wie unsere. Die Stadt hat die Vorgaben, dass bei einer Ausschreibung der wirtschaftlichste Anbieter zum Zug kommt. Auftragnehmer war übrigens eine deutsche Firma. Dass es zu Lieferproblemen kam, lag nicht in unserer Hand. Ich kann mich schlecht in den Flieger nach China setzen, um nachzuschauen, wo die Steine bleiben. Im Übrigen war das nicht der einzige Ärger mit Steinen aus China.

Nein?

Pirkl: Beim Ausbau der U-Bahn-Haltestelle Klinikum war es ähnlich. Der Termin für die Einweihung stand bereits, die Einladungen an die Ehrengäste waren raus, da erfuhren wir, dass die Steine für die Treppen noch auf hoher See waren. Das hat zwar kaum einer mitbekommen, aber ich war wirklich in Sorge. Gott sei Dank ging alles gut.

Bei Ihrer Verabschiedung vergangene Woche hatte man den Eindruck, Sie hätten gerne noch ein, zwei Jahre weitergearbeitet . . .

Pirkl: Mir hat die Arbeit bis zum letzten Tag Spaß gemacht. Wenn diese künstliche Barriere mit dem 65. Lebensjahr nicht gekommen wäre, warum nicht? Ich fühle mich fit.

Hätte man nicht eine Ausnahme von der Regel beantragen können?

Pirkl: Ich weiß es nicht, ich habe mich nicht darum bemüht.

Stichwort S-Bahn-Bau. Wie viele Nerven hat Sie am Ende Ihrer Dienstzeit die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn gekostet?

Pirkl: Bei der DB hatte man schon immer mit einem Tross von Leuten zu tun. Früher ging das aber noch besser als heute. Es ist einfach schwierig, einen verantwortlichen Ansprechpartner zu finden. Schuld haben wohl die zahlreichen Umstrukturierungen im Bahnkonzern.

Sie stammen aus der Oberpfalz, lebten in München, welche Beziehung haben Sie zu Fürth aufgebaut?

Pirkl: Ich will es mit den Worten meiner Frau sagen. Als wir 1975 zum Vorstellungsgespräch nach Fürth kamen, fuhren wir durch die Nürnberger Straße. Die Fassaden schwarz, kein Grün in den Straßen. Hier werde ich nicht alt, meinte damals meine Frau. Heute sagt sie, da bringt mich keiner mehr weg. Die Stadt hat sich ja auch zum Positiven verändert.

Auch dank Ihrer Hilfe?

Pirkl: Ach, alle Baumaßnahmen hat der Stadtrat entschieden, wir haben sie nur umgesetzt.

Was steht im Ruhestand an?

Pirkl: Wir reisen gerne. Überall hin. Aber wir haben auch Lieblingsziele. Dresden und Prag etwa.

Fahren Sie dort U-Bahn?

Pirkl: Dresden hat keine, aber in Prag nutzen wir sie gerne. Auch in Lissabon oder London habe ich sie mir schon angeschaut. Es ist interessant zu sehen, wie das dort gehandhabt wird. Aber egal welche Stadt, eines gilt immer: Eine U-Bahn baut man nicht für heute oder morgen, sondern für die Zukunft. Interview: JOHANNES ALLES