50 Jahre Wasserspaß: Neustadt feiert Freibad-Jubiläum

24.7.2016, 22:34 Uhr
50 Jahre Wasserspaß: Neustadt feiert Freibad-Jubiläum

© Harald J. Munzinger

Dazu war ein großes Fest organisiert, in dem die vielen Mitwirkenden einen deutlich besseren Besuch verdient gehabt hätten.

 Doch es hat, wie es von den Insidern sarkastisch bemerkt wurde, Tradition, dass „in Neustadt drei Wolken vom Badbesuch abhalten“. Es waren zwar ein paar Wolken mehr, aber sommerliche Badetemperaturen und ein vielfältiges Programm mit attraktiven Aktionen wie Turmspringen, Bikeshow, Stadtmeisterschaft des Tauchclubs oder Tandem-Fallschirmsprung über dem Waldbad geboten.

Und Neustadt war bis auf einen kurzen Regenschauer einmal mehr vom legendären Wetterglück bei Großveranstaltungen begünstigt, während für die Region Unwetterwarnungen ausgegeben waren.

4.140.000 Besucher habe das Waldbad in seiner 50-jährigen Geschichte gezählt, berichtete der Leiter der für dessen Betrieb zuständigen "NeustadtWerke", Karl-Heinz Kolb, und errechnete daraus die durchschnittliche Besucherzahl von 83.946 pro Saison. Spitzenreiter mit 187.965 Besuchern sei das Jahr 1973 gewesen, gefolgt von 167.274 Badegästen im heißen Sommer 2003. In den 80-er Jahren habe es einen Rückgang auf durchschnittlich 50.000 Besucher, 1987 den Minusrekord von 13.212 Gästen gegeben.

 Mit über 35.000 liege man nach Mitteilung von Schwimmmeister Klaus Pfänder in diesem Jahr zwar schon weit darüber, aber auch von den 107.000 Besuchern im letzten Jahr noch weit entfernt, mit denen man nach langer Zeit erstmals wieder die 100.000-er Hürde genommen hatte. „Der Sommer ist aber noch lange nicht vorbei“, wie es das Motto einer Modenschau zum Jubiläum war und so kann sich die Statistik noch kräftig verändern.

1000. Gast auf Adventure-Golf-Anlage

 Eine markante Zahl ist in ihr jetzt schon eingetragen: Nach nur 23 Tagen wurde auf der Adventure-Golfanlage mit Jens Riedel aus Neustadt der 1000. Gast willkommen geheißen. 10.000 würde Stadtwerkschef Kolb gerne in deren erster Saison bis Ende Oktober erreichen. Am Festwochenende herrschte auf der 18-Loch-Anlage reger Betrieb, bei dem der Golfclub Bad Windsheim Anleitungen für die neue Trendsportart „Adventure Golf“ gab. Zweiter Bürgermeister Peter Holzmann ging bei dem von der „Stadtkapelle Frankenland“ musikalisch umrahmtem Jubiläumsfestakt auf die Badgeschichte ein, die bis in das Jahr 1951 zurückreicht, als der damalige SPD-Stadtrat Fritz Münch kritisiert hatte, dass die Flussbäder an der Aisch „nicht mal mehr den primitivsten Erfordernissen entsprechen“ und „die schmutzigen Moorbäder alles andere als eine Fremdenverkehrswerbung darstellen“. Abhilfe sollte "die Errichtung eines Bassinbades schaffen", so Münchs Anregung, dass bei den Teufelsweihern „ein herrliches Naturbad entstehen“ könnte – also genau dort, wo 15 Jahre später nach "manchen Kämpfen und vielen Sorgen", der seinerzeit amtierende Bürgermeister Karl Ströbel am 21. Mai 1966 verkündete: "Nun haben wir also unser Schwimmbad", das, so hoffe er, "zu aller Zufriedenheit ausgefallen" sei. Dies könne man auch heute noch bestätigen, meinte Zweiter Bürgermeister Peter Holzmann zu Ströbel damaliger Aussage: "Wenn man den Beteuerungen von sachkundigen Besuchern glauben will, haben wir eines der schönsten Freibäder im fränkischen Raum". "Eines der schönsten Bäder Bayerns"

Ein Prädikat, das sich nach der vom damals amtierenden Bürgermeister Dr. Wolfgang Mück eingeleiteten Generalsanierung und Modernisierung "zu einem der schönsten Bäder Bayerns" steigern sollte. Dazu sollte ein sehr langer und steiniger Weg führen, wie Holzmann in der Festrede auf das Jahr 1953 mit den Vorplanungen für ein Bassinbad am Steinswehr, dem ehemaligen Bad in der Aisch, zurückblendete. Der Standort der später wegen des hohen Grundwasserstandes verworfen und jener am Stadtpark favorisiert worden war, der sich für eine "Gesamtsportanlage" eignen sollte.



