Rotarier zu Gast in Lenkersheimer Lebenshilfe-Werkstätten

22.4.2018, 14:03 Uhr
Rotarier zu Gast in Lenkersheimer Lebenshilfe-Werkstätten

© Harald Munzinger

Bei der galt das besondere Interesse der "Malstube" von Rotary-Mitglied Chrissy Klinke-Götz und ihrem Projekt "Meine Malmäuse - fröhliche Maltherapie im Ehrenamt". Sie freute sich denn auch über die zahlreichen Teilnehmer am Meeting in den Werkstätten, denen sie begeistert über ihr Wirken mit 24 bis 26 Frauen und Männern mit ganz unterschiedlichen Handicaps als "arbeitsbegleitende Maßnahme" berichtete.

Der Zufall wollte es, dass für Chrissy Klinke-Götz, die schon als Kind leidenschaftlich gerne malte und ab 14 Jahren bei der Betreuung in Behindertencamps mitwirkte, künstlerisches Talent und soziales Engagement in dem "Malmäuse"-Projekt verschmelzen sollten. Mit dem Rotary-Club Uffenheim vor gut einem Jahr in den Werkstätten zu Gast, seien ihr Bilder aufgefallen, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemalt worden waren. Als sie erfuhr, dass deren künstlerische Begleitung seit Jahren ruhe, bot sie spontan an, diese zu übernehmen, schilderte Klinke-Götz den Einstieg in ein für sie neues und sie zugleich erfüllendes Metier: "Das gibt mir unheimlich viel".

Arbeit mit "Malmäusen"

Für Werkstattleiter Hans-Martin Kandert sowie den das Projekt begleitenden Therapeuten Steffen Blaschka ein Glücksfall, die wie auch die Rotarier beim temperamentvollen Erzählen aus den wöchentlichen zweieinhalb Malstunden in kleinen Gruppen bewunderten, "mit welcher Power Chrissy der Sache ist". Es sei "faszinierend, was sie leiste", wurde immer wieder zum Ausdruck gebracht.

Rotarier zu Gast in Lenkersheimer Lebenshilfe-Werkstätten

© Harald Munzinger

Doch am meisten fasziniert zeigt sich Chrissy Klinke-Götz selbst von ihrer Arbeit mit den liebevoll genannten "Malmäusen", Menschen mit ganz unterschiedlichen körperlichen oder geistigen Behinderungen und ebenso verschiedenen Emotionen. Sie ganz individuell dort abzuholen, wo sie sind und ihnen mit dem Malen nach ganz persönlichen Neigungen und Möglichkeiten Freude und Erfüllung zu bieten, schilderte Klinke-Götz mit Begeisterung und erfüllt von der positiven Wirkung ihrer Arbeit und dem guten Anklang, den diese findet. Immer wieder kämen auch "Mäuse", die nicht in der Gruppe seien, die im vierwöchigen Turnus mit je sechs/sieben Teilnehmern eingeteilt sind.

Für jede einzelne "Malmaus" bereitet sie sich speziell vor, sucht in Büchern und im Internet geeignete Vorlagen zur kreativen Inspiration und lässt ihnen die Freiheit, sich mal mit mehr, mal mit weniger Euphorie auszudrücken und dabei ein ganz besonderes Glücksmoment zu empfinden. Ausgestellte Bilder oder die Arbeiten in einem Kalender wirken sich auf das Selbstwertgefühl und den Lebenssinn aus.

Werkstätten haben 280 Beschäftigte

Dass dies auch Grundlage in der Werkstattphilosophie ist, wurde den Gästen des Rotaryclubs vermittelt, die beim Besuch in Lenkersheim staunten, wie vielfältig die Betätigung der 280 Beschäftigten sowohl in den Werkstätten sowie auch in Betrieben ist, um die sich 70 MitarbeiterInnen annehmen. Einblick gab es auch in die Struktur der Lebenshilfe im Landkreis von der Frühförderung über die schulvorbereitende Einrichtung und die Franziskus-Schule bis zur Berufsbildung (Zweieinviertel Jahre) mit diversen Praktika, die darauf abzielt, den Betreuten die Chance auf dem "Ersten Arbeitsmarkt" zu eröffnen.

Auch wenn dies nur selten gelingt, ist den behinderten Menschen in den Werkstätten Gelegenheit gegeben, "in guter Atmosphäre und einem tollen Miteinander die Leistung zu erbringen", wofür sie in hohem Maße motiviert seien. Ihr Einsatz reicht vom Garten- und Landschaftsbau über Schreinerei und Metallbereich bis zur Großwäscherei, Küche sowie Elektromontage oder Montage und Verpackung. Die Lebenshilfe nimmt sich auch der Tagesstrukturen für die Erwachsenen bis ins Rentenalter, um das Wohnen in Heimen oder offenen Gruppen und die Organisation der Freizeit an. Ein beeindruckendes Spektrum, das sich aus einer Elterninitiative entwickelt hat.

Rotary-Präsident Dr. Thomas Schmidt zollte den Werkstätten nach eindrucksvoller Präsentation höchsten Respekt. Das Gastgeschenk von 500 Euro nahm Werkstattleiter Hans-Martin Kandert sehr gerne an, gilt es doch als nächstes großes Projekt, die in die Jahre gekommene Küche komplett zu erneuern, die auch Essen für Schulen und KiGa liefert. Kandert zeigte sich stolz auf den Werkstattbetrieb: "VW kann nur Autos, wir können alles". Eine hohe Leistungsfähigkeit durch vielfältiges Wissen, die in der Wirtschaft geschätzt, was die gute Auftragslage belegt. "Es ist normal, verschieden zu sein", nahmen die Gäste die Erkenntnis auch aus der "Malmäuse-Stube" von Chrissy Klinke-Götz mit, die gerade dieses verschieden sein, kreativ ausleben lässt.

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