Back to the roots: Brillenfabrikation zurück in Fürth

28.10.2018, 16:00 Uhr
Back to the roots: Brillenfabrikation zurück in Fürth

© F.: Armin Leberzammer

Es war ein Weg zurück zu den Anfängen, berichtet Uwe Zettner, Geschäftsführer und Enkel des Firmengründers Karl Zettner. Denn in der Kleeblattstadt hatte 1957 einst alles begonnen. Und auch der neue Standort in der Siemensstraße kann nach zwischenzeitlich anderweitiger Nutzung eine Brillen-Historie aufweisen: Dort produzierte einst die Firma Brillen-Tauschek und Uwe Zettner hat hier als junger Mann ein Praktikum absolviert.

Bereit, nochmal durchzustarten

Gerne wäre man in Puschendorf geblieben und hätte das Unternehmen dort weiter ausgebaut, sagt der 47-Jährige, "doch die Entscheidungsfindung hat sich über viele bürokratische Hürden hingezogen und unnötige Kosten verursacht". Eine Erleichterung sei es gewesen, als sich in Fürth die Chance bot, das Gebäude und Areal in der Siemensstraße zu übernehmen. "Der Kreis schließt sich und wir kehren zurück zu unseren Wurzeln. Mit erfahrenen Mitarbeitern sowie über drei Millionen Euro Investition in die Modernisierung unserer Maschinen sind wir bereit, hier noch einmal richtig durchzustarten", so Zettner.

Dabei handelt es sich um eine große Summe für ein Unternehmen, das nach eigenen Angaben drei Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. "Das Material, das wir verarbeiten, kaufen bereits unsere Kunden für uns ein", erläutert Zettner. "Sonst würde unser Umsatz im zweistelligen Bereich liegen." Die Brillengestelle sind aus Baumwoll-Zellulose-Acetat und werden von den 65 Mitarbeitern präzise – "mit Feingefühl für den Werkstoff und handwerklichem Können" – unter anderem mit Hilfe von CNC-Fräsmaschinen produziert. Zu seinen Kunden zählt Zettner Brillenfabrikation-Designer wie Lunor, Reiz, Götti oder Munic Eyewear.

Oberbürgermeister Thomas Jung und Wirtschaftsreferent Horst Müller haben sich kürzlich den personalintensiven Herstellungsprozess selbst angesehen und freuen sich, dass Zettner den Weg zurück gefunden hat. "Das passt perfekt", findet Jung, der als Gastgeschenk ein exklusives weiß-grünes Brillen-Unikat entgegennehmen durfte und resümiert: "ein Familienunternehmen aus der Region, das weltweit erfolgreich ist".

Exklusivität und Kundentreue

Exklusivität und Kundentreue, das sind für Uwe Zettner zwei zentrale Erfolgsgeheimnisse seiner Firma. Die globale Konkurrenz schreckt ihn nicht, denn über die Jahrzehnte habe man sich einen soliden Kundenstamm erarbeitet – dank Qualität, Präzision und Flexibilität, die kaum ein Mitbewerber erreiche. "Wir pflegen ein gutes Miteinander", erzählt er über das Verhältnis zu seinen Geschäftspartnern, "da reicht ein Handschlag, wir haben in der Regel nicht einmal schriftliche Verträge."

Dass die Kunden gleich das Ausgangsmaterial beschaffen, dürfte bei einem Verschnitt von rund 80 Prozent – die Bügel und Gestelle werden aufwändig ausgefräst und nicht etwa gespritzt – sicher ebenfalls kein Nachteil sein. "Pro Brille sind bis zu 80 Arbeitsgänge erforderlich", erklärt der gelernte Stahlformenbauer seinen Gästen. Neben modernen computergesteuerten Maschinen stehen in den Werkhallen auch solche, die beinahe so alt sind wie der Betrieb selbst. Einige haben nun über Umwege wieder zurück nach Fürth gefunden. Nach der Geschäftsaufgabe habe Brillen-Tauschek jene an ein Unternehmen in Leverkusen verkauft, wo sie nun im Zuge der Expansion von Uwe Zettner für den neuen Standort in der Kleeblattstadt zurückgeholt wurden.

2 Kommentare