Abiturfeier in der Treuchtlinger Stadthalle

3.7.2012, 07:29 Uhr
Abiturfeier in der Treuchtlinger Stadthalle

© Stanka

Letztere war es auch, die den Abend mit einer kurzen Begrüßung eröffnete und dann an Mathis Raabe übergab, der als Conferencier mit seiner lockeren, unkonventionellen Art den Saal für sich einnahm. Die Schüler, so war zu erfahren, legten größten Wert darauf, dass die Abiturfeier in Treuchtlingen in gewohnter Umgebung stattfand.


Diesen Faden nahm auch Schulleiter Johannes Novotný auf. „Es tut gut zu spüren, dass ihr euch mit der Schule verbunden und emotional zugehörig fühlt.“ Er ging auch auf das Konstrukt mit dem Weißenburger Werner-von-Siemens Gymnasium ein, das zum größten Teil im Hintergrund und auch gut ablaufe. Dabei gebe es aber immer wieder organisatorische Fußangeln. Treuchtlingen wünsche sich Eigenständigkeit, so Novotný deutlich.


Zu den Abiturienten gewandt und fast schon in einer Art „Abschiedsrede“, meinte der Schulleiter, dass sie die „Großen“ gewesen seien, als er vor fünf Jahren nach Treuchtlingen gekommen sei. Sie hätten von der Pionierarbeit (in der neuen Oberstufe, Anm. d. Red.) des letzten Jahres profitiert. Nun habe man sich an die neue Situation gewöhnt, nämlich dass in der Schule auch junge Erwachsene durch die Gänge schreiten. Dazu gehörten dann auch Dinge wie der Abischerz, bei dem Autos in die Schule geschoben und Lehrer mit Wasserbomben beschmissen wurden.
Novotný hob zudem die Arbeit des Oberstufen-Koordinators Dirk Badelt hervor, für den es kräftigen Applaus gab. Er wurde später auch noch von den Schülern mit einem „Tandemsprung“ für seine engagierte Arbeit belohnt. Er habe großen Anteil daran, dass alle ihr Abitur bestanden hätten, so Franziska Müller. Und dabei sei der Spaß nie zu kurz gekommen.


Novotný gab den Schülern zum Schluss seiner Rede die Wünsche mit, die man bei solch einer Gelegenheit gerne übermittelt: Neugierig bleiben, strebsam, optimistisch und gelassen.

Abiturfeier in der Treuchtlinger Stadthalle

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„Euer Schulstandort“


Bürgermeister Werner Baum überbrachte die Wünsche der Stadt Treuchtlingen. Mit 1330 Schülern und über 400 Schülern in jedem Zug (auch im Gymnasium) sei dem Stadtoberhaupt zufolge die Senefelder-Schule nach wie vor eine Schule der besonderen Art, und man solle an ihr als Vorbildschule festhalten. An die Schüler gerichtet, sprach Baum dabei von „eurem Schulstandort“.


Er erklärte, dass die Regierung das Raumprogramm für die Sanierung der Schule genehmigt habe. Nach den Ferien soll in den Planungsprozess gegangen und ein Zeitplan aufgestellt werden. Sicher sei in diesem Zusammenhang schon heute, dass in der Senefelder-Schule alle drei Schulformen (Mittelschule, Realschule und Gymnasium) weiter unterrichtet werden.


Sehr persönlich und witzig aufbereitet, verabschiedeten sich Dirk Badelt und Schulzugleiter Martin Stehr von ihren Schützlingen. Mit einem Beamer wurden die Schüler in Bilder- und Namenrätseln präsentiert, was zahlreiche Lacher nach sich zog. „Wir haben den großen Bruder in Weißenburg gar nicht gefragt, ob wir überhaupt was sagen dürfen“, so Badelt mit einem unüberhörbaren Seitenhieb auf die Schulleitung in Weißenburg.

Abiturfeier in der Treuchtlinger Stadthalle

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Gelebte Eigenständigkeit


Landrat-Stellvertreter Robert Westphal betonte, dass der Landkreis voll zur Senefelder-Schule stehe und auch zu einer Abifeier in Treuchtlingen. Die „Sene“ lebe ihre Eigenständigkeit. Und es sei immer wieder angenehm, bei einer solch familiären und wunderbaren Feier dabei zu sein. Dass alle 40 Abiturienten in Treuchtlingen die Prüfung bestanden hätten, zeichne den Schulstandort aus.


Die „Rede des Abends“ jenseits aller Förmlichkeit hielt für die Schüler Mathis Raabe. Er wich dabei ganz bewusst von jeglicher Konvention ab und sprach wohl der Mehrheit der heute jungen Menschen aus dem Herzen. „Ob uns das Land braucht, weiß ich nicht“, war eine seiner flapsigen und dabei hintergründigen Bemerkungen; und über den Lehrplan: „Wir lernen vielleicht nicht immer die richtigen Dinge“. So lerne man z.B. nicht, wie es den Menschen am anderen Ende der Welt geht.
Sprechen, so Raabe, hätten sie (die Schüler) allerdings gelernt, was er in seiner humorvollen und mit Insider-Witzen gespickten Rede eindrucksvoll bewies. Und so nahm er auch sehr deutlich die Menschen aufs Korn, „die unser Land repräsentieren“ und die in Talkshows „ihre intellektuelle Notdurft in die Welt blasen“.


Zur Senefelder-Schule und dem Modell Gesamtschule sagte er, dass „wir viele verschiedene Menschen kennengelernt haben und gelernt haben, mit ihnen auszukommen“.


Für die Eltern sprach Wolfgang Müller motivierende und mahnende Worte zugleich. So müssten die Eltern auch lernen, ihre Schützlinge loszulassen.


Zwischen den verschiedenen Teilen des Abendprogramms griff Mathis Raabe zur Gitarre, und Verena Degen sang dazu – beide locker am Rand der Bühne sitzend, die Beine baumelnd und mit viel Applaus versehen.


Nach dem offiziellen Teil, der mit einer ganzen Reihe von Danksagungen durch Franziska Müller endete, ging es zunächst ans „Geißelmeier“-Buffet, bevor bis in die Nacht das Tanzbein geschwungen wurde.


Festzustellen ist als Fazit, dass die Treuchtlinger Abiturienten ausgesprochen selbstbewusst auftraten und offenbar das Hilfskonstrukt einer Treuchtlinger Oberstufe via Weißenburg zu so manchen atmosphärischen und organisatorischen Störungen führt. Eine Lehrkraft wurde in Sachen Zeugnisübergabe und Abifeier (wir berichteten) zu unserer Zeitung deutlich: „Es ist einfach unmöglich, wie sich hier die Weißenburger Schulleitung gegenüber der Senefelder-Schule benommen hat.“

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