Juwel des Karpfenlandes löst großen Andrang aus

23.3.2018, 19:37 Uhr
Juwel des Karpfenlandes löst großen Andrang aus

© Harald Munzinger

Eine überwältigende Schar auch internationaler Gratulanten drohte den "Markgrafensaal" aus seinem mächtigen Gemäuer zu sprengen. Repräsentanten von Bezirk, Landkreis und Stadt würdigten ebenso Einrichtung und Unterhalt des Karpfenmuseums, wie der Fischzuchtexperte Dr. Martin Oberle im Festvortrag, in dem er das Museum als "wichtigen Baustein und Juwel für das ganze Karpfenland" bezeichnete.

Da er von Anfang an "an der Idee mitspinnen durfte", erinnerte sich der Leiter der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft des Instituts für Fischerei noch gut, dass der Start nicht nur von purer Euphorie geprägt gewesen sei. So sei das Museum heute insbesondere der Einsatzfreude und Durchsetzungskraft der Vorsitzenden des Geschichts- und Heimatvereins, Carola Kabelitz, des Heimatforschers Heinz Kühlwein und des einstigen Bürgermeisters Dr. Wolfgang Mück zu verdanken.

Juwel des Karpfenlandes löst großen Andrang aus

© Harald Munzinger

Ein Museum, das in unerwarteter Vielfalt, einfallsreich und höchst intelligent über den Karpfen informiere und die Stadt sehr stolz auf eine Hauptattraktion der Region mache, wie es Erster Bürgermeister Klaus Meier dankbar ausführte, dass sich einst nicht die Skeptiker auch im Stadtrat durchgesetzt hätten, sondern die Idee einer neuen Museumsform tatkräftig umgesetzt worden sei. Dass dies von einem Verein mit ehrenamtlichen Kräften bewerkstelligt worden sei, bezeichnete das Stadtoberhaupt als beispielhaft und würdigte "ein tolles Team" um Vorsitzende Kabelitz, der von Dr. Oberle liebevoll bezeichneten und originell illustrierten "1. Aischgründer Schlagmutter".

Jubiläum als weitere Motivation

Der Bürgermeister sah die in das große Highlight in der Museumslandschaft gesetzten Hoffnungen der Belebung von Tourismus, Handel und Gastronomie erfüllt und hoffte auf die weitere Motivation durch das Jubiläum. Denn mit dem begehbaren Schaudepot werde eine weitere Attraktion geschaffen, so Meier, der auch die wertvolle museumspädagogische Arbeit betonte.

Landrat Helmut Weiß sprach von einem "Schmuckstück und Aushängeschild" der Stadt, das auf dem ganzen Landkreis ausstrahle, Wirtschaft und Tourismus belebe. Weiß würdigte die beachtliche Leistung und ein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement, mit der hier eine von rund 60.000 Besuchern belegte zehnjährige Erfolgsgeschichte geschrieben worden sei und dem bekanntesten Bewohner des Aischgrundes mit viel Wissenswertem und auch manchen Kuriositäten die verdiente Ehre erwiesen werde. Dass dies der Kreis gerne unterstütze, bekräftigte der Landrat mit einer Spende und Bezirksrat Ronald Reichenberg, der Bezirkstagspräsident Richard Bartsch vertrat, freute sich über erreichte Förderung der Erforschung und Bewahrung der Heimatgeschichte durch die Mittelfrankenstiftung.

"Kulinarisches Kulturgut" serviert

Das in einer Grußbotschaft von MdL Hans Herold beschriebene "kulinarische Kulturgut des Aischgrundes" belegte das "einzigartige Museum" nach dem von den "Stadtpfeifern" musikalisch umrahmten Festakt mit dem Genuss verführerischer Karpfenkreationen. Darauf machten die ausführlichen, fachkundigen Erläuterungen über den von Greenpeace erklärt "einzigen mit gutem Gewissen zu verzehrenden Fisch" auf gut fränkisch "glusdrerd".

