Flutopfer aus Obernzenn lässt sich nicht unterkriegen

19.8.2016, 06:00 Uhr
Nach der Flut vom 29. Mai bedeckte eine dicke Schlammschicht die Werkstatt von Thomas Ganser.

© Stefan Blank Nach der Flut vom 29. Mai bedeckte eine dicke Schlammschicht die Werkstatt von Thomas Ganser.

"Zweimal sind wir hinuntergerannt und haben Sachen geholt, beim dritten Mal ging die Tür nicht mehr auf, das Wasser stand zu hoch“, erinnert sich Ganser. Alles war hinüber im Büro und in der Werkstatt in der Scheune nebenan. Auf 100.000 Euro schätzt Ganser seinen Schaden. Eine Elementarversicherung hat er nicht.

Thomas Ganser baut alte Busse zu Foodtrucks um. Damit hat er sich in der Szene einen Namen gemacht, hat Fahrzeuge für Wurstdurst und Guerilla Gröstl umgerüstet. In Gansers Hof hinterließen die Wassermassen eine 20 Zentimeter dicke Schlammschicht. Besonders heftig getroffen hat es einen historischen amerikanischen Schulbus, aus dem Don-Vito aus Salzburg eigentlich längst seine Pasta verkaufen wollte. Er stand zur Hälfte unter Wasser. "Eigentlich war er ein Totalschaden — wie viele Autos auf dem Hof", meint Ganser.

Bürgermeister begeistert über Hilfsbereitschaft

Immerhin kann sich der Obernzenner selbst helfen. Die Verluste kompensiert er vor allem durch Arbeitskraft: "Sechs Wochen haben wir an dem Bus herumgeschraubt, sämtliche Steckverbindungen gezogen, das Turboladersystem zerlegt, das Öl mehrmals gewechselt. Jetzt geht er wieder“, sagt Ganser. Doch eigentlich sollte der Bus schon vor zwei Monaten fertig sein.

Flutopfer aus Obernzenn lässt sich nicht unterkriegen

© Martin Müller

8000 Euro hat Ganser an Soforthilfen und Sofortgeld bekommen. Das reicht bei Weitem nicht. Durch großzügige Spenden könnte zumindest die größte Not bald etwas gelindert werden. Etwa 240.000 Euro sind bei der Gemeinde eingegangen, 180.000 Euro davon sind von Vereinen, Unternehmen und Privatleuten, 61.000 Euro haben in dieser Woche ein Dutzend Lions Clubs gespendet, aus Neustadt/Aisch, Rothenburg und Herzogenaurach gingen die größten Summen ein.

"Es soll direkt an die Betroffenen gehen, vor allem an die sieben bis zehn Härtefälle", kündigt Obernzenns Bürgermeister Markus Heindel an. Er ist noch immer begeistert von der Hilfsbereitschaft bei der Flut. Keine der umliegenden Gemeinden hat ihm für den Einsatz ihrer Feuerwehren eine Rechnung geschickt, bereitwillig wurde mit Lkw, Baggern und Kehrmaschinen ausgeholfen.

Thomas Ganser hat derweil schon begonnen, sich selbst zu helfen. Seine Werkstatt hat er bereits 20 Zentimeter höher gelegt und mit zwei wasserdichten Türen versehen. Ganser will sich nicht unterkriegen lassen, auch nicht von dem gewaltigen Schaden: "Ich bin ein total positiv eingestellter Mensch. Das ist halt dieses Jahr einfach so. Wir müssen schauen, dass wir wieder vorwärts kommen", sagt er — und macht sich wieder an die Arbeit.

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