Gäste feierten ausgelassen beim "Roll over Bellhofen"

18.9.2013, 09:53 Uhr
Ein besonderes Highlight auf dem "Roll Over Bellhofen" war eine Thai-Chi-Vorführung.

© Udo Schuster Ein besonderes Highlight auf dem "Roll Over Bellhofen" war eine Thai-Chi-Vorführung.

Hier erlebte man soziale Inklusion wie es hautnaher nicht sein konnte. Dieses Festival ist mittlerweile fester Bestandteil im Veranstaltungskalender von „Vereint e.V“ und bei den von der Löwschen Einrichtung betreuten Personen nicht mehr wegzudenken. Neben den heimischen Gästen aus nah und fern, wie auch von der Lebenshilfe Lauf oder vergleichbaren Einrichtungen aus der Umgebung besuchte auch eine Gruppe aus Tschechien diese besondere Spätsommerparty auf dem Großbellhofener Sportplatz.

Auch Gäste vom Altdorfer Wichernhaus kamen mit ihrem Betreuer zum Festival der Integration nach Großbellhofen. Menschen mit oder ohne Behinderung waren gleichermaßen angetan von dem 7. Open Air Event auf dem Großbellhofener Sportplatz und lobten die prima Organisation der Veranstaltung. Das solche Integrativen Veranstaltungen unterstützt werden müssen, dies war durchweg die Meinung der Gäste, die nicht durch Behinderungen eingeschränkt leben müssen.

Die Begrüßung erfolgte durch den 1.Vorsitzenden des Vereins „Vereint e.V.“ Klaus Tyrach und Peter Gail, den alle nur unter „Banana“ kennen, führte danach durch das weitere Programm. Auch Bürgermeister Brandmüller, selbst Großbellhofer und Pfarrer Hans Eisend mischten sich in einer Regenpause am Nachmittag unter die Gäste. Als Vertreter des Landkreises unterstützte Achim Dobbert mit einer kleinen Spende dieses nicht alltägliche Festival.

Neben Rock und Pop hatten die Organisatoren, allen voran Erwin Walter, viel Abwechslung in den Programablauf integriert. Ein Highlight war vor allem für die Akteure eine Tai-Chi Vorführung. Hierzu hatte Rüdiger Schramm mit den Bewohnern aus dem Oberland ein kleines Programm einstudiert. Mystische Musikstücke verstärkten den Effekt der Vorführung bei leichtem Nieselregen.

Eine Portion Verrücktheit

Die Eröffnung des Festivals übernahm traditionsgemäß der Männergesangsverein Großbellhofen, unter Leitung von Manfred Brieger. Dem folgte ein musikalischer Kontrast wie er krasser nicht sein konnte. Bird Berlin mit bürgerlichen Namen Bernd Pflaum kommt im Ursprung aus Hohenstadt und überraschte die Gäste mit seinem eigenwilligen Auftritt. „Du bist schön“ war sein Anfangslied. Seinen Auftritt mit künstlerischen Elementen und Tanz sowie einer gehörigen Portion Verrücktheit kann man nicht in eine bestimmte Richtung einordnen.

Nachdem auch die tschechischen Freunde, unter Leitung von Eva Lorenzova, mit ihren Rollstühlen und Betreuern eingetroffen waren, spielte bereits die tschechische Band "Ocho Rìos" aus Pilsen. Die Band macht „Mestizo-Musik“. Hierbei verbinden und vermischen sich Musikstile aus Lateinamerika wie Salsa, Rumba, Samba und Cumbia mit verschiedenen Einflüssen aus der Pop- und Rockszene vor allem mit Ska, Rap, Reggae, Elektronik und Punkrock. Das Mestizo-Musik aber auch vor allem tanzbare Musik bedeutet, bewiesen die Gäste nachdrücklich.

Vielleicht half ja auch der Dirigent der Löwschen Einrichtung , alias Guido Winter, mit seiner unverkennbaren Schirmmütze, dazu dass hierbei eine Bombenstimmung entstand. Gelebte Inklusion in und mit der Musik. Auch andere bekannte Gesichter von Heimbewohnern aus dem Oberland, die ja zum Teil seit Jahrzehnten dort leben, konnte man treffen. Roger Eisenhut war seit etwa 30 Jahren Bewohner des Hauses in Oberachtel, ist erst vor kurzem in den Neubau nach Simmelsdorf umgezogen und freute sich deshalb umso mehr seine alten Bekannten und Freunde hier wieder zu treffen.

Ganz selbstverständlich

Ist es nun Indie Pop oder mehr Synthie Punk-Pop. Das war den Anwesenden völlig egal, die Melodien gingen ins Ohr und die Rhythmen in die Beine. Droogiez präsentieren eine eindrucksvolle und energiegeladene Live-Show, die ihrem authentischen Punkrock britischer Prägung gerecht wird. Was die drei Droogiez vor allem miteinander verbindet ist genau die Ära, welche sie musikalisch am meisten geprägt hat und somit auch den Sound der Droogiez ausmacht: End-70er-Punkrock! Auch für sie, wie alle anderen Bands ebenfalls, war es selbstverständlich beim "Roll over Bellhofen" dabei zu sein.

Ein seltsamer Hase war beim Soundcheck von „Henriette“ zu beobachten. Die beiden Damen aus Nürnberg zelebrieren mit dem Hasen am Schlagzeug „Riot Noise Pop“, und sangen dabei über das Leben aus der Sicht junger Frauen, die keine Zeit zu verschenken haben.

Dazwischen beeindruckte eine Pantomimeneinlage einer Gruppe mit selbst hergestellten Masken unter Leitung von Philippe Dhaussy. Unter Anleitung stellte die Gruppe ihre Masken selbst her. Mit rhythmischer Musik und leichten Tanzbewegungen zeigten sie stolz ihre Masken die alle Namen hatten. Harri Schemm, Nürnberger Kulturpreisträger, und selbst vor Ort in Großbellhofen, entwarf auch für dieses Jahr das Motiv der „Roll over Bellhofen“ Shirts. Das letztjährige Tigermotiv wurde durch ein singendes Krokodil ersetzt. Shiny Gnomes hat bereits Kultstatus erreicht.

Diese Psych-Rock-Garage-Pop-Band aus Nürnberg bildete den Abschluß des Festivals. Die Band verbindet ihre Musik mit psychedelischen Rock, 60er-Jahre Beat und experimentierfreudigen Folk mit der schwebenden, ätherisch wirkenden Stimme des Sängers Limo. Damit brachte die Band nochmals kräftig Stimmung in die Zuhörerreihen bevor die Busse vorfuhren und die Gäste gegen 19 die Heimreise antraten.

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