Klare Kante der Politik nötig

14.1.2019, 14:38 Uhr
Klare Kante der Politik nötig

© Harald Munzinger

Beim positiven Blick auf das aktuell "gute Lebensgefühl" betrachtete Kempe mit gewohnt kritischer Analyse auch die Kehrseite der Medaille. Dabei stellte er fest, dass es "kaum noch gelingt, mit komplexen Themen zu überzeugen, so dass die einfache, die schlichte Polemik" obsiege. So stürzten handstreichartig gewählte Personen nach wenigen Monaten der Bewährung ab. Oder es könnten "Personen ohne jeglichen Nachweis einer dauerhaften Leistung und politischen Erfahrung gewählt werden, „die in kurzer Zeit ein ganzes Land über Twitter lächerlich machen und die Welt dennoch zusehen muss". Die Namen mussten im großen Gästekreis aus dem vielfältigen Gemeindeleben dazu nicht genannt werden.

Die in naher Zukunft notwendigen Veränderungen bedürften einer festen, unerschütterlichen Basis sowie eines breiten Rückhalts der Gesellschaft, zu dem alle beitragen müssten, führte der Bürgermeister weiter aus. Er sah die Politik gefordert, auch weniger angenehme Sachverhalte anzugehen, ohne dabei Gefahr zu laufen, von Populisten abgewählt zu werden. Es gelte, die Argumente mutig voranzubringen und sich darauf verlassen zu können, dass sie auch gehört würden. "Die rechten Vereinfacher müssen wieder dahin gehen, wo sie herkommen, nämlich in die Vergangenheit", so Kempe unter Beifall.

Paradies durch "Äpfel unserer Zeit" gefährdet

Dass Bayerns Ministerpräsident Söder den Klimaschutz in die Verfassung aufnehmen wolle, kommentierte er als großartig und machte zugleich deutlich, dass die Umsetzung "unser aller Verständnis braucht". So werde man schnell lernen müssen, dass eine freiwillige Begrenzung der Erderwärmung den weitgehenden Verzicht auf die fossilen Energien nötig mache. Mit dem Beispiel des von Adam und Eva mit dem verbotenen Apfel verlorenen Paradies, sprach Harald Kempe "die Äpfel unserer Zeit" etwa mit dem Billigflug zum Einkaufen nach New York oder Kaffeetrinken auf Mallorca an. Ebenso den Angebotsüberfluss mit dem Verlust des Bezugs zum Entstehen der Nahrung oder den "Apfel der billigen Energie". Die dicksten, aber auch faulen Äpfel würden von den Leugnern des Klimawandels verteilt.

Klare Kante der Politik nötig

© Harald Munzinger

Seine Ausführungen wollte der Bürgermeister nicht als erhobenen Zeigefinger, sondern als dringenden Appell verstanden wissen, "in welch paradiesischem Umfeld wir leben dürfen, und dass es unsere Aufgabe und Pflicht ist, dieses Paradies für unsere Nachkommen zu erhalten". Sich einzumischen und den Verantwortlichen Mut zu richtigen Entscheidungen zu machen, rief Harald Kempe auf. Es dürfe nicht dem Einfluss der Lobby überlassen werden, "Entscheidungen zu verformen". Auch in Anbetracht der gesellschaftlichen und politischen Situation in Europa bleibe es niemand erspart, "heute, morgen und übermorgen in der Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft aktiv an der gesellschaftlichen Entwicklung mitzuwirken".

Weiß: "Es wird zu viel schlechtgeredet"

Dass sich der Landkreis dieser Verpflichtung bewusst sei, machte Landrat Helmut Weiß mit großen Investitionen in Straßen, Schulen und Gesundheit deutlich. Er mahnte, den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren, und dabei Respekt sowie Toleranz an. Bedauerlich nannte er, dass viele Bemühungen, Landkreis und Gemeinden in kleinen Schritten voranzubringen und für die Zukunft fit zu machen, "schlecht geredet" würden. So wie etwa die neue Buslinie von Emskirchen nach Herzogenaurach, Baugebiete und Kläranlagen, das geplante Feuerwehrhaus in Neustadt oder höhere Häuser in Uehlfeld, im gleichen Atemzug mit dem Protest gegen den Flächenfraß.

MdL Hans Herold, der ebenso wie Weiß Kempes bemerkenswerte Rede würdigte, ergänzte dies mit der Schelte an der Sanierung des Bahnhofes Uffenheim mit Millionenaufwand. Eine "soweit wie möglich barrierefreie Gestaltung" des Bahnhofes stellte der Landtagsabgeordnete auch in Emskirchen in Aussicht, der sich freute, sich schon vielfach hilfreich für die Gemeinde eingesetzt haben zu können. Mit Blick auf die Aggressoren und somit auf eine "Zukunftswahl" erklärte der Unionspolitiker: "Wir brauchen ein starkes Europa".

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