Reicher Gabentisch für Arme: "integra" bescherte Bedürftige

20.12.2014, 18:51 Uhr
Reicher Gabentisch für Arme:

© Harald Munzinger

In “Personalunion“ hatten die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) und der Integrationsverein unter rühriger Regie von Helga Weigel die Bescherung Bedürftiger vor deren Besuch der “Aischgründer Tafel” initiiert, die inzwischen schon zum vierten Advent gehört, wie die vierte Kerze am Kranz. So schön die Aktion sei und mit wie viel Dankbarkeit sie angenommen werde, so bedrückend sei die stetig zunehmende Zahl der Besucher, stellte es SPD-Ehrenkreisvorsitzender Gerhard Gröner am Rande einer langen Menschenschlange im “Weihnachtszimmer” des Caritas- Mehrgenerationenhauses fest.

Stellvertretende “Integra”-Vorsitzende Ludmilla Gröner, seit Wochen mit dem Sortieren der Präsente und mit Corinna Gräuel (AsF) mit dem Verpacken beschäftigt, hatte bei deren Ausgabe eifrige Unterstützung durch Stadträtin und Seniorenbeauftragte Heike Gareis sowie stellvertretenden Landrat Norbert Kirsch. “Möchten’s noch an Stollen, Plätzle oder Marmelade?“, die Geschenke waren vom SPD-Kreisvorsitzenden schneller ausgegeben - einen der 65 Schokoladenweihnachtsmänner dazu - als die Frage beantwortet war. Freude und tiefe Dankbarkeit mischten sich bei den Empfängern, denen als letzte Amtshandlung Neustadts Christkind Maria Frühwald einen Besuch abstattete.

Geldspenden der Familie Weigel (ein Vermächtnis von Helga Weigel, der auch bei dieser Aktion das ehrende Gedenken galt) des “Hauses Friedrichsen” sowie Sachspenden unter anderem der Sparkasse sorgten für etwa 140 Geschenke sowie emsige Bürgerinnen für reichlich Plätzchen, Stollen und Konfitüre. Auch Spiele, die übers Jahr abgegeben worden waren, bereiteten vorweihnachtliche Freude bei Kindern.

Vom Landkreis enttäuscht

Reicher Gabentisch für Arme:

© Harald Munzinger

Bei solchen Bildern verstand Gerhard Gröner den Landkreises nicht, der den “integra”-Antrag um eine Erhöhung der Förderung um 2000 auf 7000 Euro ablehnte. Helfe der Verein doch vor allem auch dort, “wo Staat und Stadt keine Förderung für Sozialarbeit vorsehen”, er dafür auf Unterstützung (auch durch Spenden) angewiesen sei. Man habe bisher “die gesetzten Ziele nur unter enormem finanziellem Druck umsetzen können”, war der Antrag an den Kreis mit dem Hinweis auf das vielfältige Spektrum mit neuen Hilfsangeboten für Asylsuchende begründet worden. Die Enttäuschung über die Ablehnung sitzt tief.

Sie macht im “Tafelcafé” auch unter Menschen die Runde, die sich “unverschuldet an den Rand der Gesellschaft gedrängt” fühlen, ihre Behandlung “als rechtlich wohl legal, aber moralisch höchst verwerflich” empfinden. Wenn man etwa mit 18 Euro auf dem Konto Weihnachten kaum mit Freude entgegen sehen kann.

Weil man im Landkreis mit dem vermeintlich rigidesten Sozialamt lebt, wie es ein Mann mit Zweifeln an der Gerechtigkeit nach einem auch stets sozial engagierten Leben beklagt, der ein Päckchen Plätzchen und ein Stück Stollen wie einen Schatz hütet. Eine kleine weiße Laterne vom “ingetra-“Gabentisch wird er Heilig Abend statt eines Christbaumes als Licht der Hoffnung anzünden.

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