Gottesdienste für Flüchtlinge im Landkreis abgehalten

29.9.2014, 11:55 Uhr
Gottesdienste für Flüchtlinge im Landkreis abgehalten

© Harald Munzinger

Die Gottesdienste wurden von Flüchtlingen mitgestaltet, von denen nach den Worten von Pfarrer Markus Schürrer mehr erfahren werden sollte, als es die Medien vermittelten. Füreinander einzustehen, die Gemeinschaft des Geistes und herzliche Zuneigung in den Lebensalltag einfließen zu lassen, war es der Wunsch von Kirche, Caritas und den Betroffenen, der auch in gemeinsamen Fürbitten zum Ausdruck gebracht wurde. Die im Gottesdienst in Neustadt geschilderten Schicksale einiger Asylsuchenden sollten tief bewegen.

Etwa jene einer 20-Jährigen aus Äthiopien, die ihre Eltern verloren hat, seit einem Jahr in Neustadt lebt, die neue Heimat als gut empfindet und sich nach dem Besuch der Berufsschule auf Arbeit freut. Oder das einer Familie aus Tschetschenien, die zwar glücklich ist, sich in Frieden und ohne Angst fühlen zu dürfen, und ein Dach überm Kopf zu haben, allerdings mit neun Personen. So wünscht sie sich eine kleine Wohnung, möchte ebenfalls Deutsch lernen, um arbeiten zu können.

Als Christ mit Tod bedroht

Weil er sich zum christlichen Glauben bekannte und an Hauskirchen teilnahm, verlor ein 35 Jahre alter Archäologe, als Museumsleiter einst angesehener Regierungsbeamter im Iran, alle sozialen Rechte. Aus der Haft auf Kaution freigekommen, verließ er illegal seine Heimat, in die es keine Rückkehr mehr gibt, da alle getauften Christen mit dem Tod bedroht sind. Im Glauben wachsen, seine Doktorarbeit abschließen zu können, ist es der Wunsch des Mannes, der sich in Caritasdiensten nützlich macht. Eine kleine separate Wohnung und ein Rollstuhl für ihr behindertes Kind wünscht sich eine Familie aus Aserbaidschan sehnlichst, die mit ihren drei Kindern fliehen musste, weil der Besitzer eines kleinen Geschäftes Schutzgelder nicht bezahlen konnte.

Nun möchte er die Sprache lernen, um arbeiten und seine Familie ernähren zu können, erzählte er - ebenfalls übersetzt - im Gottesdienst, dankbar für die schon vom Caritasteam erfahrene große Unterstützung. Um die warben auch Vorsitzende Barbara Lendlein, Geschäftsführer Gerhard Behr-Rößler sowie die Asylbeauftragten Margit Betz und Christa Bacherle, in deren Betreuung bis zum Jahresende 400 durch schreckliches Erleben traumatisierte Menschen fallen werden. Ohne viele engagierte Ehrenamtliche sei diese schwere Arbeit nicht mehr zu leisten, wurde deutlich gemacht.

Menschendienst an den Ärmsten

Dass Gottesdienst Menschendienst an den Ärmsten werden müsse, zitierte Pfarrer Schürrer aus dem Hirtenbrief mit dem Appell, Flüchtlingen in der Liebe Christi zu begegnen, sie in das Leben einzubinden, damit sie Hass und Schrecken überwinden, Vertrauen fassen könnten, einmal wieder im Frieden in die Heimat zurückkehren zu können. Die Christen seien in der Pflicht, Fremden Heimat zu bieten, in religiöser und ökumenischer Einheit zu “tun, was wir können”. Ehrenamtliche Begleiter der Flüchtlinge und Mitarbeiterinnen der Caritas gestalteten die beiden Gottesdienste mit, nach denen noch Gelegenheit zu Gesprächen und Begegnungen gegeben sein sollte.

Der Caritassonntag richtet jedes Jahr im Herbst in den katholischen Gemeinden in Deutschland den Blick auf Menschen in Not. In diesem Jahr wurde das Motto “weit weg ist näher als du denkst” in der Kirchengemeinde Neustadt-Emskirchen mit den ersten Gottesdiensten mit “Flüchtlingen in unserer Nachbarschaft” umgesetzt.

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