"Choralle" und Pop-Oratorium begeisterten 2400 Besucher

5.12.2017, 10:04 Uhr

© Harald Munzinger

Der Erfolg des Projekts, an den die Chorgemeinschaft um Dieter Weidemann mit ihrem Arrangement anknüpfte und den Ruf eines der besten deutschen Chöre bestätigte. Weidemann hatte sich mit einigen Chormitgliedern in der Münchner Olympiahalle zu 2000 Sängerinnen und Sängern bei der bayerischen Premiere des Luther-Poporatoriums eingereiht und auch in Berlin bei der größten Aufführung mit professionellen Musicalstars zur TV-Aufzeichnung mitgewirkt. Zu diesem Zeitpunkt reifte seine Vision, das Luther-Musical im „kleineren Format“ auf die Bühne zu bringen, mit seinem ehrgeizigen Ensemble zum größten Projekt in der 2018 25-jährigen "Choralle"-Geschichte und bisher einmaligen Chorinszenierung in der Region.

© Harald Munzinger

Dabei reizten Weidemann und sein Ensemble – das sich gerade als Bayerischer Meister erneut für die Deutsche Chormeisterschaft qualifizierte – die Idee des Musikers und Komponisten Dieter Falk und des Grammy-gekürten Autors und Librettisten Michael Kunze, Leben und Wirken des in diesem Jahr gefeierten Reformators aus einem "ganz anderen Blickwinkel zu beleuchten". Dabei mischten sie die Choräle aus Luthers Feder mit Pop, Jazz, Rock und Gospelelementen ebenso, wie die Geschichte der Reformation mit aktuellen Bezügen. Schließlich scheint sich ja über 500 Jahrhunderte an gebrochenen (Wahl-)versprechen und fragwürdigem „guten Regieren“ nichts geändert zu haben, lassen Falk und Kunze Ablasshandel und Bankgeschäfte ineinanderfließen. Da gewinnt Luthers Ringen um die Wahrheit in Zeiten der Fakenews brisante Aktualität, auch wenn sie als "starkes Schwert" die Mächtigen kaum zu beeindrucken scheint.

 Monatelang haben Dieter Weidemann und "Choralle" das Poporatorium für sich erarbeitet und mit professionellen Coachs Chor und Soloparts zu einem Gesamtkunstwerk arrangiert, für das nun ein grandioser Erfolg alle Mühen entlohnen sollte. Da standen bei zwei rasch ausverkauften Konzerten die Besucher schon lange vor dem Einlass in Schlangen vor der Neustädter "Markgrafenhalle" und dem Bad Windsheimer "KKC", um die besten Plätze zu “erhaschen“. Der berühmte Funke sprang schon mit dem ersten Song auf das Publikum über, das mit Szenenapplaus bei den 20 „Bildern“ den Akteuren auf der Bühne bestätigte, dass sich immense Probenarbeit gelohnt hat. Das sollte insbesondere für die 13 Solistinnen und Solisten gelten, die neben ihren ausgezeichneten Stimmen mit Schauspielkunst in zum Teil mehreren Rollen überraschten und begeisterten. 

Spannende Geschichte entwickelt

So entwickelt sich vom kleinen Martin bis zu dem als Ketzer verfolgten Mönch in innerer Zerrissenheit und schließlich auch beim drohenden Tod im Feuer standhaften Reformator eine spannende Geschichte mit immer wieder fantasievoll "illustrierten" aktuellen Bezügen und schlängeln sich Ohrwürmer durch den Abend. Der endet schließlich auch beim Chor mit rund 60 Sängerinnen und Sängern sowie dem guten Dutzend Solisten im "Projekt der Tausend Stimmen", als das Falk und Kunze ihr Pop-Oratorium angelegt hatten.

Denn das Publikum unterbricht jubelnden Schlussapplaus für einen stimmgewaltigen großen Chor mit einer Songauswahl zur zentralen Botschaft, dass alles Gottes Kinder sind. Unter tosendem Applaus zieht "Choralle" aus, um dann mit Chorleiter Dieter Weidemann in ein Meer der Komplimente einzutauchen. Von „höchstem Kunstgenuss“ ist da die Rede, einem weiteren Höhepunkt der Chorgeschichte und einer rundum gelungenen Musicalpremiere. Weidemann sah sein Ziel ebenso erfüllt, bei allen Mühen "Freude auf die Bühne zu bringen", wie diese "auf hohem Niveau auch dem Publikum zu bereiten". 

Wunderbar vermittelte Botschaft

Regionalbischöfin Gisela Bornowski zeigte sich beim Konzert in Bad Windsheim sehr berührt von der wunderbar vermittelten Botschaft mit ganz emotionalen Momenten und angetan von der sehr hohen Qualität der Darbietung sowohl vom Chor, wie auch den Solisten. Dass Luther zum Ende des Reformations-Jubiläumsjahres mit einer Fülle von Veranstaltungen"so viele Menschen auf die Beine bringt", freute die ehemalige Bad Windsheimer Dekanin, die sehr gut vermittelt sah, dass nicht Macht und Geld, sondern Gottes Wort zähle und sich wünschte, dass die Bibel wieder mehr ins Bewusstsein rücken möge. War doch "am Anfang das Wort und das Wort wart bei Gott", wie es die Besucher der beiden Konzerte und ersten öffentlichen Generalprobe im "Projekt von 2400 Stimmen" sangen.

Dass "Choralle" am 16. Juni 2018 ein großes Konzert in der "NeuStadtHalle" mit "Soundsation", einem sehr erfolgreichen Vocal Jazz und Popchpor aus Neu-Isenburg gestalten und am 23. September den "Luther-Komponisten" Dieter Falk in Neustadt zu Gast haben wird, lässt auch mit der Teilnahme am Deutschen Chorwettbewerb in Freiburg ein spannendes Jubiläumsjahr erwarten. 

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