Altmühltalradweg: Für Touristen gut, für Bürger nur mäßig?

20.2.2019, 06:02 Uhr
Altmühltalradweg: Für Touristen gut, für Bürger nur mäßig?

© Archivfoto Wolfgang Dressler

Der Radweg entlang der Altmühl ist wahrlich ein beliebtes Ausflugsziel am Wochenende, kommt man so doch ohne große Steigungen von Treuchtlingen nach Gunzenhausen. Doch bis auf Graben, Bubenheim, Ehlheim, Windsfeld und Aha liegen keine Orte am Weg – schon gar nicht die Verwaltungszentren. Das stößt dem Markt Berolzheimer Dieter Sojka sauer auf.

So waren die benachbarten Dörfer Dittenheim, Meinheim, Markt Berolzheim und Wettelsheim früher über eine mit Obstbäumen flankierte Landstraße, die durch die Orte führte und gleichzeitig auch Fuß- und Radweg war, unmittelbar miteinander verbunden. Diese Straße gibt es nicht mehr. Sie wurde schon vor Jahren durch eine begradigte, die Orte umgehende, breite Autofahrbahn, die heutige Staatsstraße 2230, ersetzt. Sie ist die Hauptverbindung zwischen den Städten Gunzenhausen und Treuchtlingen und „längst zur Schnellstraße mutiert“, sagt Sojka: „Radfahrer sind auf dieser Straße nicht mehr zu sehen. Für sie ist diese Straße lebensgefährlich geworden.“ Aus Sicherheitsgründen sind solche Strecken andernorts für den Fahrradverkehr gesperrt.

Der Berolzheimer beklagt, dass es keine Ausweichmöglichkeiten mehr gebe und die üblicherweise für derart ausgebaute Straßen dazugehörigen, notwendigen Radwege fehlen. „Man hat sie offenbar einfach vergessen.“ Sporadisch vorhandene, unbefestigte landwirtschaftliche Wege auf der einen oder anderen Straßenseite oder ein Stück asphaltierte alte Landstraße seien kein Ersatz. In vielen Fällen, wie etwa zwischen Dittenheim und Meinheim, seien nicht mal solche Wege vorhanden. „Die Situation ist ziemlich einmalig. Da haben die benachbarten, in Kirchturmsicht gelegenen Gemeinden gemeinsame Schul- und Verwaltungseinrichtungen, ohne dass der Bürger in der Lage wäre, diese mit dem Rad zu erreichen.“ In städtischen Regionen sei soetwas nicht vorstellbar.

Zu weit weg von den Orten

Der Altmühltal-Radweg sei in diesem Fall keine Alternative, da er von den Ortschaften zu weit entfernt und kilometerweit nur mit Kalkstein geschottert und nicht asphaltiert sei. Zudem könne es vorkommen, dass der Weg verschmutzt und bei Altmühl-Hochwasser überschwemmt ist.

Die Benachteiligung der hiesigen Region sei gravierend, besonders im Vergleich zum Nachbarlandkreis Ansbach, wie aus Zahlen des bayerischen Verkehrsministeriums hervorgeht. Demnach gibt es in Altmühlfranken an Bundesstraßen etwa 38 Kilometer Radweg (entspricht gut 36 Prozent der Gesamtstrecke der Straße), an Staatsstraßen etwa 14 Kilometer (was knapp 7 Prozent ausmacht). Im Landkreis Ansbach befinden sich entlang von 80 Prozent der Bundesstraßen ein Radweg, bei den Staatsstraßen sind es 17 Prozent.

Dabei gibt es sogar einen finanziellen Zuschuss vom Freistaat für Radwege entlang von Bundes- und Staatsstraßen. Die Förderung erfolgt oft im Rahmen von Fünf-Jahres-Programmen, das aktuelle läuft Ende 2019 aus. Darin ist sogar ein straßenbegleitender Radweg an der Staatsstraße 2230 zwischen Wettelsheim und Treuchtlingen enthalten. Treuchtlingens Bauamtschef Jürgen Herbst kann dazu momentan keine Auskunft geben, man befinde sich in Abstimmung mit dem staatlichen Bauamt.

Dafür nennt Herbst zwei andere Radwegprojekte auf Treuchtlinger Gebiet, die bald umgesetzt werden sollen: Zwischen Bubenheim und Graben soll entlang der Gemeindeverbindungsstraße ein Radweg entstehen, um vor allem Schulkindern eine sichere Fahrt zu ermöglichen. Außerdem ist neben der Staatsstraße 2216, zwischen Auernheim und dem Sägewerk, ein Weg für Radler geplant.

Ausbau Zug um Zug

Auch Markt Berolzheim ist nicht ganz untätig, wie Bürgermeister Fritz Hörner auf Anfrage mitteilt. So sei er der Idee eines durchgängigen Radwegs zwischen Treuchtlingen und Gunzenhausen aufgeschlossen und verweist auch auf die eher touristische Nutzung des Altmühltal-Radwegs. Doch er gibt zu bedenken, dass die Finanzlage mancher Kommunen einen Ausbau nicht immer sofort möglich macht. „Das muss Zug um Zug geschehen“, so Hörner und verweist auf einen ganz konkreten Ausbauplan: So soll der Feldweg entlang der Staatsstraße zwischen Markt Berolzheim und Meinheim zu einem 3,75 Meter breiten und asphaltierten Kernweg umgebaut werden. Der dient dann vor allem für landwirtschaftliche Zwecke, könne aber natürlich auch von Radfahrern benutzt werden.

Doch: „Die wesentlichen Teilabschnitte Dittenheim-Meinheim und Markt Berolzheim-Wettelsheim sind in den Planungen bisher nicht enthalten“, beklagt Radfahrer Sojka. Zumindest zwischen Meinheim und Dittenheim gestalte sich der Bau eines Radwegs entlang der Staatsstraße als schwierig, so Peter Knoll, Geschäftsleiter der VGAltmühltal.

So müsse die Staatsstraße 2384 nach Heidenheim gequert werden, was für zusätzlichen Aufwand sorge. Außerdem seien die bestehenden Wege nicht für einen Ausbau geeignet, wie er etwa zwischen Berzolzheim und Meinheim stattfinden soll. „Aber das Thema Radweg beschäftigt die Gemeinden immer wieder“, berichtet Knoll. Von Dittenheim aus können Radfahrer dann auf asphaltierten Wegen und kleineren Straßen über Windsfeld und Unterasbach an der B 13 entlang nach Gunzenhausen fahren.

Der Berolzheimer Sojka möchte aufrütteln, denn derzeit erfolgt die Fortschreibung des nächsten Fünf-Jahres-Programms bis 2024. Laut Staatsministerium wird momentan geprüft, ob weitere Teilabschnitte entlang der Staatsstraße 2230 angemeldet werden. „Der Zeitpunkt ist günstig um die Versäumnisse der Vergangenheit wenigstens teilweise auszugleichen.“, meint Sojka. Er hofft auf die Macht des Wahlkampfs für die Kommunalwahlen 2020, bei dem vielleicht das ein oder andere Projekt umgesetzt wird, um in der Wählergunst zu steigen. Falls nicht, könnten das die Bürger auch mit ihrer Wahlentscheidung quittieren.

1 Kommentar