Neue Bahnbrücke in Emskirchen bekommt Segen

8.10.2017, 16:16 Uhr
530 Meter weit schwingt sich die neue Bahnbrücke über das Aurachtal bei Emskirchen. Knapp ein Jahr nach der Inbetriebnahme wurde diese nun offiziell gefeiert, die Brücke geweiht.

© Harald Munzinger 530 Meter weit schwingt sich die neue Bahnbrücke über das Aurachtal bei Emskirchen. Knapp ein Jahr nach der Inbetriebnahme wurde diese nun offiziell gefeiert, die Brücke geweiht.

Dass das Superlativ der derzeit längsten Bahnbrücke Bayerns in Kürze an eine noch deutlich längere Brücke im Thüringer Wald "abgetreten" werden muss, schmälerte den Stolz auf die neue Aurachtalbrücke nicht im geringsten, deren "Innovation und Ästhetik" in den Festreden als "Meisterleistung der Ingenieurkunst" gewürdigt wurden. Landrat Helmut Weiß sprach von einem "Bauwerk mit großer Strahlkraft", Sirko Kellner von der Deutschen Bahn AG von einer nur seltenen so gut gelingenden Verbindung von Architektur und Ingenieurwesen. Beides sowie die gute Einbindung in Ort und Landschaft lobte Dr. Friederike Reineke vom Bundesverkehrsministerium, Leiterin des Referates "Finanzierung von Bedarfsvorhaben Schiene".

Sie sei "unsere Brücke" geworden, gehöre zu Emskirchen und sei mit dem Aurachübergang Teil seiner Gründungsgeschichte, führte Erster Bürgermeister Harald Kempe. Er unternahm launig ein Zeitspagat vom einstigen Raubritter Eppelein, der an der Aurachfurt leichte Beute bei den "Kaufmannszügen" gemacht haben dürfte, zu den jetzt "fast lautlos über die modernste Brücke Deutschlands schwebenden Züge". Waren die dreijährigen Planungs- und Bauphasen von der 1862 fertiggestellten alten Brücke und dem im November 2016 in Betrieb genommenen Neubau fast identisch gewesen, hätte man sich für das Genehmigungsverfahren wohl den König wieder gewünscht. Der hatte seine Zustimmung nach einem Monat erteilt, mit den 15 Monaten für das Baurechtsverfahren war man jedoch bei der Bahn im Vergleich zu anderen Projekten noch ganz zufrieden. Schließlich seien "neue Maßstäbe im konstruktiven Ingenieursbau gesetzt" worden.

Dritte Spur nur auf der Straße

Die Bahnbrücken bezeichnete der Bürgermeister "nachhaltig für den Ort und Landkreis". Sei die alte einspurig geplant und zweispurig ausgelegt sowie auch bald so genutzt worden, sei der Wunsch der dritten Spur "wohl in einer anderen Abteilung des Verkehrsministeriums gelandet", wie Kempe einen "Schwenk" zum (versetzten) dreispurigen Ausbau der B8 machte. Hat man sich unterdessen vom dritten Gleis zumindest mittelfristig gedanklich verabschiedet, wünschte Harald Kempe den Anschluss Emskirchens an die Stadt-Umland-Bahn von Erlangen über Herzogenaurach und wie auch Landrat Helmut Weiß "die Einführung eines S-Bahn ähnlichen Taktverkehrs zwischen Würzburg und Nürnberg, der die Attraktivität dieser Zuglinie noch steigern soll". 

Diese Hauptverkehrslinie habe Emskirchen und den Landkreis vor allem in wirtschaftlicher und gewerblicher Hinsicht entscheidend mitgeprägt und sei für viele Reisende, darunter zahlreiche Berufspendler, aber auch für den Güterverkehr von entscheidender Bedeutung. Mit dem notwendigen Brückenneubau sei die Zukunft dieser für den Landkreis wichtigen Verkehrslinie gesichert. Der Landrat sah die 35 Millionen Euro in dieses Projekt, eine der größten Bahnbaustellen in Bayern, bestens investiert. Weiß bedankte sich für die stets gute Zusammenarbeit der Bahn, und würdigte Architekten, Ingenieuren sowie alle anderen dem Großprojekt beteiligten Kräften "Großartiges geschaffen" zu haben.

