Siebener-Abteilung wird Unesco-Weltkulturerbe

5.7.2017, 18:53 Uhr
Siebener-Abteilung wird Unesco-Weltkulturerbe

© Harald Munzinger

Die Urkunde überreichten der Vorsitzende der Feldgeschworenen-Vereinigung Fürth, Hans Satzinger, mit der ersten weiblichen Feldgeschworenen der Fürther Siebener, Jutta Massl, der Vorsitzenden des Neustädter Geschichts- und Heimatvereins, Carola Kabelitz, als Leiterin der "Museen im Alten Schloss" und dem Leiter der Siebener-Abteilung, Heiner Lunz, mit den Glückwünschen von 24.000 Feldgeschworenen in Bayern.

Vor Weihnachten letzten Jahres war schon die Würdigung auf bayerischer Ebene erfolgt, nun folgte die Anerkennung mit der deutschen Urkunde. Mit ihr erfolgt die Auszeichnung der aufschlussreichen Dokumentation des ältesten kommunalen Ehrenamtes im Neustädter "Markgrafenmuseum". Es sei, so Jutta Massl, "in Zeiten der Globalisierung wohltuend, eine so konstante Institution zu haben". Sie bewahre nicht nur eine Tradition, sondern sei – im Zusammenwirken mit der modernen Technik der Vermessungsämter – auch zukunftsorientiert.

Dies kommt in der Siebener-Abteilung der "Schlossmuseen" gut zum Ausdruck, die diesen Brückenschlag auch immer wieder Kinder- und Jugendgruppen anschaulich vermittelt. Sie erfahren, dass Feldgeschworene oder "Siebener" seit Jahrhunderten die Einhaltung der Grundstücksgrenzen hüten und sie in ehrenamtlicher Tätigkeit durch sognannte Abmarkungen eindeutig kenntlich machen und ihre korrekte Einhaltung überwachen. Dies alles geschieht mit dem eingeschworenen "Siebenergeheimnis". Seit Einführung der staatlichen Landvermessung zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgt eine vertrauensvolle und effektive Zusammenarbeit der Siebener mit den Vermessungsbehörden.

Besondere Bedeutung in Franken

Bayern ist eines der wenigen Bundesländer, in denen es sich älteste das kommunale Ehrenamt erhalten hat. Besondere Bedeutung erlangten die Siebener in Franken, das durch seine klein strukturierten Grundstücksparzellen viele Grenzverläufe aufweist, wie es in der Siebenerabteilung dokumentiert ist. Dass Stadt und Landkreis Fürth in Mittelfranken ein wichtiges Zentrum der Traditionspflege ist, betonte Vorsitzender Satzinger, der bei der Urkundenübergabe neben Jutta Massl – beide treuhänderische Ansprechpartner für alle Feldgeschworenen in Bayern - von seinem Stellvertreter Simon Berngruber und Werner Schumacher begleitet worden war.

Auch dass spezielle Handwerkstechniken und Besonderheiten der Tradition durch aktives Tun und mündliche Überlieferung von Generation zu Generation weitergebeben werden und dies in Neustadt auch mit moderner Medientechnik auf spannende Weise vermittelt wird, findet seine Anerkennung als "immaterielles Kulturerbe".

Im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes befinden sich derzeit 68 Kulturformen und vier Programme im Register Guter Praxisbeispiele.

Das Verzeichnis soll von Jahr zu Jahr wachsen und die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in und aus Deutschland sichtbar machen. Formen Immateriellen Kulturerbes (nicht zu verwechseln mit dem UNESCO-Welterbe) sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität – wie eben im Feldgeschworenenamt.

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