Minderjährige Flüchtlinge: Unterkunft im Blockschülerheim

24.7.2015, 13:41 Uhr
Minderjährige Flüchtlinge: Unterkunft im Blockschülerheim

© Harald Munzinger

Im Rahmen der Amtshilfe wird der Landkreis für andere Jugendämter tätig, teilte Presssprecher Rainer Kahler mit. Sowohl in Passau, als auch in Zirndorf kämen sehr viele Jugendliche ohne ihre Eltern an. Dort seien die Kapazitäten erschöpft. Kahler: „Die Jugendlichen werden in Bussen oder mit der Bahn nach Neustadt verbracht und in der Außenstelle des Blockschülerwohnheims der Berufsschule in Neustadt untergebracht, das ansonsten während der Ferienwochen nicht belegt wäre“.

Nach acht Wochen muss das Clearingverfahren beendet sein, da die Unterkunft wieder für die originäre Unterbringung der Berufsschüler gebraucht wird. Es handle sich also um eine einmalige, vorübergehende Ausnahmesituation, die in der Kürze der zur Verfügung stehenden Vorbereitungszeit nur unkonventionell gelöst werden könne, teilte der Kreissprecher mit.

Das Kreisjugendamt hat eine enge Kooperation mit Rainer Krug als Leiter und einem Team aus Sozialpädagogen, Lehrern (Deutsch als Fremdsprache), Verwaltungsfachkräften, einem Koch und weiteren Mitarbeitern vereinbart. Sie werden die Jugendlichen betreuen, fördern, sich ein Bild von ihnen machen und eine Empfehlung zur weiteren Jugendhilfe abgeben.
Zuweisung unmittelbar nach der Ankunft

"Noch keine praktischen Erfahrungen"

Jugendamtsleiter Roland Schmidt zur den Schwierigkeiten bei der Umsetzung der neuen Aufgabe. „Es liegen noch keine praktischen Erfahrungen bei uns vor. Bisher wurden dem Landkreis unbegleitete Jugendliche zugewiesen, deren Clearing-Verfahren abgeschlossen war und die relativ selbständig und psychisch stabil bewertet waren. Wir haben diese ‚geklärten‘ Jugendlichen in Einrichtungen, Pflegefamilien und Wohnungen untergebracht. In Wohnungen werden sie von pädagogischen Fachkräften weiter betreut.

Nun kann der Prozess von der ersten Inobhutnahme der Jugendlichen bis zur Weiterleitung in entsprechende angepasste Maßnahmen der Jugendhilfe von den Landkreisen der Hauptfluchtrouten nicht mehr alleine geleistet werden. Die Jugendlichen werden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Bayern zu uns gebracht. Wir wissen deshalb nicht, welche Jugendlichen wir bekommen und müssen deren Bedürfnisse selbst herausfinden".

Projektbeauftragter Rainer Krug Krug ergänzt: „Solange wir die ankommenden Jugendlichen nicht gesehen haben, können wir die Tagesstruktur in der Erstaufnahme nur vorläufig planen. Ein Beispiel: Der Deutschunterricht, der sofort nach Ankunft organisiert wird, muss die Unterweisung von Analphabeten berücksichtigen. Wie viele darunter sind, wissen wir noch nicht“.
    Zu Vorgabe, die bei der Erstaufnahme erfüllt werden müssen, erklärte Schmidt: „Es geht zunächst um die Grundversorgung mit Nahrung und Getränken, die Bereitstellung eines Schlafplatzes, Körperhygiene und Gesundheit. Die Jugendlichen haben auf ihrer Flucht viel erlebt und brauchen subjektive Sicherheit. Das Gesundheitsamt übernimmt unmittelbar die medizinische Untersuchung. Weiterhin ist wichtig die Jugendlichen kennen zu lernen um sie einschätzen zu können.“

Pädagogische Grundbetreuung 

„Wir müssen die Identitäten der Jugendlichen feststellen und überprüfen, soweit Dokumente vorliegen. Wir brauchen ab dem ersten Tag eine pädagogische Grundbetreuung und eine Tagesstruktur mit Deutschunterricht. Die Ergebnisse der Gespräche und der Gruppenprojekte dienen dazu, eine individuelle Einschätzung der Jugendlichen vorzunehmen und die Weiterleitung vorzubereiten.

Gegenüber den Flüchtlingen, der Bevölkerung und den Mitarbeitern haben wir die Verantwortung, Gefährdungen abzuwenden. Wir arbeiten eng zusammen mit einem Sicherheitsdienst und der Polizei“, so Krug.

Zunächst müssten - wie bisher - die Jugendlichen in unterschiedlichen Jugendhilfemaßnahmen je nach Bedarf untergebracht werden, erklärte Schmidt. Das Clearing ende definitiv am 18. September.  Ein neuer Gesetzesbeschluss der Bundesregierung sehr vor, die neu ankommenden minderjährigen Flüchtlinge ab dem nächsten Jahr bundesweit zu verteilen.

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