180 Kilometer nach Sylt: Empörung über Scheuers Flug

13.8.2020, 13:52 Uhr
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im Juli 2020 bei einer Veranstaltung der Luftfahrtbranche in Berlin. Der Minister steht in der Kritik wegen eines kurzen Fluges von Hamburg auf die Nordsee-Insel Sylt.

© Bernd von Jutrczenka, dpa Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im Juli 2020 bei einer Veranstaltung der Luftfahrtbranche in Berlin. Der Minister steht in der Kritik wegen eines kurzen Fluges von Hamburg auf die Nordsee-Insel Sylt.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat sich Kritik von den Grünen eingefangen, weil er von Hamburg nach Sylt mit dem Flugzeug geflogen ist.

Das berichtet die "Taz" mit Verweis auf Informationen des Grünen-Abgeordneten Sven-Christian Kindler. Demnach habe der CSU-Politiker Anfang Juli die Strecke von etwa 180 Kilometern - von Flughafen zu Flughafen gemessen - per Flieger zurückgelegt. Scheuer habe sich dann am Folgetag über den Fortschritt der Bauarbeiten an der Bahnstrecke zwischen der Nordsee-Insel und dem Festland informiert. Danach standen weitere Termine auf dem Festland im Norden Schleswig-Holsteins an.

Die Insel Sylt ist nicht mit dem Auto, sondern nur per Fähre oder mit dem (Auto-)Zug über den Hindenburgdamm erreichbar. Die Fahrt mit der Bahn von Hamburg aus dauert knapp drei Stunden, der Flug nur wenige Minuten.


Vergleich: Ist der Kurzstreckenflug ohne Alternative?


Der Grünen-Abgeordnete kritisiert nun, dass dem Minister die Fahrt in der Bahn "in Zeiten der Klimakrise" durchaus zuzumuten gewesen wäre. Scheuers Ministerium entgegnete, aus Termingründen sei eine alternative Reiseplanung nicht möglich gewesen.

Streit um Nürnbergs Verbindung nach München

Innerdeutsche Flüge sind immer wieder Anlass für Kritik. So sind die beiden Flughäfen Nürnberg und München knapp 140 Kilometer voneinander entfernt. Vor der Conorakrise wurde diese Strecke mehrmals täglich von der Lufthansa bedient. Allerdings übten Umweltschützer wegen der kurzen Distanz immer wieder heftige Kritik am Zubringerflug zum Münchner Lufthansa-Drehkreuz.

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Befürworter der Verbindung entgegneten, der Zeitverlust einer mehr als zweistündigen Bahnfahrt vom Nürnberger Hauptbahnhof zum Münchner Flughafen stehe in keiner Relation etwa zur Dauer eines Interkontinentalfluges. Nahezu alle Passagiere der Flüge zwischen Nürnberg und München würden am Flughafen Franz Josef Strauß zu ferneren Zielen umsteigen oder von dort kommen. Allerdings gab es auch bei der Lufthansa Skepsis, ob die Verbindung weiterhin betrieben werden sollte.

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