Immer wieder Unfälle auf der A9: "Wir stehen am Limit"

16.8.2019, 06:10 Uhr
Immer wieder Unfälle auf der A9:

© Archivfoto: Feuerwehr Hilpoltstein

83 Mal ausgerückt im Jahr 2009, 169 Mal gerufen worden im Jahr 2015 (Rekordjahr). 2019 sind es jetzt schon 121 Einsätze. Auffällig sind die Einsatzarten, insbesondere die Technischen Hilfeleistungen, denen die Unfälle zugeordnet sind. Hier werden mit Abstand die meisten Einsätze gefahren. 32 waren es 2009, 91 dann 2015, 55 sind es heuer schon. "Die Hälfte davon sind Einsätze auf der Autobahn", sagt Jürgen Flierl, Kommandant der Hilpoltsteiner Feuerwehr.

Bei jedem Unfall dabei

Seine Wehr ist Stützpunktfeuerwehr, mit dem entsprechenden Gerät soll sie die Ortsteil-Wehren führen. Das bedeutet aber auch, dass sie bei jedem Autobahnunfall dabei ist: Ein Löschfahrzeug aus Meckenhausen rückt an, dazu eines aus Hilpoltstein mit der entsprechenden Ausrüstung. Mit Absicherung und Führung sind bei jedem Unfall 30 bis 35 Mann im Einsatz, damit etwa 20 bis 25 aus Hilpoltstein.

Ein weiterer Blick in die Zahlen: Nach der Skiurlauber-Spitze im Januar nimmt die Statistik im März Fahrt auf, die erste große Urlaubswelle steht an. Im vergangenen Juli rückte die Feuerwehr 32 Mal aus, statistisch also jeden Tag. "Das ist viel", sagt Flierl.


Unfall auf der A 9: Rettungshubschrauber im Einsatz


Was macht das mit den Feuerwehrleuten? "Die Ampel steht auf Orange", sagt Flierl. 83 Aktive stehen ihm zur Verfügung. Die wissen nicht, wann der Piepser sich meldet, im Büro oder an der Maschine, beim Einkaufen, nach Feierabend, wenn das Sofa lockt, der Kinofilm mit der Freundin beginnt oder der Sohn sein erstes Fußballspiel hat.

Jeder Feuerwehraktive kann aufgrund der Einsatzmeldung entscheiden, ob er helfen will, seine Anwesenheit notwendig ist. Aber allein das ständige Unter-Strom-Stehen spannt die Nerven. Viel bleibe dann am Partner hängen, meint Flierl. "Du brauchst zu Hause den Rückhalt." Und: "Das Stressigste ist das Kurzfristige, wenn man nachts um 3 Uhr volle Leistung bringen muss".

Arbeitgeber müssen mitspielen

Dann sind da die Unfälle selbst – besonders die mit Frauen, mit Kindern oder wenn man einen Bekannten aus dem Wrack schneiden soll. "Das geht jedem an die Nieren", sagt Flierl. Im Kameradenkreis spricht man darüber, auch mit den Partnern, es gibt Notfallseelsorger, in schweren Fällen will das Rote Kreuz mit dem Psychosozialen Dienst helfen.

Orange ist die Ampel auch in Bezug auf die Arbeit. Flierl ist auf Feuerwehrleute in örtlichen Betrieben angewiesen, wer in Nürnberg arbeitet, ist tagsüber schlecht verfügbar. Glücklicherweise sind in Hilpoltstein viele Feuerwehrler bei der Stadt, in Bauhof, Wasserwerk oder Kläranlage beschäftigt. Denn "in den Betrieben ist die Personaldecke auch nicht mehr so", sagt Flierl. Das Verständnis bei den Arbeitgebern sei jedoch da, viele verzichteten sogar auf die Entschädigung durch die Stadt. Auch die Kollegen wüssten "dass wir nicht rumbummeln". Aber bei so vielen Einsätzen muss sich mancher fragen, wo er sein Geld verdient.

Allerdings hat das Engagement als Feuerwehrmann auch gute Seiten: Flierl ist Personalreferent bei Klingele – er weiß, dass Feuerwehrmänner gerne eingestellt würden, weil man ihne zuspricht, Verantwortung zu kennen, sozial zu denken und das auch ins Berufsleben zu tragen.

Die Ampel ist noch nicht Rot

"Wir stehen am Limit", sagt Flierl über seine Wehr, will aber die Situation nicht in zu düsteren Farben malen. Die Ampel ist nicht Rot, weil er auf einen harten Kern vertrauen kann, der immer zur Stelle ist. Auch auf der Nachwuchsseite sieht es mit einer ein gutes Dutzend Köpfe starker Jugendgruppe gut aus, ebenso wie bei der Ausstattung.

Die Belastung ist hoch, aber "grundsätzlich helfen wir gerne", sagt Flierl. Auf der Autobahn, wenn es brennt – aber auch jedem, der ein Wespennest im Garten hat. Wer den Feuerwehrleuten helfen will, kann eintreten – oder überlegen, ob er für jedes Problem die 112 wählen muss. Vielleicht kann man es auch gemeinsam mit dem Nachbarn lösen.

Seit Mitte Juni wird zwischen Greding und Denkendorf die Fahrbahndecke der A 9 erneuert. Von Freitag, 15. August, zirka 9 Uhr, bis Samstag, zirka 5 Uhr, muss in Richtung München die Anschlussstelle Altmühltal gesperrt werden. Die Umleitung wird über Denkendorf ausgeschildert, der Verkehr in Richtung Nürnberg ist nicht betroffen. Die Arbeiten sind witterungsabhängig.


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