MdL Gabi Schmidt warb in Neustadt für Organspenden

30.5.2018, 18:37 Uhr
MdL Gabi Schmidt warb in Neustadt für Organspenden

© Harald Munzinger

Zu dieser hatte sie Betroffene, die ihr Leben einer Organspende verdanken oder darauf seit Jahren hoffen, sowie Förderer und Multiplikatoren ihres Appells zum "Ja für die Organspende" eingeladen. Ehe in einer Podiumsdiskussion Wunsch und Wirklichkeit mit über 10.000 Menschen in Deutschland auf den Wartelisten für ein Spenderorgan erörtert wurden, machten sich MdL Schmidt und die Kabarettistin Lizzy Aumeier auf dem Neustädter Marktplatz zu aktiven Werbern für die Spenderausweise.

Diese wurden an Passanten und auch mal an einen Busfahrer sowie zwei Radler ohne Helm verteilt, denen er besonders empfohlen wurde. Offen für die Kampagne, die der Transplantationsspezialist Dr. Georg Peschel begleitete, zeigte man sich auch im Biergarten. Die Abgeordnete der Freien Wähler, hatte den Eindruck, dass der "Anstupser" allgemein ernst genommen wurde, und hoffte, dass dieser sich vielfach multipliziert und viel mehr Menschen zur Organspende bereitfinden.

Dass täglich Menschen sterben, denen mit einer Organtransplantation geholfen werden könnte, und zahllose Kranke eine scheinbar endlose Wartezeit durchleiden müssen, machte MdL Schmidt "unendlich traurig". Sie ergriff deshalb die Werbeinitiative schon vor dem offiziellen "Tag der Organspende" am 2. Juni, an dem Gesundheitsminister Jens Spahn für die große Hilfe werben wird, die in einem kleinen Ausweis steckt, Organspender als Lebensretter würdigt.

Dem Beispiel anderer Länder zu folgen, in denen Jeder potenzieller Organspender ist, es sei denn er legt Widerspruch dagegen ein, wurde aus der Diskussionsrunde der Politik empfohlen; inzwischen auch vom Präsidenten der Deutschen Ärzteschaft.

"Verfahren, dem man vertrauen darf"

Dass diese Angst vor dieser Entscheidung habe, mit der sie den Verlust von Wählerstimmen befürchte, nahm Kerstin Rauner an, die sich als Vorsitzende der Freien Wähler sowie als Dritte Bürgermeisterin freute, dass die Organspender-Kampagne in Neustadt stattfand. Angst davor, dass ihrem lebenden Körper Organe entnommen würden, wurde als wesentliches Hindernis benannt, sich für die Organspende nach dem Ableben zu entscheiden.

Diese Sorge zerstreute Dr. Peschel aus Regensburg mit der Versicherung, dass eine Organentnahme erst nach der sicheren Feststellung des Hirntodes durch zwei Ärzte erfolge: "Ein Verfahren, dem man vertrauen darf". Dass dies Diagnose in aller Regel nur in großen Kliniken erfolge, wohl vielfach die Chance von Organspenden beim Tod in kleinen Krankenhäusern vertan werde, mochte Lizzy Aumeier nicht eingehen.

Wenn man 245 Millionen Euro für den Rechtsstreit um die Maut in Sand setzen können, müsse es doch möglich sein, Spezialisten in den Hubschrauber zu Organspendern zu setzen, erklärte sie und wird das Thema auch in ihrem neuen Programm aufgreifen.

Glückliche Wende für Familie Göttlicher

Dass es vielfach nur darauf ankomme, dazu angestoßen zu werden, sich für die Organspende zu entscheiden, wurde von Veranstaltungen berichtet, wie kürzlich im Neustädter Gymnasium. Auch Lucie Göttlicher macht sich in ihrer Schule zum aktiven Werber für den Spenderausweis, wenn sie von der eigenen Lebensrettung durch die Lebendspende eines Teiles der Leber ihrer Mutter berichtet. Eine glückliche Wende in schicksalhafter Zeit in der Familie des Kabarettisten Alexander Göttlicher, der ebenfalls der Einladung von MdL Schmidt mit der klaren Botschaft gefolgt war: "Wer gerettet werden will, muss auch zur Rettung bereit sei".

