Bleibt die Bahn-Unterführung in Gstadt, wo sie ist?

26.1.2016, 06:05 Uhr
Bleibt die Bahn-Unterführung in Gstadt, wo sie ist?

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Letzteres steht in etwa neun Jahren an. 2025 will die Bahn das ungenutzte Rangiergleis abbrechen, das derzeit die Gstadter Straße auf einer eigenen Brücke parallel zur zweigleisigen Hauptstrecke quert. Um Kosten zu sparen, will die Stadt gleichzeitig auch die Unterführung sanieren und verbreitern.


Wie Bauamtsmitarbeiter Matthias Faulhaber nun erklärte, möchte die Stadt mit der Bahn „in eine offene Diskussion eintreten“, wie das aktuell sehr schmale und niedrige Bauwerk erneuert und vergrößert werden könnte. Aus Sicht der Verwaltung sollte die Durchfahrtshöhe von 3,80 auf mindestens 4,70 Meter und die Gesamtbreite von ebenfalls 3,80 auf fast zehn Meter wachsen. Dies würde Platz für zwei Fahrspuren schaffen und einen 2,50 Meter breiten Gehsteig einschließen, der bisher völlig fehlt.


Nicht ganz neu, aber noch kaum diskutiert ist zudem die Möglichkeit, die Unterführung rund 80 Meter nach Norden zu verlegen. Dazu gibt es eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2005. Da das im Westen an die Bahntrasse angrenzende Regenrückhaltebecken südlich des THW-Heims ohnehin zu groß dimensioniert sei, könne die Gstadter Straße alternativ bereits auf Höhe des derzeitigen südlichen Beckenrands abknicken und die Bahnlinie kreuzen, so die Idee der Planer.


Ein solcher Neubau könnte die Bahn unter Umständen sogar günstiger kommen als die Sanierung im Bestand. In Verbindung mit dem neuen „Kernwegenetz“, in dessen Ausbauplan die Straßenverbindung von Gstadt Richtung Stadtmitte gelistet ist, gibt es dafür laut Faulhaber eventuell einen weiteren Fördertopf.


Generell zeigte sich der Bauausschuss gegenüber der Idee einer Verlegung der Brücke aufgeschlossen und sprach sich einstimmig für eine „Verlangensäußerung“ der Stadt aus, die Unterführung gemeinsam mit der Bahn neu zu planen. Marco Satzinger (CSU) regte lediglich an, eine „Ausstiegsmöglichkeit“ offen zu halten, falls in den nächsten Jahren doch wieder eine Nordumfahrung zur Debatte stehe. Bürgermeister Werner Baum entgegnete dem, dass die Brücke auch beim Bau einer Umgehung für die Logistik benötigt werde. Außerdem sei er dagegen, die östliche Zufahrt von Gstadt zu kappen, sodass die (etwa 50) Einwohner nur Richtung Ansbacher Straße angebunden wären.


Flacher, breiter, sicherer


Koplett neu gebaut wird auch die Querung der Bahnlinie südlich von Möhren auf Höhe der Awo-Wohnstätte (Kohlschlagstraße) Richtung Zwerchstraß. Sie bleibt an ihrem jetzigen Ort – nicht nur wegen des Protests der Anwohner (wir berichteten), sondern auch wegen der Kosten der Bauarbeiten im felsigen Gelände sowie für eine Verlegung der Zufahrt zur Kreisstraße.


Den beiden Felsnasen seitlich der alten Brücke geht es dennoch an den Kragen: Sie müssen gut 80 Zentimeter weichen, um die Bahntrasse verbreitern zu können. Damit zusammen hängt eine geringfügige „Tiefer­legung“ der neuen Überführung, da die Oberleitungen der Bahn künftig nicht mehr am Bauwerk hängen, sondern zwei eigene Masten erhalten. Angenehmer Nebeneffekt: Das Gefälle hin zur Kreisstraße wird etwas flacher und damit im Winter weniger gefährlich. Die Tragkraft der Brücke steigt von aktuell sechs auf bis zu 60 Tonnen.


Ob die neue Überführung auch um bis zu eineinhalb Meter breiter wird, um einen von der Straße getrennten Fußweg aufzunehmen, hängt laut Bauamtsmitarbeiter Charly Bösel noch von der Höhe der Förderung und der Kostenbeteiligung der Bahn ab. Letztere sei der Stadt bereits bei der Entwässerung der Brückenzufahrt entgegengekommen. Die Kostenberechnung liege bislang „im Rahmen“.


Einfacher gestaltet sich der Neubau der Brücke nordöstlich von Gundelsheim Richtung Eichhof. Auch sie wird wegen der Oberleitungen angehoben, was aber wesentlich unkomplizierter ist, da es sich um eine Verbund- und keine Bogenbrücke handelt. Allerdings wird dadurch auch die Auffahrt steiler. Von den beiden Zufahrtsästen zur Kreisstraße wird nur der nordöstliche Richtung Treuchtlingen vollwertig ausgebaut. Der südwestliche Ast bleibt lediglich zur Anbindung des angrenzenden Privatgrundstücks erhalten. Von der dann deutlich übersichtlicheren Einmündung und einem Tempolimit auf 70 in diesem Bereich versprechen sich Stadt und Polizei laut Faulhaber mehr Verkehrssicherheit.


Den Anfang macht die Bahn voraussichtlich noch im November dieses Jahres mit dem Abbruch der Brücke bei Gundelsheim. Weiter geht es im April 2017 mit den Oberleitungsmasten und im Juni mit dem Abbruch der Überführung bei Möhren. Die Bahnlinie ist währenddessen für mehrere Tage gesperrt. Die neuen Widerlager können anschließend während des Zugverkehrs gebaut werden, und für das Einheben der horizontalen Teile reicht jeweils eine kurze Nachtsperrung.
Auf diese Weise beschränkt sich die Zeit, während der beide Querungen gleichzeitig nicht befahrbar sind, auf etwa drei Monate zwischen Juni und September 2017. Rund eine Million Euro nimmt die Stadt für die Arbeiten an der Möhrener Brücke in die Hand, weitere 750.000 für die Überführung bei Gundelsheim.


Keine besonderen Ausbauwünsche äußert die Stadt der Bahn gegenüber schließlich für die Unterführung im Möhrenbachtal an der Mattenmühle Richtung Haag. Sie soll ebenso wie die Gstadter Brücke 2025 erneuert werden. Laut Matthias Faulhaber kann die Stadt „mit der Bestandssituation gut leben“. Die Verwaltung wolle lediglich darauf hinwirken, dass die Fahrbahnbreite erhalten bleibt. Sie liegt derzeit bei 5,20 Metern, ist de facto aber etwas größer, da die Stützflanken der Unterführung stark zurückweichen. So bleibt im Begegnungsverkehr Platz für überstehende Fahrzeugteile wie etwa Seitenspiegel. Wenn die neue Brücke rechteckig ausgeführt werde, solle die Bahn dies berücksichtigen, so die einhellige Meinung im Bauausschuss.

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