In Neustadt und Umgebung fehlt der Metzger-Nachwuchs

5.3.2018, 15:48 Uhr
In Neustadt und Umgebung fehlt der Metzger-Nachwuchs

© Harald Munzinger

Der hatte "in guten Zeiten" drei bis vier Auszubildende in seinem Neustädter Unternehmen. Doch die sind schon lange vorbei und Metzgermeister Ullrich hatte auch bei den jüngsten Berufsinformationstagen in den Schulen keinen Erfolg. Die Hoffnung auf diesen bei der Ausbildungsplatzbörse des Landkreises am kommenden Samstag flackert auf kleinster Flamme. Daran ändert auch das sich deutlich gewandelte Berufsbild nichts, das mit der computergesteuerten Technologisierung nichts mehr mit dem ehemaligen Knochenjob zu tun habe, wie Ullrich es dem Abgeordneten Scheuenstuhl bei der Besichtigung des Unternehmens mit 90 Prozent Eigenproduktion anschaulich vermittelte. 

Die Schlachtungen der von angestellten Metzgern aufgezogenen Schweinen erfolgt in Uehlfeld, jene des Großviehs in Fürth, in Neustadt die Verarbeitung zu Traditionsartikeln der Metzgerei mit dem Stammbetrieb und Filialen, dem Catering als zweites Standbein und besten Ausbildungsbedingungen. Ullrich teilt das Schicksal mit den Kollegen in den Innungen Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Fürth, die vor der Fusion stehen.

Gerademal ein knappes Dutzend angehende Metzger und Fleischerei-Fachverkäuferinnen aus weiten Teilen des Landkreises – der westliche Bereich geht mit Kreis Ansbacher nach Rothenburg – bilden in Fürth mit KollegInnen aus Stadt und Landkreis sowie und Erlangen noch eine Klasse. Werden es in Mittelfranken noch weniger, droht die Blockbeschulung in Augsburg.

Interessante berufliche Perspektiven

Glück hatte Innungsobermeister Peter Ullrich, dass sich Tochter Bianca nach zunächst anderem Werdergang doch noch für den Metzgerberuf entschieden hatte und heute eine ebenso überzeugte wie innovative Meisterin ist. Dieser Wege stehe jedem Auszubildendem offen, ebenso die Weiterbildung zum Betriebswirt oder Fleischsommelier, wie Ullrich beim Betriebsbesuch des Abgeordneten Scheuenstuhl das "neue Metzgerbild" skizzierte, das inzwischen bis in die Ernährungsberatung hineinreicht. "Hipp und attraktiv" müsse der Beruf heute daherkommen, woran der Verband arbeite, so Peter Ullrich.

Dazu müsse auch eine Bezahlung kommen, die mit anderen Ausbildungen mithalten könne, stimmte er mit dem SPD-Politiker überein, dessen Besuch "der Information zu den Problemen der Findung von Auszubildenden in den handwerklichen Berufen und der Besprechung eventuellen Lösungsansätze gerade aus Sicht der Handwerker und Betriebsinhaber" dienen sollte.

Doch mehr als die glückliche Situation, dass er mit gut ausgebildeten Aushilfen den Betrieb aufrechterhalten kann, mochte der Metzger- und Innungsobermeister dem Gast weder zur aktuellen Situation wie auch zu den Aussichten nicht mitgeben.

Folgt "am Ende" der Metzger dem Schuster?

"Jammern hilft nichts" ist Ullrichs Devise, auch wenn sich die Zahl der Innungsbetriebe bereits halbiert hat, dieser Prozess weitergeht und am Ende wohl das Schicksal des Schusters droht "und es uns auch nicht mehr gibt".

Damit ist für den Metzgermeister auch "die Ehrlichkeit" des Produktes verbunden, wenn 130.000 Tonnen Separatorenfleisch auf den Markt kommen, und auch die Ehrlichkeit der Preisgestaltung: "Wenn die Großindustrie ebenso viel Steuern zahlen müsste, wie wir, müsste sie auch anders kalkulieren". Die Folge für die Discounter-Angebote ließe sich an den berühmten fünf Fingern abzählen. Die von bayerischen Ministerien, Verbänden und Organisationen September 2014 geschlossene "Allianz für starke Berufsbildung in Bayern", die auch die "Woche der Ausbildung" initiiert, hat für die Metzger - ähnlich wie bei den Bäckern – am aktuellen Mangeln an heutigen Auszubildenden und späteren Fachkräften nichts zu ändern vermocht.

Metzger Ullrich bleibt nur das Angebot an alle Jugendlichen: "Unsere Tür ist für Bewerber jeden Tag offen". Schließlich gebe es nichts Besseres, als einen eigenen Nachwuchs auszubilden. Harry Scheuenstuhl will das neue Berufsbild gerne transportieren. Hilfreich wäre dabei nach Überzeugung des Politikers, wie auch des Innungsobermeisters, wenn bei den Eltern das Handwerk wie auch bei der Berufsberatung wieder einen besseren Stellenwert bekäme. Möge es zunächst auch wenig attraktiv klingen, früh um 5 Uhr mit der Arbeit zu beginnen, verändere sich die Perspektive schlagartig, wenn man statt um 14 Uhr freitags schon um 12 Uhr Feierabend habe, bastelte MdL Scheuenstuhl schon mal am Werbegag für den Metzgerberuf.

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