Mit einem unterdessen gegründeten Badbauverein war man im Stadtrat für eine Planung an diesem Standort übereingekommen, an dem 1962 mit dem auf 500.000 Mark veranschlagten Badbau begonnen werden sollte. Ohne jegliche Infrastruktur an jener Stelle, verzögerte sich das Projekt und auch der von Bürgermeister Ströbel versprochene Badebetrieb noch in der Saison 1964 um zwei Jahre mit einer über vierfachen Kostensteigerung auf 2.170.000 Mark.

Als letzter Stadtrat aus jener Zeit erinnerte sich Franz Bub, dass man sich mit dem Verzicht auf Zuschüsse behördlicher Auflagen entzogen und das Bad nach den eigenen Vorstellungen gebaut habe. Dass man ihm heute – zumal nach der Generalsanierung um die Jahrtausendwende - sein Alter nicht ansehe, führte Holzmann darauf zurück, dass "schon vor über 50 Jahren sorgfältig konzipiert und gebaut und damals der wohl beste Platz dafür gefunden" worden sei.

Allerdings sei man seinerzeit mit dem Bad wegen des "vielen Besuchern zu frischen Wassers nicht ganz zufrieden" gewesen, was zur Nachbesserung 1973 mit der Beheizung des Badewassers geführt hatte. Ersetzt wurde die 1990 wegen vieler Störungen und hoher Betriebskosten außer Betrieb gesetzte elektrische Luft/Wasserwärmepumpe 1995 durch eine Solaranlage auf dem vergrößerten Dach des Umkleidegebäudes.

"Neuzeit" nach Millionen-Sanierung

Mit den 35.000 Quadratmetern Liegeflächen und vielfältigen Sportmöglichkeiten bis hin zur neuen 18-Loch-Golfanlage hat sich das Bad weiterentwickelt. Dessen „Neuzeit“ mit dem 4,5 Millionen Euro teuren Um- oder besser gesagten Neubau mit Edelstahl- und Erlebnisbecken, getrenntem Schwimmer- und Springerbecken, neuem Kleinkinderbereich und modernisierten Sanitäranlagen zeigte Karl-Heinz Kolb auf. Er verwies auch auf die Sportflächen und die "Erlebnisgastronomie" unter der Regie von Hartmut "Hartl" Glück und stattete den Vereinen Dank ab, die – allen voran die DLRG - den Badebetrieb unterstützten.

Welche Herausforderungen dieser an das Badteam stelle, machte Kolb mit dem Kompliment an Schwimmmeister Klaus Pfänder deutlich. Der erste seiner Gilde, Horst Hasselbacher, erinnerte an die Anfänge des Waldbades – für ihn schon lange vor dem Betrieb mit dem Bezug des Wohnhauses, um weitere Diebstähle auf der Baustelle zu verhindern – und überreichte Klaus Pfänder sowie Karl-Heinz Kolb einen für das Bad zweckgebundenen Spendenscheck in Höhe von 5000 Euro.

Die "Aischgrund Schipper" leiteten musikalisch das vielseitige Jubiläumsprogramm ein, in das sich die DLRG, das Rote Kreuz, die Feuerwehr und das THW, der Handballclub und der Golfclub Bad Windsheim, der Tauchclub, die Playground Riders mit ihrer spektakulären Bikeshow, die Flugsportgruppe und der Fallschirmspringerclub ebenso einbrachten, wie Sponsoren, denen Stadtwerkschef Kolb Dank abstattete.

Sein Jubiläumsversprechen, dass man es sich trotz der hohen Betriebskosten – "selbst in Rekordjahren bleibt das Waldbad ein Verlustgeschäft" - sehr gut überlegen werde, die 2002 festgesetzten Eintrittspreise "anzufassen", wurde gerne gehört. Auf eine Prämierung des Bilderwettbewerbes hat man nach seinen Ausführungen verzichtet, "da alle Bilder auf ihre Art einmalig sind und das Flair unseres Waldbades wiedergeben". Deshalb erhalten alle Einsender ein Badetuch und jeweils eine Eintrittskarte fürs Waldbad und für die Golfanlage.
 

 

Keine Kommentare