Winkelhaider entwickeln Fledermausdetektor

23.3.2016, 18:35 Uhr
Winkelhaider entwickeln Fledermausdetektor

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Recht unspektakulär kommt die rettende Technik daher: ein kleiner schwarzer Kasten. In einem grauen Metallbehälter, etwas größer als ein Schuhkarton, wird er an der Gondel der Windkraftanlage angebracht. Er misst, wie viele Fledermäuse zu welcher Nachtzeit um die Anlage fliegen. Der eingebaute akustische Sensor misst den Ultraschall, den die Tiere aussenden.

Innere Blutungen

In Deutschland stehen 25.000 Windkraftanlagen. Tendenz steigend. Für viele Vögel und Fledermäuse stellen sie eine Gefahr dar. An den Spitzen der Rotorblätter herrschen Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h – eine tödliche Falle. Ebenso wie Vögel sterben Fledermäuse allerdings nicht durch die Kollision. Die starken Schwankungen im Luftdruck nahe am Rotor führen zu inneren Blutungen, an denen die Tiere sterben.

Der Windkrafterlass Bayern regelt im Freistaat, dass Betreiber dem Artenschutz nicht in die Parade fahren und nötigenfalls ihre Anlagen herunterfahren müssen. Im Sommer fliegen besonders viele Tiere in der Dämmerung.

Fledermäuse fliegen kaum bei starkem Wind

Winkelhaider entwickeln Fledermausdetektor

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Bei starken Wind, also dann, wenn die Anlagen ihre Arbeit aufnehmen, kommen Fledermäuse hingegen kaum heraus.

Basierend auf den Erfahrungen und Ergebnissen, die im Rahmen eines Forschungsprojekts am Lehrstuhl für Sensorik in Erlangen gesammelt wurden, haben die Winkelhaider Florian Stiller und Sonja Galneder zusammen mit Thomas Scharrer das Gerät entwickelt. Gemeinsam gründeten die drei zusammen mit den beiden Fledermausexperten Dr. Ralph Simon und Dr. Oliver Behr aus dem Team des Forschungsprojekts nun das Startup "bat bioacoustictechnology". Anders als gängige Messgeräte, die Biologen bisher verwenden, wirft ihr "Bat-Monitoring-Device" auch bei Nebel und Sturm genaue und zuverlässige Daten aus, sagen die drei Unternehmensgründer.

Pro Anlage sterben zwölf Tiere

An jeder Anlage sammeln ihre Geräte zwei Jahre lang Daten. Mit der aufgestellten Statistik können Stiller, Galneder und Scharrer berechnen, wann besonders viele Tiere in der Luft sind und die Anlagen abgeschaltet werden sollten. "Bislang stellten die Betreiber ihre Anlagen in Risikogebieten im Sommer beispielsweise generell ab, wenn es dämmerte", erläutert Stiller. "Mit unserem Gerät können sie die Zeiträume konkretisieren." Das spart den Betreibern wahres Geld. Schließlich verpflichtet der Windkrafterlass der verschiedenen Bundesländer, den Artenschutz einzuhalten und ein sogenanntes "Monitoring" durchzuführen. Pro Anlage sterben zwölf Tiere

Biologen machten sich die mühevolle Arbeit und zählten, wie viele der streng geschützten Tiere durch die Rotorblätter sterben. Jeden morgen liefen sie mittels GPS verschiedene Areale in Deutschland ab, erstellten Fotos und schrieben Listen. Das Ergebnis: Derzeit sterben durchschnittlich zwölf Tiere im Jahr pro Anlage – bei 25.000 Anlagen macht das durchschnittlich 300.000 Tiere jährlich. Zu viele. Der Wert soll deutlich gesenkt werden.

Wie soll das überprüft werden?

Wie das überprüft werden soll, ist unklar. Dieses Problem sieht man auch im Landratsamt in Lauf. Bislang habe es keine Verstöße gegeben, ein Bußgeld musste noch nicht ausgesprochen werden, heißt es aus der Pressestelle. Das Bußgeld bemisst sich danach, wie viel Gewinn der Betreiber in der Zeit einfahren konnte, in der er seine Anlage eigentlich zum Schutz der Fledermäuse hätte abschalten müssen. "So ein Verstoß wurde noch nicht gemeldet", sagt Pressesprecher Günther Häusler.

Die Idee der Forschergruppe kommt derweil gut an. "Wir haben schon zahlreiche Nachbestellungen", sagt der 28-jährige Winkelhaider Stiller.

Auch im Ausland ist die Technik angekommen: Auf einem 100 Meter hohen Mast in der Weite Ghanas misst das "BATmode" derzeit die Flugtätigkeit der ghanaischen Fledermäuse. Denn die grüne Stromerzeugung ist auch in Afrika ein großes Thema.

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