"Semi-integrale" Brücke 410 Meter länger

Die Baufirmen, so Bürgermeister Kempe, hätten gezeigt, was Leistung sei, was nun auch auf den komplizierten Rückbau der alten Brücke zutrifft. In Erinnerung gebracht wurden auch die zu bewältigenden statischen Probleme und Herausforderungen mit der neuen Bauform der "elffeldrigen, semi-integrale Stahlbetonbrücke", die sich nach als neues Wahrzeichen Emskirchens "schlank und filigran" 530 Meter über das Tal schwingt (alte Brücke 120 Meter). Das Gedenken die Festgäste, unter ihnen die Landtagsabgeordneten Gabi Schmidt und Harry Scheuenstuhl sowie Bezirksrat Marco Kistner, galt einem Unfallopfer und seinen Angehörigen sowie Verletzten.

Die Referatsleiterin aus dem Verkehrsministerium betonte die Notwendigkeit eines leistungsfähigen Schienennetzes für einen starken Wirtschaftsstandort, was sich der Bund jährlich vier Milliarden Euro kosten lasse. Der ganz wichtigen Strecke Würzburg-Nürnberg mit mehreren Verkehrsachsen maß Dr. Friederike Reineke besondere Bedeutung bei. Auch wenn alle mit der neuen Brücke und der mit ihr verbundenen Anhebung der Streckengeschwindigkeit auf 140 Kilometer pro Stunde "nur zufrieden sein" könnten, sich die europaweite Ausschreibung bewährt und für weitere Projekte empfohlen habe, blieb als Wermutstropfen, dass sich an der Überlastung der Strecke mit dem Nord-Süd- und Ost-West-Fern-, starkem Nah- und dem Güterverkehr nichts ändern werde.

Ohne Proteste und Demonstrationen

Der Leiter der Produktionsdurchführung Nürnberg der Deutschen Bahn Netz AG, Sirko Kellner, hob das ausgezeichnete Einvernehmen mit der Gemeinde, das ohne Proteste oder Demos abgewickelte Projekt und die von den Bürgern ertragene Bauzeit mit Tausenden Lastfahrzeugen als eine heute selten gewordene Erfahrung mit "persönlichem, ehrlichem Dank" heraus. Mit der erwarteten hohen Lebensdauer und niederen Betriebskosten sah er die richtige Bauform gewählt und zeigte sich "mit der Bauzeit sehr zufrieden". Lob gab es auch für die Gemeinden Hagenbüchach und Emskirchen, die mit Kauf, Sanierung und neuer Nutzung beispielhaft dafür sorgten, "dass die Bahnhofe attraktiv bleiben" und "Menschen zum Zug bringen".

Ein stabiles Fundament und die Pfeiler als tragende Elemente des Lebens zogen die Geistlichen den Vergleich, wollten "die Brücke in eine gute Zukunft" gebaut, Klüfte überwunden wissen. Dass Denkmalschutz und Ökologie sich in einem Radweg auf der alten Brücke vereint hätten, meinte Gemeindereferent Bär vor der Abrisskulisse der 150 Jahre alten, wuchtigen Stahlbrücke, die "in ihrer Urkonstruktion nicht mehr saniert werden konnte". Mit seiner Dokumentation "Die letzten Lücke, die Emskirchner Brücke" hat ihr der ehemalige Bahnpressesprecher Horst Wendler "ein Denkmal gesetzt". Beim Mittagessen im eigens errichteten Festzelt wurde die Aurachtalbrücke gefeiert; für Landrat Weiß ein "geschichtsträchtigen Ereignis". Schließlich war im Vorjahr die Inbetriebnahme eher sang und klanglos erfolgt, lediglich ein "Promizug" über die Brücke geschwebt". 

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