Asylbewerber in Kotzenaurach: Stimmung ist umgeschlagen

5.4.2013, 18:28 Uhr
Asylbewerber in Kotzenaurach: Stimmung ist umgeschlagen

© Harald Munzinger

48 Asylbewerber, darunter 20 Kinder, sind derzeit in der „Neuen Krone“ untergebracht, die als „das familienfreundliches Hotel auf dem Land“ beworben wird. Hans Daum hatte bei einem Besuch des damals amtierenden Landrates Helmut Weiß und der Markt Erlbacher Bürgermeisterin Dr. Birgit Kreß die Anerkennung genossen, sich gut um die seinerzeit 55 Flüchtlinge zu kümmern, um die sich als ehrenamtliche Betreuerin Brigitte Huthöfer mit großem Engagement annahm. Die Kotzenauracher Bevölkerung galt als positives Beispiel, hatte es doch in einem knappen halben Jahr keine nennenswerten Klagen gegeben, wie es Dr. Kreß betonte.

Unterdessen hat sich das Stimmungsbild gewandelt, wurde öffentlich beklagt, dass sich das Zusammenleben zunehmend schwieriger gestalte, es einigen Regelungsbedarf gebe. Bei der Betreuung der Asylbewerber hatten Beschwerdeführer Defizite ausgemacht.

Reiner Soller, Sachgebietsleiter im Ausländeramt, bescheinigte auf Anfrage von „nn-online“ Hans Daum das Bemühen, Gründe für berechtigte Klagen schnellstmöglich auszuräumen. So habe er die Kläranlage erweitert und auf den neuesten Stand gebracht oder für die Abfalleimer auf eigenem Grund eine eingezäunte Abstellfläche geschaffen. Da gebe es keinen Grund mehr für Klagen, erklärte Soller.

„Solcher Service sonst nirgends“

Seinen Beobachtungen bei mehreren Besuchen zufolge, ziele der Vorhalt ins Leere, dass der Hausherr nie da sei und die Betreuung der Asylbewerber zu wünschen übrig lasse. Vier Mitarbeiter nähmen sich ihrer an, auch nachts sei die Stelle besetzt, jedes Zimmer mit Telefon ausgestattet. Nach Sollers Erfahrungen gebe es „einen solchen Service sonst nirgends“. Und gegenüber anderen Unterkünften gebe es in Kotzenaurach „mit den Leuten keine Probleme. Es läuft da weiter gut“. So mag er vorgebrachte Ängste, auf die Straße zu gehen, auch nicht nachvollziehen.

Auch aus der zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in Zirndorf wird Hans Daum bestätigt, dass sich „in ganz Mittelfranken kein Herbergsbetreiber so um die Leute kümmert“, wie er dies tue. Und seine Schützlinge sagten über ihn, dass er sich um sie wie ein Vater um seine Kinder kümmere, erklärte Daum gegenüber „nn-online“. Was solle er also zu den Vorhaltungen sagen? Am Besten befrage man die Asylbewerber selbst, wozu das Haus offen sei.

Flüchtlinge auf der Straße

Auch ein Problem, das bei der Kreiskonferenz der SPD angesprochen worden war, ist nach Feststellung Sollers gelöst. Kritisiert worden war, dass anerkannte Flüchtlinge auf die Straße gesetzt worden seien, da sie nicht mehr unter das Asylbewerberleistungsgesetz fielen und nach diesem auch keine Bezahlung mehr erfolgte. Das nun zuständige Jobcenter oder die Sozialhilfe (Grundsicherung) setze deutlich geringere Beträge an, erklärte Soller auf Anfrage.

Bis die Betroffenen eine andere Unterkunft fänden, fielen sie als Obdachlose in die Zuständigkeit der Gemeinde. Inzwischen sei mit Daum eine Regelung getroffen worden, dass die anerkannten Flüchtlinge weiter von ihm untergebracht werden. Reiner Soller im „nn-online“-Gespräch: „Das ist vollkommen erledigt“. Daum habe in Neustadt ein Gasthaus erworben und in dessen Obergeschoss mit notwendigen Renovierungsmaßnahmen Wohnraum für die anerkannten Asylanten (aus dem Irak) geschaffen. Hier seien sie nun mit normalen Mietverträgen mit dem Jobcenter einquartiert, so Soller.

Ein „Übergangsquartier“

„Nachdem trotz intensiver Suche auf dem Wohnungsmarkt keine adäquaten Wohnungen gefunden werden konnten, habe ich drei Bedarfsgemeinschaften in einem kurzfristig erworbenen Gebäude in der Bahnhofstraße in Neustadt untergebracht“, erklärte Hans Daum auf Anfrage.

„Fünf weitere Personen konnten selbst in Nürnberg eine Wohnung finden, ein Ehepaar mit Anerkennung wohnt noch hier und sucht weiter“. Wenn diese Familie nichts in Nürnberg finde, wo zwei Söhne studierten, könne sie ebenfalls in die Bahnhofstraße ziehen. Daum: „Dieses Haus dient quasi als Übergangsquartier, bis die endgültige Wohnung in der gewünschten Stadt gefunden ist. Es ist möbliert und war niemals als Asylunterkunft angedacht“.

Dass im Zusammenhang mit Asylbewerberunterkünften schnell aufkommende Ängste vielfach unbegründet seien, sieht der Sachbearbeiter im Ausländeramt an einem Beispiel in Neustadt belegt. Hier seien in einem Objekt zwischen 20 und 25 Flüchtlinge untergebracht: „Die hört und nicht sieht man nicht“.

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