Brücken werden zu „heißem Eisen“ für Treuchtlingen

6.4.2017, 06:05 Uhr
Brücken werden zu „heißem Eisen“ für Treuchtlingen

© Hubert Stanka

Planung und Bau der beiden Brü­cken sind insgesamt ein sehr undurchsichtiger Vorgang. Hauptknackpunkt ist wohl der Zeitdruck, den es in Abstimmung mit den „Sperrpausen“ der Bahnstrecke gibt, und dass die Stadt sich auf die von der Bahn vorgegebene, enge Zeitschiene eingelassen hat.

In der Dezember-Sitzung hatte es über die Ausschreibung der Ausführungsstatik für die beiden Brücken schon eine Diskussion gegeben, die nur für Fachleute durchschaubar war – für die Mehrheit des Stadtrats erklärtermaßen nicht. Marco Satzinger (CSU) hatte seinerzeit gefordert, auch zuzulassen, dass die Bauunternehmen die Statik mit anbieten können.

Diesem Vorschlag folgte der Stadtrat. Allerdings wurde der Beschluss vom Bürgermeister wieder kassiert, da das mit der Gesamtplanung beauftragte Büro IGS interveniert hatte. Die Statik vergab Baum anschließend im Rahmen einer dringlichen Anordnung an IGS.

Bei der Ausschreibung der Bauleis­tungen ging nun nur ein einziges, ziemlich teures Angebot ein, nämlich von der Firma Vitus Rieder. Die Kosten für beide Brücken liegen zusammen bei über 2,8 Millionen Euro und damit um mehr als 17 Prozent über der Schätzung. Die Stadt muss zwar von dieser Summe „nur“ rund 600.000 Euro tragen. Das sind aber trotzdem rund 100.000 Euro mehr als geplant. Den Auftrag vergab Rathauschef Baum erneut per dringlicher Anordnung, da die Firma wegen der knappen Zeit eine enge Angebotsbindefrist gesetzt hatte.

Wie Charly Bösel von der Stadtverwaltung in der Sitzung erklärte, arbeitet die Firma Rieder gut mit der Bahn zusammen. Das Angebot sei außerdem immer noch wirtschaftlich, weil andernfalls die Stadt wegen der Sperrpausen der Bahn zwei Jahre „ausgesperrt“ gewesen wäre.

Eklat in geschlossener Sitzung

Laut Bürgermeister Baum hatte es im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Bauausschusssitzung eine emotionale Diskussion gegeben. Beinahe hätte er eine Sondersitzung ansetzen müssen. Er habe aus diesem Grund eigentlich nochmals formal über die Vergabe abstimmen lassen wollen. Da dies weder rechtlich noch sonstwie etwas gebracht hätte, wurde das Ansinnen am Ende aber begraben.

Marco Satzinger ergänzte, dass jetzt nichts gegen die Vergabe gesprochen habe. Allerdings übte er Kritik an der vorherigen Vorgehensweise. Die Stadt hätte den Bau einer der beiden Brü­cken noch schieben können und wäre dann bei der Statik und den Bauleis­tungen günstiger gefahren. Einige Firmen hätten wegen des enormen Zeitdrucks kein Angebot abgegeben. „Wir hätten massiv Geld sparen können, wenn wir uns etwas mehr Zeit gelassen hätten“, so Satzinger.

Auch Klaus Fackler (FW) zeigte „Unbehagen“ angesichts der dringlichen Vergaben. Wenn nur ein Angebot eingehe, gebe es keinen Wettbewerb. Ein schlechtes Gefühl habe er schon bei der Weihnachtssitzung gehabt, weil die Ratsmitglieder dem Thema fachlich nicht hätten folgen können. Das sei ein Fingerzeig, solche Beschlüsse nicht zu fassen, wenn es um große Themen gehe.

Über Stadtrat hinweg entschieden

Hans König (TBL) ergänzte, dass es grundsätzlich nicht schön sei, wenn über die Köpfe des Stadtrats hinweg entschieden werde. Dies missfalle auch ihm, gestand Bürgermeister Baum ein. Aber man lerne daraus. Er dankte am Ende ausdrücklich für die sachliche Diskussion.

Ob die Brückenbauwerke jetzt „in trockenen Tüchern“ sind, wird sich zeigen. Wie zu erfahren war, sind bis heute keine vollständigen Pläne eingereicht, und auch der Kreuzungsvertrag mit der Bahn ist noch nicht unterschrieben. Die beiden Bahnbrücken entwickeln sich damit immer mehr zu einem „heißen Eisen“. Weitere teure Überraschungen für die Stadt scheinen durchaus möglich. Und falls der Brückenbau nicht während der Sperrzeiten der Bahnstrecke realisiert werden kann, müssen sich die Anlieger auf lange Umwege gefasst machen.

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