Dr. Martin Oberle ging auf die bis zu Karl dem Großen zurückreichende Geschichte des Karpfens ein, der heute im Aischtal in rund 7000 überwiegend über 400 Jahre alten Teichen traditionell dreijährig aufwachse. Im Vergleich dazu berichtete er von zwei Ernten jährlich in riesigen Mengen aus Aquakulturen, die er kürzlich in Vietnam besucht hatte. Bescheiden nehmen sich dagegen 1600 Tonnen Jahresertrag im Aischtal aus, auch wenn dieses mit der Oberpfalz und der Lausitz an der Spitze der Deutschen Karpfenproduktion liegt.

Der Experte zeigte anschaulich die Wasserarmut in Franken und die nach wie vor kaum mechanisierte schwere Arbeit der Teichwirte auf, denen Kormoran und Reiher das Leben schwer machten, zu den Räubern wohl bald auch noch der Fischotter komme. Auf der anderen Seite stehe ein schmackhaftes und gesundes Nahrungsmittel in unvergleichlicher Frische regionaler Wirtschaftskreisläufe, das einen angemesseneren Preis verdiene.

Hälterung werden langsam leer

Mit der geschützten regionalen Marke, für die sich der einstige mittelfränkische Fischereipräsident Fritz Loscher-Frühwald intensiv eingesetzt hatte, und der engen Verbindung mit der Gastronomie wähnte Dr. Martin Oberle die Teichwirte auf einem guten Weg. Dabei würdigte er auch Initiativen wie die "Aischgründer Karpfenschmeckerwochen". Für die "Karpfenschmecker" wird es allerdings in dieser Saison noch vor dem letzten R-Monat eng. Nach dem Karfreitag dürften die Hälterungen leer sein. Da genoss man mit doppelter Freude die von Hanne Schörger angerichteten Karpfenkreationen, die auch bei 27 angehenden Teichwirte vom Landwirtschaftsgymnasium in Athun/Limousin viel Anklang fanden.

Franzosen eher skeptisch

Ihre Landsleute seien gegenüber den in ihrer Region erzeugten Fischen eher skeptisch, ließ Deutschlehrerin Florence Collet beim internationalen Karpfenexkurs zum Museumsjubiläum wissen. 112.000 Hektar Teichfläche und zwei Millionen Angler gebe es in Frankreich, doch mangle es "beim Verzehr noch am Image", weshalb an gezielter Vermarktung gearbeitet werde, um einen durchaus erfolgversprechenden Markt zu beleben. Ideen dazu nimmt ihre Schülergruppe von der viertägigen Frankenexkursion mit.

Abfischen Volksfestcharakter

Dr. Jan Masilko bot interessante Einblicke in die geschichtsträchtige böhmische Teichwirtschaft mit dem Bezug zu den den Schwarzenbergischen Teichen um Hluboka, die tschechische Partnerstadt, aus der eine siebenköpfige Delegation zum Jubiläum anreiste. Auch die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, Jarka Koydl, schilderte Eindrücke von der Fischerei bei vielen Besuchen. Bei denen habe die fränkischen Gästegruppen das öffentliche Abfischen mit Volksfestcharakter stets besonders beeindruckt, das sie im Aischtal zur Nachahmung empfahl. Für das Lipikkomitee schilderte Walter Billmann die Fischerei um die Partnerstadt in Slawonien/Kroatien und schwärmte von den kulinarischen Genüssen.

10.000-Euro-Spende

Mit der Spende von je 5000 Euro für das Museum sowie für die Brunnengestaltung am Plärrer sorgte Horst Hasselbacher für den finalen Knalleffekt des Festaktes, nachdem die Gäste noch Gelegenheit hatten, in schöner gastlicher Atmosphäre das Jubiläum auf sich wirken zu lassen. Dazu trug und trägt in den nächsten Wochen auch die Künstlerinitiative Neustadt/Aisch "KINA" mit individuellen Darstellungen rund ums Thema Fisch und eine Sonderausstellung "Fisch in allen Variationen" bei. Am 24. und 25. März ist das Museum jeweils von 14 bis 17 bei freiem Eintritt und mit Rahmenprogramm geöffnet. Am 7. April ist Kindertag, am 8. April eine Weiherundfahrt sowie am 29. April eine Themenführung "Urahn des Karpfens". Am 15. und 22. April lädt das Karpfenmuseum jeweils um 14 Uhr zu Sonderführungen ein. 

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