Altmühltaler: Treuchtlinger Wasser wird zum Politikum

12.4.2019, 06:04 Uhr
Altmühltaler: Treuchtlinger Wasser wird zum Politikum

© TK-Archiv, Patrick Shaw

"Weißenburg bangt ums Trinkwasser" titelte die Süddeutsche Zeitung am gestrigen Donnerstag. In dem Artikel geht es um die Firma Altmühltaler – und um die Frage, ob die Stadt Treuchtlingen bei der Genehmigung einer höheren Fördermenge für den Mineralwasserabfüller mit verdeckten Karten spielt, bis "alles gelaufen ist und Protest zu spät käme".

Der Bericht skizziert zunächst den in der Altmühlstadt lang gehegten Wunsch, nach dem Neubau des Altmühltaler-Logistikzentrums an der Heusteige auch die Abfüllung des Getränkeriesen, der unter anderem Aldi, Edeka und Norma beliefert, aus dem Zentrum an den Stadtrand zu verlegen. Dass dafür erst Bedingungen erfüllt werden müssen, bestätigt Geschäftsführer Günter Kutschera auf Nachfrage unserer Zeitung: nämlich die bereits vorhandenen Bauflächen und eben neue Wasserrechte, damit sich die Investition rechnet.

Von einer Verdoppelung der 250.000 Kubikmeter, die Altmühltaler derzeit jährlich aus der Tiefenwasserschicht entnimmt, war bislang die Rede. Dies könnte der SZ zufolge "enorme Folgen für Natur, Grundwasser und die öffentliche Wasserversorgung" haben. Auch die Nachbarstadt Weißenburg verfolge die Pläne "mit großem Argwohn", Oberbürgermeister Jürgen Schröppel warne vor "negativen ökologischen oder geologischen Folgen". Etwa 40 Prozent des Weißenburger Trinkwassers stammen aus denselben Grundwasserschichten – wobei zwischen dem Mineralwasser aus der Tiefe und dem "normalen" Trinkwasser zu unterscheiden ist, das Altmühltaler zum Beispiel für seine Limonaden nutzt und dessen Entnahmemenge nicht von der Ausweitung betroffen ist.

Schweigen mit Kalkül?

Das Schweigen, das einem aus dem Treuchtlinger Rathaus entgegenschlage, habe deshalb Kalkül, so der Bericht weiter. Die Stadt wolle dem großen örtlichen Unternehmen klammheimlich eigene Wasserrechte zuschustern – etwa aus einem ungenutzten Brunnen am Nagelberg. Im Gegenzug erhoffe sich die Kommune "eine Riesenchance" bei der Entwicklung der Stadtmitte durch frei werdende Flächen und die Verbannung des Transportverkehrs.

Tatsächlich haben die Treuchtlinger Stadtwerke einer gestern eilig versandten Stellungnahme zufolge Ende November 2018 beim Landratsamt und beim Wasserwirtschaftsamt "ein wasserrechtliches Verfahren in Gang gesetzt" und eine "beschränkte Erlaubnis zur Entnahme von Tiefengrundwasser aus ihrem Nagelbergbrunnen" beantragt. Bis zu 300.000 Kubikmeter im Jahr soll Altmühltaler dort im Rahmen eines siebenjährigen Probebetriebs fördern dürfen.

"Die Verpflichtung der Stadtwerke, eine stets sichere und zuverlässige öffentliche Wasserversorgung zu gewährleisten, ist hiervon in keinster Weise betroffen", stellt Bürgermeister Werner Baum in dem Schreiben klar. Der Wasserrechtsantrag werde derzeit gemäß "den gesetzlichen Regularien und nach ökologischen, geologischen und ressourcenorientierten Gesichtspunkten" geprüft. "Wir wollten erst abwarten, was die Behörden entscheiden, und dann die Bevölkerung informieren", so Baum, der darauf verweist, dass es für jeden weiteren Schritt erneut Beschlüsse des Stadtrats brauche.

Die Gerüchteküche brodelt

Dem schließt sich Günter Kutschera an und weist zugleich Spekulationen zurück, dass die Wasserrechtsvergabe und der Umzug der Firma an die Heusteige hinter den Kulissen längst beschlossene Sache seien: "Da steckt viel zu viel Geld dahinter, als dass wir etwas planen würden, bevor wir den Bescheid haben." Zudem gehe es zunächst nur um einen Probebetrieb, für den es eine "stets widerrufliche Erlaubnis" gebe. "Ich bin selbst Treuchtlinger und will noch durch die Stadt laufen können, ohne angefeindet zu werden", so Kutschera. Die SZ habe jedoch gar nicht erst versucht, mit ihm zu sprechen.

Gerüchte um sinkende Grundwasserpegel infolge der Wasserentnahme und regelmäßige Überziehungen der Fördermenge durch Altmühltaler gibt es freilich schon lange. Von Seiten des Bürgermeisters und mehrerer Stadtratsmitglieder heißt es jedoch, dass der Pegel regelmäßig geprüft werde und nach einer anfänglichen leichten Absenkung seit Jahren stabil sei – wohl aber auch, weil immer weniger lokale Trinkwasser-Zweckverbände angeschlossen sind.

Mehr als ungeschickt war indes die Entscheidung, entgegen Einwänden der Opposition die Stadtratssitzung zu diesem Thema in der vergangenen Woche nichtöffentlich abzuhalten und damit Gerüchten weiter Vorschub zu leisten. Belegt oder entkräftet werden könnten diese in zwei bis drei Wochen, wenn das Ergebnis des Wasserrechtsverfahrens öffentlich bekanntgegeben werden soll.

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