Gute Agrar-Perspektive: Bauerntag in Krautostheim

19.9.2014, 18:19 Uhr
Gute Agrar-Perspektive: Bauerntag in Krautostheim

© Harald Munzinger

Seine optimistische Prognose für "die Landwirtschaft in 520 Wochen" - also bei der nächsten Osingverlosung 2024 - versah er allerdings beim Bauerntag 2014 im vollbesetzten Festzelt auf dem Osing bei Krautostheim mit der Fußnote "wenn die Politik den entsprechenden Rahmen setzt". Dazu müsse man "gemeinsam einiges tun", so Rukwied. In Christian Schmid wisse man zwar verlässlichen Bundeslandwirtschaftsminister, der sich für sie einsetze, an der Seite der Bauern, doch habe dieser "ein ganz schwieriges Umfeld".

Ein stark grün angehauchter Staatssekretär im Bundesumweltministerium und Landwirtschaftsminister der Länder "spielen über Bande und Schmidt sowie der Bauernverband sind mittendrin". Als Fußangeln in diesem Spiel auch nach europäischen Regeln nannte der Präsident in einem engagierten Vortrag unter anderem die Düngeverordnung und Hoftorbilanz (aller Nährstoffkreisläufe). Zu den "Baustellen, an denen wir arbeiten" zählte Rukwied ferner die drohenden Stilllegungen von Güllegruben, wenn nicht die genehmigten Pläne vorgelegt werden könnten - "was Schmidt momentan nicht weg kriegt" - sowie die "Thematik Pflanzenschutzmittel".

"Baren Unsinn abwenden"

In all diesen Bereichen sehen sich die Landwirte vor großen Herausforderungen, sollen sie "Druck auf die Abgeordneten" machen, um manchen "baren Unsinn" abzuwenden. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes rief zur Allianz mit der gesamten Agrar- und Ernährungswirtschaft auf. Als entscheidend für deren Zukunft nannte er auch die gesellschaftliche Akzeptanz der Landwirtschaft.

Zwei Seiten der Medaille

Bei der gebe es einen gravierenden Widerspruch bei der Bewertung der erzeugten Lebensmittel, die nach jüngsten Umfragen "höchstes Vertrauen genießen", und der landwirtschaftlichen Praxis. Hier sehe man sich dem Pauschalurteil umweltschädlichen Handelns ausgesetzt, müsse man die Diskussion suchen und bei den emotional besetzten Themen Überzeugungsarbeit leisten, nachhaltiges umweltschonendes Wirtschaften beweisen. Schließlich gehe es um den Erhalt der Lebensgrundlagen und der ländlichen Räume, für die die Bauern das Rückgrat seien.

Ruckwied mahnte mehr Forschung und Entwicklung, was in letzen drei Jahrzehnten sträflich vernachlässigt worden sei. Die Landwirtschaft müsse effizienter werden. Ohne Agrar- und Ernährungswirtschaft - mit jedem neunten Arbeitsplatz - einer prosperierende Wirtschaft mit sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit wäre die Zukunft der Enkel verspielt.

Für die müsse man sich von der einzelnen Bauernfamilie über die Orts- und Kreisverbände- bis zu den Landes- und europäischen Verbände gemeinsam einsetzen und Hürden überwinden. Dann, so kam Ruckwied zu optimistischen Prognose zurück, werde die Landwirtschaft eine gute Perspektive auch über die nächsten Osingverlosungen hinaus haben.

"Schlag ins Gesicht"

Mittelfrankens BBV-Präsident Günther Felßner würdigte Joachim Ruckwied - ein Hohenzoller Franke - als "basisnahen und argumentationsstarken Präsidenten", auf den man stolz sei. Zur Düngeverordnung, die große Sorgen bereite und zu einem “Schlag ins Gesicht” der verantwortungsbewussten Landwirtschaft - "eine Schlüsselbranche um, die Herausforderungen zu bewältigen" - werden könne, kündigte Felßner einen offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer an. Mit Blick auf die jüngsten AfD-Wahlerfolge dürfe man sich nicht wundern, wenn sich auch Bauern politisch anders orientierten, wenn ihnen die Freiheit für ein verantwortungsbewusstes Wirtschaften genommen werde.

Präsident Felßner zeichnet Landrat Walter Schneider (v. l.) aus, Kreisobmann Leonhard Seitz übergibt Blumen für die Gemahlin.

Präsident Felßner zeichnet Landrat Walter Schneider (v. l.) aus, Kreisobmann Leonhard Seitz übergibt Blumen für die Gemahlin. © Harald Munzinger

Zum Auftakt des Bauerntages, der auch dazu dienen sollte, die Belange der Landwirte aufzunehmen, hatte BBV-Kreisobmann Leonhard Seitz die Feinstaubverordnung mit dem Ratschlag angesprochen, geplante Feuerstellen bis spätestens 31. Dezember zu installieren. Ferner ging er auf die Bieneweiden ein, die man ausdehnen wolle, und das "Arbeitsprojekt Bauernbrot" gegen den Butter-Preisverfall. In moderierten Gußworten bekannten sich MdL Hans Herold, Landrat Helmut Weiß, Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer, Kreisbäuerin Renate Ixmeier und der Vorsitzende der Osinggmeinschaft, Ernst Kretschmer, für den Erhalt der in Europa einmaligen Landverlosung.

Ehremedaille für Schneider

Ebenso einmalig dürfte die Abführung der Grundsteuer an den Landkreis sein, der sie allerdings größtenteils für das Osingfest wieder zurückfließen lässt, wie es Landrat Weiß wissen ließ. Dessen Amtsvorgänger Walter Schneider wurde mit der Ehrenmedaille des Bayerischen Bauernverbandes ausgezeichnet. Er sei als gradliniger Sachwalter jederzeit für die Belange der Landwirtschaft eingestanden, habe ihr unbürokratisch geholfen, führte es Präsident Felßner aus. Durch seinen herausragenden Einsatz über das übliche Amt eines Landrats hinaus, habe Schneider die Lebensqualität - auch der Landwirtschaft im Landkreis - erheblich verbessert.

Gegen die Geräuschkulisse im Festzelt tat sich der Musikverein Krautostheim wesentlich leichter, als der ausgezeichnete Ortsbäuerinnenchor unter der versierten Leitung von Heike Schlez. Kaiserin Kunigunde (Carina Friedrich) konnte mit einigen Weinhoheiten, Karpfenkönigin Katrin Uano und der Scheinfelder Holzfee Hof halten.

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