"Martin-Luther-Haus" in Diespeck erfolgreich eingeweiht

15.4.2018, 15:37 Uhr

© Harald Munzinger

Er hatte mit der Philosophie der "Familiengemeinde", allen Generationen beste Lebensqualität zu bieten, den Anstoß für die in diesem Konzept noch fehlende Betreuungsmöglichkeit für ältere Menschen zu schaffen.

Dass man dafür mit Diakonie einen ausgezeichneten Partner gefunden hatte, kam auch in den Grußworten von Landrat Helmut Weiß, den Landtagsabgeordneten Gabi Schmidt und Hans Herold sowie von Bezirksrat Ronald Reichenberg zum Ausdruck. Musikalisch willkommen geheißen wurden die Gäste, die den vorgesehenen Rahmen für den Festakt sprengten, vom Posaunenchor Diespeck. Pfarrer Kolberg segnete das von Katharina Schulz geleitete "Martin-Luther-Haus", dessen Baubeginn im Lutherjahr war, das mit dem Namen der Senioreneinrichtung einen Nachklang hat, wie es Diakon Larsen bei deren Vorstellung ausführte.

Nach eineinhalb Jahren Planung und einem dreiviertel Jahr Bauzeit, hatte der Betrieb in dem hochmodernen und komplett barrierefreien Senioren- und Pflegeheim mit 48 und derzeit etwa zur Hälfte belegten Zimmern zum 1. Februar - im Zeitplan - aufgenommen werden können. Ein solches Projekt mit einem Umfang von 6,3 Millionen Euro zu stemmen, sei für einen regionalen Träger nur mit Unterstützung zu stemmen, machte Diakoniegeschäftsführer Frank Larsen deutlich und stattete den Dank an alle ab, die zur Realisierung beigetragen hatten. Diese sei auch nur in Gemeinschaftsarbeit möglich gewesen, wie er sich "stolz auf das hervorragende Teamwork" zeigte.

Projekt zur Chefsache gemacht

Einem Mann galt die besondere Wertschätzung; Diespecks Erstem Bürgermeister. "Dieses Haus ist Dein Projekt, Dein Kind", erklärte Larsen an Christian von Dobschütz gewandt. Der habe "den Bedarf gesehen, ein Grundstück an der Hand gehabt, den Verkauf vermittelt, Partner gesucht und gefunden". Er habe das Entstehen mit großem Interesse verfolgt und die Lösung aufkommender Probleme zur Chefsache gemacht. Die Gemengelage zur Realisierung des Seniorenzentrums – dazu gehört auch ein vor der Fertigstellung stehender Komplex mit 23 seniorengerechten Eigentumswohnungen und einem Pflegestützpunkt – habe nach Schilderung des Bürgermeisters nicht schwieriger sein können.

Der Gemeinde habe weder das Grundstück gehört, noch habe sie einen Investor, geschweige denn einen Betreiber gehabt. Also seien "Klingeln zu putzen" gewesen, so Christian von Dobschütz mit der Feststellung und einem "unglaublichen Gefühl der Freude und Dankbarkeit", in das sich auch für viele Beteiligte ein wenig Stolz mischen durfte, dass sich die damit verbundene Beharrlichkeit gelohnt habe. Wie Larsen hatte auch er eine ganze Reihe von Dankadressen.

"Geschichtsbehaftetes Areal"

Für die Gemeindeentwicklung sei die Inbetriebnahme des Martin- Luther-Hauses "ein unglaublich bedeutsamer Wegepunkt", so der Bürgermeister, könne doch "die Familiengemeinde damit nun für alle Altersschichten Betreuungsmöglichkeiten anbieten". Der Slogan "Diespeck – familiär, modern, nah" sei also mehr als nur eine hohle Phrase: "Wir leben dieses tagtäglich und das Seniorenzentrum ist von nun an ein fester Bestandteil dieser unserer Philosophie, unserer Gemeinschaft". Sein Blick (zurück) auf das "durchaus geschichtsbehaftete" Areal brachte ein einst namhaftes Unternehmen, das mit seinen Blechblasinstrumenten Weltruf genoss, in Erinnerung, das sogar Louis Armstrong zu seinen Kunden zählte. Darauf sei Diespeck bis heute mächtig stolz, auch wenn die Geschichte in einer unansehnlichen Industriebrache endete.

Auf der hat eine neue Epoche der Gemeindegeschichte begonnen, zu der die Landtagsabgeordneten Gabi Schmidt und Hans Herold ebenso gratulierten wie Bezirksrat Ronald Reichenberg und Landrat Helmut Weiß. Der würdigte "eine moderne Pflegeeinrichtung, die den heutigen Standards entspricht", mit nahen Einkaufsmöglichkeiten günstig gelegen sei und in der sich die von qualifizierten Pflegepersonal betreuten Bewohner in hellen und freundlichen Räumen wohl fühlen könnten. Weiß freute sich, "dass hier keine Kosten und Mühen gescheut wurden, um dieses Projekt zu realisieren", das eine wesentliche Bereicherung im Netz der sozialen Betreuungseinrichtungen im Landkreis darstelle.

Größte Herausforderung: Das Personal Jeder wisse, wie wichtig es sei, weitere Möglichkeiten für altersgerechtes Wohnen und Leben zu schaffen, stimmte Weiß mit den anderen Grußrednern überein. Auf den demografischen Wandel, die steigende Lebenserwartung und veränderten Familienstrukturen müssten Antworten gefunden werden, wozu der Landrat Politik und Gesellschaft gleichermaßen gefordert sah. In diesem Zusammenhang wurde der Fokus auf "die größte Herausforderung, das Personal" gerichtet. Die Träger alleine würden es nicht schaffen, für Nachwuchs zu sorgen, erklärte Diakon Larsen und fügte selbstkritisch hinzu: "Wir haben es nicht geschafft, das Positive des Pflegeberufes darzustellen und gleichzeitig Verbesserungen einzufordern, wo bei den Arbeitsbedingungen Mängel bestehen". Hier sei von Politik und Wohlfahrtsverbänden gemeinsames Handeln nötig.

Die Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt forderte mehr Wertschätzung für die Pflegeberufe. Wie sich politische Entscheidungen auswirkten, sprach Larsen mit den fatalen Folgen der gleichzeitigen Abschaffung von Wehrpflicht und Zivildienst an. Dadurch sei die Chance vergeben worden, dass junge Leite soziale Arbeit kennenlernen und nicht nur das erfahren, worüber geredet werde.

Nicht wenige hätten im Zivildienst ihre Entscheidung für einen sozialen Beruf getroffen. Jungen Leuten müsse der Wert sozialer Arbeiten vermittelt werden, da Arbeitskräfte allenfalls eine Ergänzung sein und nicht die Problemlösung sein könnten. Der Heimleiterin Katharina Schulz und ihrem Team galten zahllose gute Wünsche für ihre wertvolle Arbeit, von der sich die Gäste bei der Besichtigung des Martin-Luther-Hauses ein eindrucksvolles Bild machen konnten. 

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