Berufsparcours für Mittelschüler in Treuchtlingen

19.10.2014, 12:45 Uhr
Berufsparcours für Mittelschüler in Treuchtlingen

© Hubert Stanka

In der Mensa in der „Sene“ herrschte reges und dabei doch konzentriertes Treiben. In regelmäßigen Wellen trafen Klassen aus dem gesamten Landkreis ein, um sich bei den aufgebauten Stationen kurz ins Berufsleben zu stürzen. Eine vielseitige und interessante Plattform, um die eigenen Neigungen für den späteren Beruf auszuloten.

Auf dem Arbeitsmarkt gibt es eine paradoxe Situation. Obwohl die Lage im europäischen Vergleich hierzulande noch rosig ist, gibt es trotzdem verhältnismäßig viele arbeitslose Jugendliche. Gleichzeitig klagen Unternehmen über zunehmenden Mangel an Fachkräften.

Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft mit immer mehr Alten und gleichzeitig immer weniger Jungen lässt die Wirtschaft kreativ werden, denn es ist nicht abzusehen, dass sich die Lage ändert. Deshalb werden verstärkt neue Wege gegangen, um den Jugendlichen bei der Berufsfindung zu helfen und sie für den einen oder anderen Weg zu begeis­tern. Zeugnisse und Personalgespräche allein reichen heutzutage längst nicht mehr aus, um gutes Personal zu finden. Es wird immer mehr der direkte Kontakt zu den Schülern und späteren potenziellen Bewerbern gesucht.

Auch in den Schulen reifte in den vergangenen Jahren immer mehr die Erkenntnis, dass Unterricht am Ende idealerweise in den Beruf mündet und deshalb auch möglichst früh ein Bezug zur späteren Berufswelt geschaffen werden sollte. Ungezwungen in das Arbeitsleben hineinzuschnuppern sowie eigene Neigungen und Fähigkeiten zu entdecken, ist deshalb heute auch ein Teil des Schulalltags.

Und für die Schüler selbst ist es ebenfalls wichtig auszuloten, ob der vermeintliche Traumjob tatsächlich den eigenen Vorstellungen entspricht. Und wer noch gar keine Idee vom späteren Beruf hat, der stößt beim Berufsparcours vielleicht ganz aus Versehen auf eine Tätigkeit, die begeistert.

Berufsparcours für Mittelschüler in Treuchtlingen

© Hubert Stanka

Insofern ist dieser jährliche Berufsparcours, der nun schon zum sechsten Mal in Folge in der Senefelder-Schule über die Bühne ging, ein folgerichtiges Angebot, das allen gesellschaftlichen Interessengruppen dient. Bei dieser „Messe“ kann es auch erste Kontakte für spätere Praktika geben. Berufliche Fehlentscheidungen können vielleicht verhindert werden. Und – ganz wichtig – die Schüler sprechen dabei in der Regel auch mit nur wenig Älteren, die bereits in der Ausbildung im jeweiligen Betrieb stehen und über ihre Erfahrungen berichten können.

Der Berufsparcours ist ein Projekt  von Karin Ressel vom Technikzent­rum Minden-Lübbecke, einem gemeinnützigen Verein. Sie vermittelt Jugendlichen durch eine praxisnahe Berufsorientierung Berufsperspektiven. Dieses Projekt hat sich längst zu einer bundesweiten Kampagne etabliert. Mit der „Premiere“ in der Senefelder-Schule im Jahr 2009 hielt dieses Konzept auch in Mittelfranken Einzug. Mittlerweile ist es so etwas wie ein Selbstläufer.

Der Berufsparcours läuft im Rahmen des regionalen Projektes „Mittelschulen-Arbeitswelt-Partnerschaft“ (MAP) der Hermann-Gutmann-Stiftung Weißenburg. Unterstützt und gefördert wird diese Kampagne zudem von der Agentur für Arbeit in Weißenburg sowie vom staatlichen Schulamt Weißenburg-Gunzenhausen. Und sie lebt natürlich auch vom Engagement der Lehrer.

Der Parcours ist immer auch auf engagierte Firmen angewiesen, die die Chance erkennen, auf diesem Wege Nachwuchs für den eigenen Betrieb oder die Branche zu finden. Heuer warteten erneut rund 20 Firmen und Institutionen aus dem Landkreis mit unterschiedlichen Berufsbildern auf, um sich an ihren jeweiligen Stationen in der Schulmensa zu präsentieren. Mit Hilfe berufstypischer Tätigkeiten sollten die Mittelschüler ab der 7. Klasse hier ihre Interessen und Fähigkeiten ausloten.

Dabei stehen an jeder Station Mitarbeiter des Betriebes für Hilfestellungen und Fragen bereit und eben auch ehemalige Schüler und jetzige Auszubildende.  
Das berufliche Spektrum des zweitägigen Parcours präsentierte sich auch diesmal bunt: Es reichte vom Maler über Altenpfleger bis hin zur Hotelfachkraft. Zu beobachten war ernsthaftes Interesse und Arbeiten. Karin Ressel empfing jede einzelne Schüler-Gruppe in „Feldwebel-Manier“ und erklärte die weitere Vorgehensweise.

Der Weißenburger Arbeitsagentur geht es bei dem Ganzen um eine wachsende, partnerschaftliche Zusammenarbeit von Schule, Schulamt, Stiftung, Arbeitsagentur und Betrieben. Der Hermann-Gutmann-Stiftung ist es wichtig, auch kleinen Unternehmern mit wenigen Beschäftigten die Teilnahme am Berufsparcours zu ermöglichen und verschiedene Berufsbilder darzustellen. Besonders kleine Betriebe haben oft nur eine dünne Personaldecke.

Für sie ist es schwer, den Berufsparcours mit Personal zu besetzen. Dabei sind die Erfahrungen in den Betrieben gut. Einzelne berichten, dass es nach der Präsentation deutlich mehr Bewerber gegeben habe.

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