Schlossmuseen zeigen historische Büromaschinen

21.10.2017, 13:21 Uhr
Schlossmuseen zeigen historische Büromaschinen

© Harald Munzinger

Schon deren Eröffnungsgäste waren überwältigt von einem weniger beachteten Kapitel technischer Innovation und Entwicklung. Und Erster Bürgermeister Klaus Meier war sicher, dass dies im Laufe der drei Monate noch sehr viele Besucher sein werden. Der Unternehmer aus Ansbach hat Führungen angeboten und wird auch Schulklassen der Smartphone-Generation eine faszinierende Vergangenheit erschließen. Dazu hat er interessantes Anschauungsmaterial ausgestellt, das im digitalisierten Zeitalter staunen lässt, wie frühere Generationen kommunizierten – etwa mit in "Kopierbüchern" vervielfältigten Briefen – und an heute skurril erscheinenden Geräten rechneten.

Es sei eben diese Faszination gewesen, die es ihn nicht übers Herz bringen lassen sollte, Rechen- und Schreibmaschinen verschrotten zu lassen, schilderte Kaiser, was ihn vor 40 Jahren auf die "Schnapsidee des Sammelns" gebracht habe. Für Bürgermeister Meier und die Vorsitzende des Neustädter Geschichts- und Heimatvereins, Carola Kabelitz, eine glückliche Fügung, sei damit doch "ein Kulturgut bewahrt" worden, das die technische Entwicklung des Büroalltages vermittle.

Die "Schustersche" aus Westheim

Dass deren Ursprung auch noch im heutigen Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim liegt, der am 8. Oktober 1759 in Westheim nahe Bad Windsheim geborene Johann Christoph Schuster als Pionier der Rechenmaschinen gilt, hätte in dessen Heimat schon eine Würdigung verdient, so der Ansbacher Unternehmer Herrmann Kaiser mit dem profunden Wissen aller Daten und Raffinessen weiterer Entwicklungen. Unter diesen gelte "die Schustersche" als die geniale Erfindung und geschätzte deutsche Wertarbeit, wurde mit einer Briefmarke geadelt und bei einer Auktion mit 400.000 Euro ausgerufen.

Als historischer Irrtum sollte sich die Annahme des jüdischen Gelehrten Kohelet erweisen, der um 250 bis 200 vor Christi geschrieben hatte, "Es gibt nicht Neues unter der Sonne", worüber mit Herrmann Kaiser zahllose Sammler aller denkbaren und undenkbaren Zeugnisse großer Erfindergeister nur schmunzeln können. Etliche Namen nannte der "Büromaschinenpapst", wie Kaiser in der Region hoher Respekt vor seiner Sammlerleidenschaft und dem Wissen um jedes einzelne unter rund 1500 Exponaten mit jeweils seiner ganz eigenen Geschichte gezollt wird. Wie etwa jene des Südtirolers Peter Mitterhofer, der mit seiner Erfindung der Schreibmaschine – "wie Schuster seiner Zeit weit voraus" – allerdings mühevolle Überzeugungsarbeit leisten musste. Zweimal mit deren Vorstellung in Wien erfolglos, sollte sich seine Technik bis in die 1950er Jahre erhalten.

@ 1897 als erste Schreibmaschinentype

In den 1910/1920er Jahren hätten sich die Büromaschinen enorm entwickelt, seien Sachsen und Thüringen Hochburgen dieser Industrie gewesen, berichtete Kaiser mit Beispielen wie der Volltastasturmaschine mit dem austauschbaren Typenzylinder. Er wies auch auf das @ als Type der ersten 1897 in den USA hergestellten Schreibmaschine hin, das seit 1555 aus Spanien und Portugal überliefert ist, also nicht etwa mit dem Internet entstand. Abendfüllend hätte Herrmann Kaiser über Erfindungen und Weiterentwicklungen plaudern können, für die seine Auswahl an bis zu über 100 Jahre alte Schreib- und Rechenmaschinen beeindruckende Beispiele sind und die Ausstellungsbesucher in eine spannende Epoche der Bürotechnik entführen.

Prädikat: wertvoll und sehenswert, wie es Carola Kabelitz auch schon bei einem Ausstellungsbesuch in Ansbach empfunden und Herrmann Kaiser nach Neustadt, einem Standbein seines Unternehmens, eingeladen hatte. Der bedauerte mit "blutendem Herz" bei der Ausstellungseröffnung, dass von den Firmen, die in den 1940er und 50er Jahren am Markt waren, keine mehr existiere, diese deutsche Industrie mit Gewalt niedergemacht worden sei. Der Sammler Kaiser hat ihr ein Denkmal gesetzt, zu besichtigen während der Museumszeiten Mittwoch. Freitag, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr in den "Museen im Alten Schloss".

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