Expertentreffen im Kleefeld für wirksamen Artenschutz

4.8.2017, 17:52 Uhr
Expertentreffen im Kleefeld für wirksamen Artenschutz

© Harald Munzinger

Doch den "einen Königsweg" konnten die Gesprächspartner im sehr angeregten Dialog nicht finden und so sollte als allgemeine Gipfelerkenntnis der Weg das Ziel sein und es von allen Seiten begrüßt werden, dass man sich austauscht. Dazu hatte Harry Scheuenstuhl seine Landtagskollegin und "politische Sprecherin der SPD-Fraktion für Imkerei" begleitet und sich auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Träger als Mitglied im Nachhaltigkeitsausschusses eingefunden. Ihre Gesprächspartner waren seitens der Landwirtschaft BBV-Kreisobmann Jürgen Dierauff und BDM-Kreisvorsitzender Peter Meyer, für den Bayerischen Imkereiverband dessen Kreisvorsitzender Matthias Rühl sowie Dagmar Nitsche für den Bund Naturschutz.

Themen sollten die aktuelle Situation der Imkerei im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim sowie die allgemein massiv bedrohte Artenvielfalt und die "Beziehung Landwirtschaft und Natur, insbesondere Blühflächen im landwirtschaftlichen Bereich" sein. War sich die Gesprächsrunde in der Sorge um den dramatischen Artenverlust und sich Imker, Naturschützer und Politik beim dringenden Handlungsbedarf einig, wurde im Dialog deutlich, dass es ein Zurück zur Landbewirtschaftung "in kleinen Schlägen mit blühenden Feldrainen" nicht gibt und es leichter gesagt, als getan ist, mit den "Beikräutern im Getreide entspannter zu sehen", wie es sich Rühl und Nitsche wünschten, die das zunehmende Straßenbegleitgrün bestenfalls als Zubrot ansahen und die BN-Sprecherin meinte: "Wenn wir darauf angewiesen sind, sind wir verloren". Sie machte auch deutlich, dass es nicht alleine um die Bienen gehen könne, sondern auch mit entsprechenden Naturräumen "die Generalisten wie die Spezialisten unter den Insekten bedient" werden müssten.

Es hat sich schon etwas getan

Die Vertreter der Landwirtschaft, Dierauff und Meyer, zeigten Anstrengungen der Landwirtschaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf, die Situation zu verbessern und fanden die Zustimmung der SPD-Politikerin Ruth Müller, "dass sich schon etwas getan" habe. Es müssten, so wurde betont, "andere Möglichkeiten gefunden werden, auch etwas für den Naturschutz zu tun", wofür die Säule der Freiwilligkeit offensichtlich zu schwach sei. So kristallisierte es sich als Aufgabe der Landwirtschaftspolitik heraus, klare Vorgaben zu machen, vorhandene Hindernisse abzubauen und die Mittel verstärkt den Landwirten zukommen zu lassen, die mit dem Naturschutz einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag leisteten.

BDM-Sprecher Peter Meyer berichtete von ersten guten Ansätzen mit im Herbst eingesäten Blühflächen, hoffte auf Impulse für Nachahmer und gab den Anstoß an die Politik, vorhandene bürokratische Hürden abzubauen, Verfahren zu vereinfachen. MdB Carsten Träger setzte auch die "Perspektive 2030 mit einem langsamen und behutsamen Umsteuern", um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen. Dabei sei die weltweit auf 400 bis 500 Milliarden Euro bezifferte Wirtschaftsleitung der Bienen „ein Fanal, was verloren geht“; nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch.

Gezielt Maßnahmen auflegen

Dass das Kulturlandschaftsprogramm versagt habe, wie MdL Scheuenstuhl nach 20 Jahren sein ernüchterndes Fazit zog, wollte BBV-Kreisobmann Dierauff "so nicht stehen lassen". Man müsse in diesem aber Maßnahmen zur positiven Entwicklung der Artenviel auflegen, Blühstreifen, der Aussaat von Kräutern oder der späten Mahd einen höheren Faktor zurechnen, nannte er einige Beispiele, erteilte der ins Gespräch gebrachten Mischkultur eine klare Absage: "Dies taugt nichts!"

Der in einer Studie in Nordrheinwestfalen festgestellte dramatische Insektenverlust (80 Prozent Biomasse) ist für den Bundestagsabgeordneten Carsten Träger das alarmierende Indiz für einen dringenden Handlungsbedarf. Dabei gelte es die Landwirte gezielter zu unterstützen, die mit entsprechenden Maßnahmen für die Natur auf einen Teil ihrer Betriebserlöse verzichteten. Da die Freiwilligkeit, auf die bisher gesetzt worden sei, sich als nicht erfolgreich erweise, sieht MdL Harry Scheuenstuhl die Politik gefordert, "in sich zu gehen" und ein wirkungsvolles Handeln zu entwickeln.

Gespräche wie in dieser Expertenrunde wähnte er dabei als sinnvoll und hilfreich, da die Politik auf die Impulse aus der Praxis angewiesen sei. Er wolle deshalb diese Dialoge fortsetzen. So gab es nach dem Treffen im Kleefeld mit wechselnd ausblühenden Streifen im "Baumhaus-Biergarten" noch einen lebhaften Gedankenaustausch mit der eindringlichen Mahnung des Imkerkreisvorsitzenden Matthias Rühl, dass "schon in zehn Jahren alles weg sein kann", wenn kein rasches Umdenken und effektives Handeln für den Artenschutz erfolge.

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