Bis zuletzt ein Kämpfer: Abschied von Richard Zäh

16.11.2020, 06:04 Uhr
Bis zuletzt ein Kämpfer: Abschied von Richard Zäh

© Archivfoto: Stadt Treuchtlingen

Das Wort "umtriebig" beschreibt nur unzureichend den nimmermüden Einsatz von Richard Zäh für die Belange seines Berufsstands, der Stadt Treuchtlingen und ganz Altmühlfrankens. Neben dem eigenen Hof mit Schweinemastbetrieb war er vor allem in der Agrarpolitik prägend für die Region. Unvergessen sind seine "Dachbodengespräche", zu der politische Schwergewichte wie der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein, der ehemalige Bundestagspräsident Richard Stücklen, die einstige Europaministerin Emilia Müller, die Bundeslandwirtschaftsminister Reinhold Bocklet und Christian Schmid, Regierungspräsident Thomas Bauer, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Josef Göppel oder die damaligen Bauernverbandspräsidenten Jürgen Ströbel und Gerd Sonnleitner den Weg ins kleine Dietfurt fanden.

Hinzu kommen 42 Jahre im Treuchtlinger Stadtrat, davon 24 als stellvertretender Bürgermeister, sowie jeweils 36 Jahre als Mitglied des Kreistags und als Dietfurter Ortssprecher. Für all dieses Engagement für die Allgemeinheit erhielt er das Bundesverdienstkreuz und machte ihn die Altmühlstadt im April dieses Jahres zu ihrem erst neunten Ehrenbürger. Damit steht Zäh für alle Zeit in einer Reihe mit großen Söhnen Treuchtlingens wie Elkan Naumburg, Heinrich Aurnhammer, Josef Lidl oder Hans Döbler.

Schon der Urgroßvater war Bürgermeister

Richard Zäh war gebürtiger Dietfurter. Vor der Eingemeindung des Dorfs nach Treuchtlingen waren sowohl sein Vater Adolf als auch sein Großvater und sein Urgroßvater dort Bürgermeister. Zäh besuchte die Bauernschule in Herrsching am Ammersee, die er 1973 als Landwirtschaftsmeister abschloss.

1970 übernahm er den Hof seiner Eltern und heiratete seine Frau Luise, mit der er erst vor wenigen Wochen Goldene Hochzeit feierte. Unsere Zeitung erinnerte daran mit einem Bild des Rapsfelds, auf dem der Junglandwirt ein Jahr zuvor als Verlobungsantrag den Namen seiner Angebeteten als Blütenmuster hatte wachsen lassen.

Zu dieser Zeit verdiente sich Zäh auch seine ersten kommunalpolitischen Sporen. 1978 wurde er für die CSU Stadtratsmitglied, war von 1996 bis 2002 dritter Bürgermeister und von 2002 bis 2020 erster Stellvertreter des Rathauschefs.

Hohes Ansehen in der Region

Sein Dorf Dietfurt vertrat er von 1978 bis 2014 als Ortssprecher und war von 1988 bis 2007 stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender. "Welch hohes Ansehen er in Stadt und Land genießt, insbesondere bei der ländlichen Bevölkerung, zeigen seine hohen Stimmergebnisse bei den Stadtrats- und Kreistagswahlen", erklärte der damalige Bürgermeister Werner Baum bei der Ernennung Zähs zum Ehrenbürger.

Darüber hinaus war der Verstorbene 22 Jahre lang Kreisvorsitzender der Landwirtschafts-AG der CSU und von 1978 bis 2015 Aufsichtsratsmitglied der Raiffeisenbank, 15 Jahre davon als Vorsitzender. Von 1984 bis 2004 fungierte er als ehrenamtlicher Richter beim Verwaltungsgericht in Ansbach und war als "Landwirt mit Leib und Seele" seit 1977 Ortsobmann und Kreisvorstandsmitglied des Bauernverbands. Von 1973 bis 2003 führte er die Kasse der Dietfurter Feuerwehr, 30 Jahre lang war er Mitglied im örtlichen Posaunenchor sowie viele Jahre lang Verbandsrat des Wasserzweckverbands links der Altmühl. Weitere 26 Jahre lang gehörte er dem Dietfurter Kirchenvorstand an und war in dieser Zeit maßgeblich am Ausbau der Pfarrscheune für Gemeinde und Landjugend beteiligt.

Ehrenbürger und Verdienstkreuzträger

Lang ist auch die Liste der Auszeichnungen, die Zäh in all den Jahren erhalten hat: Bundesverdienstkreuz am Bande, kommunale Verdienstmedaille in Bronze, silberner und goldener Ehrenring der Stadt, silberne Ehrennadel des Genossenschafts- und des Bauernverbands, Ehrenzeichen der Feuerwehr, silberne Ehrennadel des Gartenbauvereins Mittelfranken und Ehrenmitgliedschaft der Treuchtlinger CSU, um nur einige zu nennen.

Am wichtigsten war ihm trotz dieser vielen, zeitraubenden Ämter aber seine Familie. Um Richard Zäh trauern neben seiner Frau Luise auch sein Sohn Jochen, seine Töchter Ute und Sabine sowie die vier Enkel Maximilian, Bastian, Katharina und Magdalena.

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