SPD-Ehrenamtsempfang: Rinderspacher würdigt Freiwillige

15.1.2016, 16:06 Uhr
SPD-Ehrenamtsempfang: Rinderspacher würdigt Freiwillige

© Harald Munzinger

Er sei unendlich stolz auf die Bayern und Franken, die mit Freude, großem Herz und Empathie ihre humanitäre Verpflichtung erfüllten und die Gesellschaft reicher machten. Außerdem äußerte er sich zur Flüchtlingsdebatte. Eng zusammenrücken mussten die Gäste im großen Saal des Emskirchner Landgasthofes „Erlengrund“, da sehr viele in den unterschiedlichsten Bereiche tätige Ehrenamtliche aus dem ganzen Landkreis der Einladung gefolgt waren. Menschen, ohne die man hier „nicht so schön leben könnte“, wie Emskirchens Dritter Bürgermeister Christian Pöschl beim virtuellen Spaziergang durch den Wachstumsort mit über 6000 Einwohnern, SPD-Kreisvorsitzende Heike Gareis und der Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl in der Gastgeberrolle übereinstimmte. Er wollte all jenen mehr Respekt gezollt und Unterstützung gewährt wissen, die Verantwortung übernehmen, „Leute, die einfach machen, und ohne die unser Land anders aussehen würde“.

SPD-Ehrenamtsempfang: Rinderspacher würdigt Freiwillige

© Harald Munzinger

Das „Ehrenamt in einer aktiven Bürgergesellschaft“ hatte SPD-Fraktionschef Rinderspacher schon vor der Veranstaltung mit starker positiver Ausstrahlung bei einem Besuch des Karpfen- und Markgrafenmuseums mit der didaktisch modern aufgemachten Siebenerabteilung erfahren, das er als sehenswertes Kleinod und das damit verbundene Engagement als großartig würdigte. Beispiele dafür hätte es aus dem breiten Spektrum des Ehrenamtes von der Kultur über den Sport bis zum sozialen Einsatz – aktuell in der Flüchtlingshilfe – oder in der Jugendarbeit sicher mehr gegeben.

MdL Harry Scheuenstuhl bezog auch die Kommunalpolitik mit ein – freute sich, dass die SPD von ihr bis zum Europäischen Parlament  auf allen politischen Ebenen vertreten sei – und sicherte ihr Rückstärkung zu. Es sei „Schluss mit Bitten“ forderte er die gleichen Lebensverhältnisse im ganzen Land ein. In allen Bereichen der Infrastruktur gelte es dafür zu kämpfen, wozu Scheuenstuhl Straßenbau und Dorferneuerung als Beispiele für Defizite in der Landespolitik nannte.

Bei Markus Rinderspacher, dem „hervorragenden, qualifizierten Fraktionschef mit dem Gespür für die Menschen“, wäre diese nach Scheuenstuhls Ausführungen in den besten Händen eines „Mannes, der das Land führen kann“. Rinderspacher reichte „die Blumen“ zurück an Scheuenstuhl als „starker Kämpfer für die Heimat“, als „einer der immer Gas gibt“ und er froh sei, ihn in der Fraktion zu haben, „auch wenn er gelegentlich nervt“.

Rinderspacher, der bei seiner Bayerntour von Neujahrsempfang zu Neujahrsempfang für die SPD einen wesentlich stärkeren Zuspruch als in den letzten Jahren feststellte, führte diesen auf eine „Repolitarisierung“ in ausgesprochen ernsten Zeiten mit gespalteten Gefühlswelten zurück, „in denen die Verunsicherung mit Händen zu greifen ist“. Bei den aktuell großen Herausforderungen müssten die Demokraten zusammenhalten, machte Rinderspacher unter Beifall deutlich, dass es „verhindert werden muss, dass Nazis in deutschen Parlamenten sitzen“.

Freiheitlichen Lebensstil bewahren

Und ebenso klare Zustimmung erfuhr er bei seiner Feststellung, dass „wir in unserem Land unseren freiheitlichen Lebensstil nicht ändern werden“, der „immer siegen wird, über den Terrorwahnsinn“. Zu den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten machte Markus Rinderspacher deutlich, dass es „auf bayerischen und deutschen Plätzen keine rechtsfreien Räume“ geben dürfe. Im Zusammenhang mit der Attentatswarnung in München attestierte er der Polizei eine exzellente Arbeit.

