Marode Brücken: Abrissarbeiten lähmen Frankens Verkehr

13.11.2016, 13:31 Uhr
kein ungefährliches Unterfangen: Bei der Brückensprengung am Samstagnachmittag waren Kräfte des BRK für alle Fälle vor Ort.

© Guenter Distler kein ungefährliches Unterfangen: Bei der Brückensprengung am Samstagnachmittag waren Kräfte des BRK für alle Fälle vor Ort.

Einst als Wunder der Ingenieurskunst gefeiert,reichten 150 Kilogramm Sprengstoff, um die Spannbetonbrücke bei Schwaig zu zerstören. Die Brücke am Autobahnkreuz Nürnberg führte die A3 nach Regensburg über die Anbindung der A9 Berlin München. Die Folge: Wegen der Totalsperrung gab es am Wochenende lange Staus in alle Richtungen.

Das technische Problem der maroden Brücken hat der Münchner Jan Lingemann im Jahr 2009 in seiner Doktorarbeit an der Technischen Universität München beschrieben. Im damals verwendeten Stahl bilden sich leicht Spannungsrisse, die im schlimmsten Fall zum Einsturz führen. Nur lässt sich das von außen ganz schwer erkennen.

Angesichts erster Schäden und der immensen Belastung des Bauwerks gab es nur eine mögliche Entscheidung: Für insgesamt elf Millionen Euro musste die 155 Meter lange Brücke erst durch eine neue ersetzt werden und dann abgerissen werden.

Die neue Brücke ist seit Oktober befahrbar. Jetzt ging es darum, an einem Wochenende außerhalb der Ferien das alte Bauwerk zu beseitigen.
45 Minuten dauerte die Vollsperre am Samstagnachmittag. Dann wurde zumindest die neue Brücke in Richtung Regensburg/Berlin wieder freigegeben. Auf der Hauptroute Frankfurt-München mussten die Autofahrer bis Sonntagnachmittag Zeit raubende Umleitungen in Kauf nehmen.

Denn die Sprengung war nur der Auftakt für die Arbeiten. Über Nacht mussten 7700 Tonnen Stahl und Beton weggeschafft werden. Am Schluss dann nochmal 3000 Kubikmeter Sand, die als Fallbett unter die alte Brücke gefahren worden waren, um die Schäden an der Fahrbahn möglichst gering zu halten. Sieben Abbruchbagger zerkleinerten die Brücke, sechs Schlepper mit Mulden waren im Dauereinsatz.

Pilotversuch "intelligente Brücke"

Baudirektor Andreas Eisgruber von der Autobahndirektion Nordbayern zeigte sich zufrieden über den Einsatz. Während der Sprengung halfen Technisches Hilfswerk, die Straßenmeistereien und die Polizei bei den Absperrungen – während der Explosion durfte niemand in der Nähe der Brücke sein, die nahe dem Ausflugsgebiet am Birkensee liegt. Sogar ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera suchte das Gebiet unmittelbar vor der Zündung des Sprengstoffs ab.
 
Aus der Pleite mit der alten Brücke und dem mangelhaften Spannbeton haben die Verantwortlichen bei der Autobahndirektion gelernt. Als erste Brücke in Deutschland hat das Ersatzbauwerk umfangreiche Elektronik bekommen. So wird mit Sensoren jede Zustandsveränderung an den Lagern der Brücke gemessen, dazu die Verkehrsbelastung und das Gewicht, die Geschwindigkeit und sogar die Achslasten jedes Fahrzeuges. Aus den Daten soll schließlich die "Restlebensdauer" der "Intelligenten Brücke" ermittelt werden. Der bundesweit beachtete Pilotversuch liefert aber auch aktuelle Daten zur Verkehrsbelastung an die Zentrale in Nürnberg-Fischbach.

Brückenabriss in Schwabach

Das fränkische Brückenproblem bescherte den Mitarbeitern der Polizei und der Straßenmeistereien am Wochenende noch einen weiteren Einsatz. Bei Schwabach wurde die A 6 komplett gesperrt, weil dort ebenfalls über Nacht eine Brücke abgerissen wurde. Allerdings, so Andreas Eisgruber, ein vergleichsweise kleines Projekt, zudem ohne Sprengstoff, weil die Brücke nur 50 Meter lang war.

Schon am nächsten Wochenende geht es mit den Vollsperrungen weiter. Die Brücke über die A3 an der Anschlussstelle Nürnberg-Mögeldorf/Schwaig wird ebenfalls abgerissen. Dort ist bereits eine Ersatzbrücke gebaut worden, die dann in etwa einem Jahr wieder beseitigt wird.

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