"Etwas von mir als Geschenk zurücklassen" 

Seine Kollegin Lizzy Aumeier, die nach deren Schilderung bewunderte, mit welcher Stärke und allen physischen wie psychischen Belastungen auch Menschen aus der Region ihr Leben meistern, die teilweise schon über zehn Jahre auf ein Spenderorgan warten, meinte als gläubige Christin, dass "es doch eine großartige Sache ist, wenn ich etwas von mir als Geschenk zurücklassen kann".

MdL Gabi Schmidt warb in Neustadt für Organspenden

© Harald Munzinger

Dass die Bereitschaft zur Organspende auf der Krankenkassenkarte vermerkt werden und auch schon beim neuen Passantrag thematisiert werden sollte, wurde aus der Runde angeregt. Ein Automatismus gegen Vergessen und Verdrängen als häufige Ursache, "nicht an einen Spenderausweis zu denken", der Angehörigen in den schweren Stunden des Abschieds die Entscheidung abnimmt, mit dem Tod Leben retten zu können.

Zur Entwicklung und aktuellen Situation der Organspenden in Bayern stellte MdL Gabi Schmidt eine schriftliche Anfrage. Dass die Zahl der postmortalen Organspender von seit 2008 von 182 auf 143 (2017), jene der gespendeten Organe von 625 (337 Nieren, 69 Herzen, 148 Lebern und 44 Lungen sowie 27 Pankreas) auf 486 (241/56/122/47/20) gesunken sei, berichtete Gesundheitsministerin Melanie Huml. Gestiegen sind hingegen im gleichen Zeitraum an bayerischen Zentren die Transplantationen nach Lebendspenden von 84 auf 101.

Viel mehr Geld für die Aufklärung nötig

Als viel zu wenig bezeichnete die Landtagsabgeordnete der Freien Wähler die 2017 vom Staat für die Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärungsmaßnahmen eingesetzten 116.000 Euro – "gerademal die Jahresmiete für das BayernLab in Neustadt, von den Kosten für Söders Kreuze ganz zu schweigen" – auch wenn sie gegenüber den Ansätzen von 2008 bis 2012 gestiegen seien. 780.000 Euro waren nach Angaben aus dem bayerischen Gesundheitsministerium 2013 für die Werbung um lebensrettende Organspenden ausgegeben worden, 286.000 Euro waren es 2017.

"Seit November 2012 gilt in Deutschland für die Organspende die sogenannte Entscheidungslösung. Sie sieht vor, dass jeder Mensch ab 16 Jahren sich mit dem Thema Organspende auseinandersetzen und eine selbstbestimmte Entscheidung treffen sollte". MdL Schmidt macht dies zum "Tag der Organspende" bewusst, den sie auch 2019 wieder durchführen will, unterdessen auf die jetzt auch mit Beispielen erfolgreichen Organtransplantation in der Region angesprochenen Multiplikatoren und die vielen verteilten Spenderausweise hofft.

Organspende hat viele Gesichter

Der Tag der Organspende gilt seit nunmehr 36 Jahren als ein "Tag der Aufklärung und des Anstoßes für jeden Einzelnen, sich mit der Organspende auseinanderzusetzen". Es geht dabei um Aufklärung und darum, Vorurteile zu entkräften und persönliche Schicksale sprechen zu lassen. Die Organspende hat viele Gesichter: Wartepatienten, Organempfänger und Angehörige von Organspendern.

An diesem Tag wird den unbekannten Spendern für die geschenkten Lebensjahre, für die Freude und die neue Lebensqualität durch ihre Organspende gedankt. Er soll aber auch bewusst machen, dass "weltweit herrscht ein erheblicher Mangel an Spenderorganen herrscht, viele Patienten auf Herz-, Leber- und Lungenwartelisten versterben, weil nicht rechtzeitig ein Organ zu Verfügung steht".

Als Gründe für die lange Wartezeit werden unter anderem der Rückgang an tödlichen Unfällen im Straßenverkehr, aber auch die Zunahme von Erkrankungen genannt, "die nur durch eine Transplantation therapiert werden können, insbesondere auch, weil die allgemeine Lebenserwartung gestiegen ist und immer mehr Transplantationen von den Medizinern infolge des technischen Fortschritts als durchführbar angesehen werden".

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