SPD-Ehrenamtsempfang: Rinderspacher würdigt Freiwillige

© Harald Munzinger

Wer das Gastrecht missbrauche, dürfe nicht im Land bleiben, erklärte der SPD-Politiker, der zugleich aber auch einen „realistischen Blick auf die Dinge“ anmahnte. So gebe es unter den Flüchtlingen – für deren große Mehrzahl die Übergriffe in der Silvesternacht „eine heftige Attacke“ bedeuteten – „keine höhere Kriminalität als in der gesamtdeutschen Bevölkerung“. Keine Ausländerfeindlichkeit, aber auch keine falsch verstandene Ausländerfreundlichkeit sollte die Maxime des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau das Handeln bestimmen: „Keine rosarote Brille, aber auch keine Ängste, die zu Gewalt führen“.

Es gelte die Flüchtlingsursachen zu bekämpfen und für bessere Verhältnisse in den großen Lagern im Nahen und Mittleren Osten zu sorgen sowie den Schleppern das Handwerk zu legen, um den Zustrom zu reduzieren, das Tempo zu verlangsamen, so der SPD-Fraktionsvorsitzende „felsenfest überzeugt“, dass Zuwanderung und Integration zu bewältigen sind, „wenn wir wissen, wer sich im Land aufhält“. Rinderspacher warnte davor, „auf schnelle Lösungen hereinzufallen“.

Besorgt zeigte er sich über eine überall zunehmende Entsolidarisierung, „in erheblichem Maß auch in Europa“, in dem gegenwärtig ein „erheblicher Angriff auf europäische Grundwerte“ erfolge. „Die rechtspopulistischen Strömungen und der Nationalismus – den die Anderen zahlen – tun Europa nicht gut“ mahnte der SPD-Politiker, dagegen zu halten. Das sollte in Deutschland auch mit Blick auf die AfD gelten.

Akteuren vor Ort mehr zutrauen

Bei dem von moderaten Tönen geprägten Empfang wurde dem Zentralismus in Bayern das SPD-Modell von mehr Freiheit für die Regionen entgegengehalten. Man müsse den Akteuren vor Ort mehr zutrauen, die wüssten, was nötig sei und sie auch entsprechend finanziell ausstatten. Da sollte nach Einschätzung der Sozialdemokraten noch reichlich Luft nach oben sein, da „in keinem anderen Land die Steueranteile für die Kommunen so gering“ seien. „Mehr Eigenverantwortung vor Ort in einer solidarischen Gesellschaft, in der jeder seinen Platz findet“, sprach Rinderspacher vielen Kommunalpolitikerinnen und -politikern unter den Gästen aus dem Herzen, die seine Rede mit langanhaltendem Applaus quittierten. Die zauberhafte Welt der Musik erschloss ihnen mit Stefan Sell einer der besten Gitarristen im Land. SPD-Kreisvorsitzende Heike Gareis wähnte sich in bester Gesellschaft engagierter Menschen, die das Lebensumfeld verbessern.

Dass sich Ehrenamtliche oft ein Stück allein gelassen fühlen, die Strukturen zu verbessern und mehr Koordinierungsstellen mit der Unterstützung hauptamtlicher Kräfte wünschenswert wäre, war ein Thema auch in den engagierten Gesprächsrunden nach einem deftig-fränkischen Büffet. Und der Münchner Markus Rinderspacher mit fränkischen Wurzeln genoss für ein paar Stunden „Muttersprache“ mit der Erkenntnis, dass es im Aischtal viele „Deiche“ gibt. 

Der SPD-Fraktionschef nahm sich Zeit für Gespräche darüber, „wo der Schuh drückt“. Im Fall der Vereine aus dem Emskirchner Ortsteil Dürrnbuch war es der Mangel an Lagermöglichkeiten für Vereinsgerät sowie ein Trainings- beziehungsweise Besprechungsraumes. „Bisher scheiterten zwei Anträge im Gemeinderat an der Finanzierung“, ließ Dritter Bürgermeister Christian Pöschl wissen.

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